OECD-Bildungsstudie

Große Fortschritte bei der frühkindlichen Bildung

Von Christiane Habermalz |
Nach einer neuen OECD-Studie hat sich der Bereich der frühkindlichen Bildung in Deutschland deutlich verbessert. Auch die Jugendarbeitslosigkeit liegt unter OECD-Durchschnitt. Sorge bereitet allerdings die nach wie vor hohe Zahl der Studienabbrecher.
Zu große Chancenungleichheit, zu wenig Bildungsaufsteiger, eine zu geringe Akademikerquote: Das waren in den vergangen Jahren immer wieder die Kritikpunkte der OECD-Bildungsstudie "Bildung auf einen Blick" am deutschen Bildungssystem.
Diesmal kamen dagegen fast nur lobende Worte. Deutschland habe vor allem in der frühkindlichen Bildung in den vergangenen Jahren "erhebliche Fortschritte" gemacht. Zwei Drittel der Zweijährigen und über 90 Prozent der Dreijährigen nehmen an einer Vorschulbildung teil, sowie nahezu alle Vier-Fünfjährigen.
Das ist mehr als der OECD-Durchschnitt und ein wichtiger Schritt zu mehr Chancengleichheit, betonte Stefan Kapferer, stellvertretender Generalsekretär der OECD:
"Das hat etwas auch mit dem späteren Erfolg zu tun. Sie können in den PISA-Zahlen ganz deutlich messen, dass bereits ein Jahr frühkindliche Bildung nachher die Ergebnisse im PISA-Test deutlich verbessert. Insofern hat Deutschland hier einiges getan, um dieses Potential zusätzlich auszuschöpfen. Und das hat auch eine Bedeutung für Kinder mit Migrationshintergrund. Es ist völlig klar, dass Kinder deutlich besser abschneiden, die frühzeitig die Chance haben, den Spracherwerb zu verbessern, indem sie in einer frühkindlichen Bildungseinrichtung sind."
Leistungsfähiges duales Ausbildungssystem
Auch die Jugendarbeitslosigkeit ist in Deutschland so niedrig wie in kaum einem anderen Land der OECD. 2014 betrug der Anteil der 20- bis 24-Jährigen, die weder arbeiten noch eine Aus- oder Weiterbildung machen, nur zehn Prozent – gegenüber 17,9 Prozent im OECD-Durchschnitt.
Das sei ein "hervorragendes Ergebnis", so Kapferer. Grund sei zum einen die gute Wirtschaftslage - aber auch das leistungsfähige deutsche duale Ausbildungssystem, das besonders geeignet sei, auch bei der Integration von Migranten zu helfen.
Kapferer mahnte allerdings "spezielle Angebote" für Flüchtlinge an, um die Basis "noch weiter zu stärken".
Ausbildungsmeister Karl Schomaker (r) erklärt dem Spanier Daniel Marín Carmona am Donnerstag (19.04.2012) in einer Werkshalle der Firma Hermann Paus Maschinenfabrik GmbH in Emsbüren (Landkreis Emsland) die Funktionen eines Bergfahrzeugs. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel startet das Wirtschaftsbündnis Ems-Achse eine internationale Ausbildungsinitiative.
Ausbildung an der Maschine: Im Emsland werden Fachkräfte gesucht.© picture alliance / dpa
Als eine der großen Herausforderungen benannte die OECD-Studie den drohenden Fachkräftemangel. Allerdings helfe es, dass Deutschland in den letzten Jahren erfolgreich für die naturwissenschaftlich-technischen Fächer geworben habe. 40 Prozent der deutschen Studienanfänger entschieden sich für ein sogenanntes MINT-Fach.
"Deutschland hat die höchste Zahl von Studierenden prozentual, die ein Bachelorstudium im naturwissenschaftlichen Bereich aufnehmen. Das ist, glaube ich, eine sehr gute Tatsache. Denn Deutschland ist natürlich aufgrund seiner Industriestruktur, seiner Wirtschaftsstruktur ein Land, das einen erheblichen Nachbesetzungsbedarf von Ingenieuren, von Naturwissenschaftlern im Berufsleben hat."
Allerdings sei der Frauenanteil in den technischen Berufen immer noch zu niedrig. Dies läge auch an der Erwartungshaltung in den Elternhäusern. Von 40 Prozent der Jungen erwarteten die Eltern, dass sie später etwas mit Technik machten, aber nur von 14 Prozent der Mädchen. In anderen Ländern würden von Mädchen viel selbstverständlicher gute Leistungen in den Naturwissenschaften eingefordert.
Deutschland führend bei Promotionen und Abbrecherquoten
Bei den höheren Bildungsabschlüssen sieht die OECD für Deutschland einen Trend nach oben. Vor allem bei der Promotion sei Deutschland international führend: Mit neun Prozent eines Jahrgangs machen hier mehr als doppelt so viele Menschen ihren Doktor als im internationalen Vergleich.
Studenten sitzen in einem Hörsaal der Universität Koblenz-Landau
Studenten sitzen in einem Hörsaal der Universität Koblenz-Landau © picture alliance / dpa / Thomas Frey
Allerdings schneidet Deutschland bei den Studienabschlüssen eher schlecht ab. Zwar nehmen 53 Prozent eines Jahrgangs ein Studium auf oder machen ihren Meister – doch nur 36 Prozent schließen auch erfolgreich ab. Die hohen Abbrecherquoten zu senken, stelle eine der Herausforderung für die Zukunft dar, erklärte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka.
"Wir verlieren dadurch nicht nur volkswirtschaftliche Ressourcen, sondern das ist ja auch für den einzelnen Betroffenen, der ein Studium abbricht, immer ein Misserfolgserlebnis. Und deswegen sind die Dinge Beratung in den Gymnasien, Qualitätspakt Lehre oder anderes sehr wichtig."
Der OECD gehören derzeit 34 Länder an. Mitglieder sind neben Deutschland und anderen europäischen Staaten unter anderem die USA, Korea, Japan und Mexiko.
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