Oberhaupt der literarischen Republik
Seine Heimat war die Literatur, sein Leben das Schreiben und Streiten für Literatur. Mit Leidenschaft, notorischer Streitlust und prägnanten Urteilen hat Marcel Reich-Ranicki das literarische Leben in Deutschland geprägt.
"Ich habe mein ganzes Leben lang mich mit Literatur beschäftigt. Ich habe immer wieder versucht, die Literatur lesbar zu machen für ein möglichst großes Publikum. Es ist keine einfache Sache, deutsche Literatur lesbar zu machen."
Seine Heimat war die Literatur, sein Leben das Schreiben und Streiten für Literatur. Marcel Reich-Ranicki wurde 1920 geboren. In Berlin besuchte er das Gymnasium: "Schon in der Schule hat mir ein Deutschlehrer vorausgesagt, dass ich Kritiker sein werde: Aus dir wird ein Kritiker werden."
Doch die nationalsozialistischen Rassengesetze verwehrten dem hochbegabten Abiturienten das Studium. Er wurde nach Polen ausgewiesen und in das Ghetto von Warschau gezwungen. Kurz vor der Deportation gelang Marcel Reich-Ranicki und seiner Frau Teofila die Flucht aus dem Ghetto. Reich-Ranickis Eltern wurden nach Treblinka deportiert und ermordet:
"Ich sagte ihnen, wo sie sich anstellen mussten. Mein Vater blickte mich ratlos an, meine Mutter erstaunlich ruhig. Ich wusste, dass ich sie zum letzten Mal sah."
Wie er die Nazi-Zeit überlebt und wie ihm die Literatur, das Reden, das Memorieren von Literatur dabei geholfen haben, das hat Marcel Reich-Ranicki später in seiner bewegenden Autobiographie "Mein Leben" geschildert. Darin ist auch nachzulesen, wie er nach dem Krieg für den polnischen Geheimdienst in London arbeitete, schließlich wegen ideologischer Entfremdung aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen wurde und sich in Warschau als Lektor und Übersetzer durchschlug.
Im Sommer 1958 siedelt er in die Bundesrepublik über, nahm den Namenszusatz Ranicki hinzu und eroberte sich mit Artikeln in "Zeit" und "Welt" rasch einen Ruf als kundiger wie scharfzüngiger Literaturkritiker. 1973 wurde er Literaturchef in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Kaum im Ruhestand, gab der Literaturpapst beim ZDF den Gastgeber der Fernsehsendung "Das literarische Quartett":
"Meine Damen und Herren, dies ist keine Talkshow. Was wir Ihnen zu bieten haben ist nichts anderes als Worte, Worte, Worte. 75 Minuten lang Worte und, wenn’s gut geht, das ist ein Ziel aufs Innigste zu wünschen, vielleicht auch Gedanken."
Mit dem "Literarischen Quartett" lieferte Marcel Reich-Ranicki den Beweis, dass das schiere Reden über anspruchsvolle Literatur hohen Unterhaltungswert haben kann. Als Literaturpapst wurde Marcel Reich-Ranicki geehrt wie gefürchtet. Er mochte diesen Titel nicht. Zu seinem 90. Geburtstag verlieh ihm Frank Schirrmacher, Herausgeber der "FAZ", hingegen staatsmännische Weihen:
"Von Ihrem Amt als Repräsentant des literarischen Lebens in diesem Land sind Sie nie zurückgetreten, auch nicht in der FAZ. Es ist gut, sage ich, dass er, der von der Literatur als seinem portativen Vaterland spricht, dass er das Staatsoberhaupt der literarischen Republik ist."
Mit seiner Leidenschaft für die Literatur, mit seiner notorischen Streitlust und seinen scharfen, prägnant formulierten Urteilen hat Marcel Reich-Ranicki das literarische Leben in Deutschland geprägt und bestimmt. Seine Unbestechlichkeit und seine Entschiedenheit für die Literatur hat Maßstäbe gesetzt. Seine Stimme wird fehlen:
"Und so sehen wir betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen"
Seine Heimat war die Literatur, sein Leben das Schreiben und Streiten für Literatur. Marcel Reich-Ranicki wurde 1920 geboren. In Berlin besuchte er das Gymnasium: "Schon in der Schule hat mir ein Deutschlehrer vorausgesagt, dass ich Kritiker sein werde: Aus dir wird ein Kritiker werden."
Doch die nationalsozialistischen Rassengesetze verwehrten dem hochbegabten Abiturienten das Studium. Er wurde nach Polen ausgewiesen und in das Ghetto von Warschau gezwungen. Kurz vor der Deportation gelang Marcel Reich-Ranicki und seiner Frau Teofila die Flucht aus dem Ghetto. Reich-Ranickis Eltern wurden nach Treblinka deportiert und ermordet:
"Ich sagte ihnen, wo sie sich anstellen mussten. Mein Vater blickte mich ratlos an, meine Mutter erstaunlich ruhig. Ich wusste, dass ich sie zum letzten Mal sah."
Wie er die Nazi-Zeit überlebt und wie ihm die Literatur, das Reden, das Memorieren von Literatur dabei geholfen haben, das hat Marcel Reich-Ranicki später in seiner bewegenden Autobiographie "Mein Leben" geschildert. Darin ist auch nachzulesen, wie er nach dem Krieg für den polnischen Geheimdienst in London arbeitete, schließlich wegen ideologischer Entfremdung aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen wurde und sich in Warschau als Lektor und Übersetzer durchschlug.
Im Sommer 1958 siedelt er in die Bundesrepublik über, nahm den Namenszusatz Ranicki hinzu und eroberte sich mit Artikeln in "Zeit" und "Welt" rasch einen Ruf als kundiger wie scharfzüngiger Literaturkritiker. 1973 wurde er Literaturchef in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Kaum im Ruhestand, gab der Literaturpapst beim ZDF den Gastgeber der Fernsehsendung "Das literarische Quartett":
"Meine Damen und Herren, dies ist keine Talkshow. Was wir Ihnen zu bieten haben ist nichts anderes als Worte, Worte, Worte. 75 Minuten lang Worte und, wenn’s gut geht, das ist ein Ziel aufs Innigste zu wünschen, vielleicht auch Gedanken."
Mit dem "Literarischen Quartett" lieferte Marcel Reich-Ranicki den Beweis, dass das schiere Reden über anspruchsvolle Literatur hohen Unterhaltungswert haben kann. Als Literaturpapst wurde Marcel Reich-Ranicki geehrt wie gefürchtet. Er mochte diesen Titel nicht. Zu seinem 90. Geburtstag verlieh ihm Frank Schirrmacher, Herausgeber der "FAZ", hingegen staatsmännische Weihen:
"Von Ihrem Amt als Repräsentant des literarischen Lebens in diesem Land sind Sie nie zurückgetreten, auch nicht in der FAZ. Es ist gut, sage ich, dass er, der von der Literatur als seinem portativen Vaterland spricht, dass er das Staatsoberhaupt der literarischen Republik ist."
Mit seiner Leidenschaft für die Literatur, mit seiner notorischen Streitlust und seinen scharfen, prägnant formulierten Urteilen hat Marcel Reich-Ranicki das literarische Leben in Deutschland geprägt und bestimmt. Seine Unbestechlichkeit und seine Entschiedenheit für die Literatur hat Maßstäbe gesetzt. Seine Stimme wird fehlen:
"Und so sehen wir betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen"