Pierre Leonhard Ibisch und Jörg Sommer: "Das Ökohumanistische Manifest. Unsere Zukunft in der Natur"
Hirzel-Verlag, Stuttgart 2021
176 Seiten, 15 Euro
Warum nur radikales Umdenken die Welt retten kann
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Konsumorientierung, Wachstumsstreben und sogar Eigentum: All das müssen wir aufgeben, um Umwelt und Klima zu retten, findet Jörg Sommer von der Deutschen Umweltstiftung. Wie das funktionieren könnte, beschreibt er in seinem "Ökohumanistischen Manifest".
Nur ein radikales Umdenken kann die Umwelt und das Klima retten. Davon ist der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Umweltstiftung, Jörg Sommer, überzeugt. Viele Vorschläge zur Rettung der Umwelt, die gegenwärtig kursieren, hält er dagegen für naiv und technologiegetrieben.
Denn mit ein bisschen Reparieren wird es Sommer zufolge nicht möglich sein, die gravierenden Probleme zu lösen: CO2 aus der Atmosphäre saugen und unterirdisch speichern, den Plastikmüll auf den Meeren von Schiffen einsammeln lassen oder massenweise Baumsetzlinge in die Erde rammen - all das werde nicht viel bewirken, so Sommer.
"Das Problem ist, dass dahinter das gleiche Denken steckt wie jenes, das das Problem verursacht hat", betont der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Umweltstiftung. "Wir glauben, wir seien so etwas wie die Krone der Schöpfung. Wir machen uns die Erde untertan. Wir sind diejenigen, die besser wissen als die Natur, was für die Natur gut ist."
"Die Natur hat immer Recht"
Stattdessen fordert Sommer, die Rolle des Menschen in der Natur grundlegend zu überdenken. Wie das gehen könnte, skizziert er im "Ökohumanistischen Manifest", das er gemeinsam mit dem Biologen und Naturschützer Pierre Leonhard Ibisch geschrieben hat und das am 13. Oktober erschienen ist.
Die zehn Thesen des "Ökohumanistischen Manifests":
- Zwischen Mensch und Natur herrscht kein Widerspruch.
- Die Weisheit ist in uns allen.
- Die Natur hat immer recht.
- Es gibt kein Eigentum.
- Wirtschaft ist ein Werkzeug.
- Technik ist keine Befreiung.
- Glauben ist keine Handlungsanweisung.
- Menschlichkeit ist eine Kompetenz.
- Die Politik sind wir.
- Alles ist eine Frage der Prinzipien.
Kernelement des "Ökohumanismus" sei, den Menschen nicht als Beherrscher, sondern als Bestandteil der Natur zu verstehen: Insofern müsse der Mensch die "planetaren Grenzen" respektieren und innerhalb dieser Grenzen versuchen, ein gutes Leben für alle zu organisieren.
"Gutes Leben ist ein Leben, das Menschen ermöglicht, so frei wie möglich von Sorgen zu sein, von Ängsten, das Menschen Zugang zu lebensnotwendigen Dingen ermöglicht und Glück und Sicherheit, Zufriedenheit im Kreise von anderen Menschen, die ihnen wichtig sind."
"Es gibt kein Eigentum"
Das geht Sommer zufolge aber nur mit einer radikalen Absage an Wachstumsdenken, Konsum und sogar an Eigentum:
"Was beschert uns die Idee, dass es Privateigentum gibt, dass man Teile des Ökosystems, von dem man selber ein Teil ist, nicht nur besitzen kann, sondern auch verkaufen und vererben kann – und auch nutzen kann gegen die Interessen der Allgemeinheit?"