Öffentlich-rechtliche Sender

Beim Fernsehen kürzen, Online-Bereich ausbauen

06:25 Minuten
Ein Mann in Hemd und blauem Pullover steht in einer altmodischen Fernsehstudiokulisse: Es ist der damalige Redaktionsleiter des WDR-Politmagazins "Monitor": Klaus Bednarz.
Vor 21 Jahren wurde das WDR-Politmagazin "Monitor" noch von Klaus Bednarz moderiert. In Zukunft soll "Monitor" weniger häufig zu sehen sein. © picture-alliance / dpa | Ferdinand Ostrop
Leonhard Dobusch im Gespräch mit Max Oppel |
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Die ARD will bei Politmagazinen kürzen. Leonhard Dobusch aus dem ZDF-Fernsehrat sieht in der politischen Berichterstattung eine Legitimation der Öffentlich-Rechtlichen: In Zukunft müsse dieser Journalismus aber in digitalen Öffentlichkeiten bestehen.
Weniger Politmagazine in der ARD: Der "Weltspiegel" soll weg vom Sendeplatz am Sonntag vor der "Tagesschau", die Politmagazine wie "Monitor", "Panorama" und "Kontraste" sollen von 90 auf 66 Sendungen reduziert werden. Dieser Plan von Programmchefin Christine Strobl hat einen Aufschrei verursacht: Redaktionsleiter, Korrespondenten und andere Mitarbeiter wehren sich gegen die Beschneidung, eine Stellungnahme und ein Appell wurden verschickt.

Falsch kommuniziert, aber nicht falsch gedacht

Der Wirtschaftswissenschaftler Leonhard Dobusch, der als Vertreter des Internets im ZDF-Fernsehrat sitzt, sieht Fehler in der Kommunikation der geplanten Maßnahmen. Inhaltlich schaut er jedoch wohlwollender auf die Pläne:
"Prinzipiell kann ich dem Ansatz etwas abgewinnen, mehr Geld für Online-first- und Online-only-Produktionen auszugeben und hier auch vielleicht etwas an der Struktur der Magazine anzupassen, damit sie besser geeignet sind, um auch in Mediatheken ihr Publikum zu finden." Diese Diskussion würde Dobusch gerne "ergebnisoffen" führen, auch in Bezug auf die Politmagazine des ZDF.
Da die Öffentlich-Rechtlichen für die zusätzlichen Online-Inhalte nicht mehr Geld bekämen als zuvor für das lineare Programm allein, müssten sie sich überlegen, wo sie ihre Legitimation und ihre Kernkompetenzen haben: "Und da gehört natürlich die politische, journalistische und investigative Berichterstattung dazu." Dobusch plädiert deshalb dafür, über Budget-Umschichtungen vom fiktionalen Bereich in den journalistischen Bereich zu reden.

Marginalisierung? Zur Debatte um die Zukunft politischer Magazine in der ARD [AUDIO] Es gehe nicht um inhaltliche Neustrukturierung der Politmagazine, sondern eher um eine Reduktion, sagt Ferda Ataman von den Neuen deutsche Medienmacher*innen. Die ARD laufe Gefahr, ihren Markenkern zu beschädigen, wenn sie die Magazine seltener im Fernsehen sende.

Ferda Ataman von den Neue deutsche Medienmacher*innen schaut mit Brille vor blauem Hintergrund in die Kamera.
© picture alliance/ Jörg Carstensen

Die Zukunft ist online

Der Wirtschaftswissenschaftler hält Debatten über Sendeplätze nicht für zukunftsweisend. Es werde dann darum gehen, was man wie in Mediatheken präsentiere und was man wie auf Drittplattformen ausspiele. In Zukunft gehe es darum, wie man Informationsinhalte für neue, digitale Öffentlichkeiten aufbereite, so dass sie sich online auch durchsetzten.
"Wenn Öffentlich-Rechtliche auf Perspektive einen relevanten Beitrag zur Vielfalt unserer demokratischen Öffentlichkeit leisten und damit auch ihre Legitimation erhalten wollen, dann müssen sie auch auf den großen kommerziellen Plattformen präsent sein", sagt Dobusch.
Natürlich brauche es aber auch die öffentlich-rechtlichen Mediatheken, betont er. Mit Exklusiv-Inhalten wie etwa im Sport-Live-Bereich seien die Mediatheken auch stark genug, um zu zeigen, dass auch ihre Algorithmen, die nicht einer Aufmerksamkeitslogik wie bei Youtube, sondern einem demokratischen Auftrag folgten, sinnvoll seien.
(jfr)
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