Ein Konservativer, ein Linker oder ein Kompromisskandidat?
Heute Vormittag wird der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. Robert Zollitsch gibt das Amt aus Altersgründen ab. Wer könnte ihm nachfolgen? Ein Interview mit unserem Kirchenredakteur Philipp Gessler.
Es gebe für dieses Amt keine offizielle Bewerberliste, sagt Philipp Gessler, Kirchenredakteur beim Deutschlandradio Kultur. Seiner Meinung nach kommen vor allem acht Kandidaten infrage. Hier sein Überblick:
Kardinal Rainer Maria Wölki aus Berlin – für Gessler ist er "etwas konturlos, kommt aber aus diesem Meisner-Stall", also aus dem konservativen Umfeld von Kardinal Joachim Meisner aus Köln. Er habe sich " freigeschwommen", sei aber "wahrscheinlich eher zu den Konservativen zu rechnen".
Bischof Stephan Ackermann aus Trier – laut Gessler eher links und progressiv: "Er hat sich als Missbrauchsbeauftragter der katholischen Kirche in Deutschland ja um ein Thema gekümmert, das so richtig überhaupt keinen Spaß macht und wo man (…) nur mit negativen Schlagzeilen zu tun hat."
Bischof Heiner Koch aus Dresden – Gessler: "Heiner Koch in Dresden kommt auch aus diesem Meisner Stall, da kann man nicht genau sagen, in welche Richtung er tendiert – er ist eben in dieser Diaspora-Situation und in Ostdeutschland."
Kardinal Reinhard Marx aus München – er gehört "sozialpolitisch eher zu den Linken, aber kirchenpolitisch eher zu den Rechten", so Gessler.
Bischof Franz-Josef Overbeck aus Essen – "Das war der Mann, der damals bei 'Anne Will' gesagt hat 'Homosexualität ist Sünde'." Für unseren Kirchenredakteur kommt Overbeck "aus dem konservativen Lage", habe er sich "aber in den letzten Wochen ein bisschen sanfter gezeigt".
Bischof Ludwig Schick aus Bamberg – "Das ist tatsächlich ein Linker, den man mal als 68er bezeichnet hat, der lobende Worte für die Überlegungen zu einer Frauen-Ordination gefunden hat", so Gessler.
Bischof Felix Genn aus Münster – für Gessler "ein ganz guter Kompromisskandidat", er habe sich vor allem "als Sanierer in Essen, wo er vorher Bischof war, einen Namen gemacht". Und Sanierer könne die Kirche aufgrund schrumpfender Mitgliederzahlen gebrauchen.
Als seinen persönlichen Favoriten bezeichnete Kirchenredakteur Philipp Gessler Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück: Der habe mit einem persönlichen, "sehr pathetischen Bußakt" auf den Missbrauchsskandal reagiert und "sich in seinem Dom auf die Erde gelegt und eben um Verzeihung gebeten". Zugleich sei er "profiliert im Dialogprozess mit den Laien" und daher "auch ein guter Kompromisskandidat".