Orchestermusiker protestieren gegen TTIP-Abkommen
Ungewöhnliche Protestaktion gegen das transatlantische TTIP-Abkommen in Mainz: Rund 150 Berufsmusiker aus allen öffentlich geförderten Orchestern Deutschlands haben vor dem Kurfürstlichen Schloss gegen den umstrittenen Freihandelspakt protestiert.
Die Musiker und Chorsänger führten die Europahymne als "Ode an die Politik" mit einem auf die TTIP-Verhandlungen umgedichteten Text auf.
"Wir sind keine Handelsware, TTIP bringt uns in Gefahr", hieß es darin.
Die Deutsche Orchestervereinigung fürchtet erhebliche Auswirkungen des Abkommens auf die öffentlich finanzierte Kulturszene in Deutschland.
Zum Auftakt ihrer diesjährigen Delegiertenversammlung in Mainz und vor der Aufführung am Mainzer Schloss hatten die Vertreter der Orchester eine Resolution verabschiedet, in der unter anderem gefordert wird, den Kulturbereich komplett aus den TTIP-Verhandlungen herauszunehmen. Außerdem mahnen die Musiker größere Offenheit anstelle der bisherigen Geheimgespräche an.
Der Chef der deutschen Orchestervereinigung, Gerald Mertens, der an dem Protest teilgenommen hat, äußerte sich im Deutschlandradio Kultur zu den Sorgen der Musikerinnen und Musiker:
"Wir befürchten, dass durch das transatlantische Handelsabkommen womöglich die öffentliche Finanzierung von Orchestern, von Theatern, aber auch von Rundfunkklangkörpern in Deutschland und in andere europäischen Ländern gefährdet sein könnte. In Amerika gibt es so eine öffentliche Förderung nicht. Die US-Orchester sind überwiegend privat finanziert – aus Spendengeldern, durch Fundraising und durch Sponsoring.
In Deutschland ist die Finanzierung überwiegend öffentlich. Und wir könnten uns Szenarien vorstellen, im Extremfall beispielsweise, dass ein amerikanisches Orchester nach Deutschland auf Tournee geht und dann vom deutschen Staat öffentliche Zuschüsse haben möchte, weil die deutschen Orchester ja auch öffentlich finanziert werden. Und dadurch könnte man sich auf eine Wettbewerbsverzerrung berufen."
Insgesamt herrsche keine Klarheit über die Rolle der Kultur in dem Handelsabkommen, bemängelte Mertens.