Wie wir den Regenwald retten können
Antonio Carlos Soares Pinto lebt in Deutschland und Brasilien: Er gründete vor über 25 Jahren eine Organisation zum Schutz des atlantischen Regenwalds und schwärmt von der Nähe der Deutschen zum Wald – und hat auch eine Vermutung, woher die kommen mag.
Der Soziologe und Ökologe Antonio Carlos Soares Pinto führt ein Leben zwischen zwei Ländern, das Thema seines Lebens aber bewegt ihn in Deutschland ebenso wie in seiner ursprünglichen Heimat Brasilien: Vor über 25 Jahren gründete er in München die Umweltorganisation "Salve Floresta", die sich dem Schutz des atlantischen Regenwalds verschrieben hat.
"Man sagt, der atlantische Regenwald ist schöner als Amazonien, weil wir hier Berge und Täler haben und kleine und große Flüsse. Dadurch entwickelt sich eine andere Natur, eine andere Flora und Fauna. Wir haben allein bei uns in der Regenwaldakademie 107 verschiedene Vogelarten, die sich in diesem Berggebiet einfach sehr wohlfühlen."
Von Medizin auf Soziologie umgeschwenkt
Antonio Carlos Soares Pinto stammt aus einer Zahnarztdynastie in Sao Paulo. Er kam als Student über Portugal nach Deutschland, geriet dort 1968 geradewegs in die Studentenrevolte, brach sein Medizinstudium ab und widmete sich dem Fach der Stunde: Soziologie.
Seine Arbeit als Umweltgutachter großer Bauprojekte im Amazonasgebiet schärfte schließlich sein Bewusstsein für die Zerstörung des brasilianischen Urwalds. Heute betreibt er mit seinem gemeinnützigen Verein südlich von São Paulo eine "Regenwaldakademie", in der Schüler und Studenten an die heimische Natur herangeführt werden sollen.
Daneben will Antonio Carlos Soares Pinto mit Ökotourismus und Bildungsreisen brasilianischen und ausländischen Touristen das fragile Ökosystem des Regenwalds näherbringen.
"Wir haben in der Regenwaldakademie eine Kompostierung. Wir kompostieren allen Müll. Wir haben eine biologische Kläranlage, das heißt alles, was wir benutzen, wird wiederverwendet. In unserem Haus benutzen wir nur Bioseife für die Wäsche, für die Küche, wir pflanzen viel eigenes Gemüse. Wir haben einen Biogarten. Wir versuchen maximal ökologisch zu arbeiten."
Regenwaldrettung braucht Jobs
Nur wenige Prozent des ursprünglich weit ausgedehnten Regenwaldgebiets an der brasilianischen Küste sind heute noch erhalten. Für seine Arbeit, sagt Antonio Carlos Soares Pinto, sei es von Anfang an unerlässlich gewesen, die einheimische Bevölkerung in das Projekt einzubeziehen.
"Wir können den Regenwald nur retten, wenn wir mit den Menschen zusammenarbeiten und den Menschen eine vernünftige Arbeit geben, und das war anfangs, die Produkte aus dem Regenwald zu gewinnen. Die Produkte, die nachhaltig wachsen."
Statt die Bäume für Brennholz oder Palmherzen zu roden, setzte der Ökologe mit seiner Organisation und den Bauern der Umgebung fortan auf Bananen, Ananas und Mangos, die sie trockneten und verkauften.
Die Deutschen, Märchen und der Wald
Viele deutsche Besucher hat der Soziologe, der mit seiner Familie noch immer in München lebt, in den letzten 25 Jahren in seiner Regenwaldakademie begrüßt. Die Deutschen, sagt der 70-Jährige, hätten allein durch die Märchen, die sie als Kind gelesen hätten, einen ganz besonderen Bezug zum Wald. Die Brasilianer dagegen hätten das besondere Ökosystem vor ihrer Haustür erst langsam zu schätzen gelernt.
"Es kommen sehr viele Brasilianer, die erleben, was sie lange Zeit nur gehört haben: Es gibt Wald. Der Brasilianer geht an den Strand, wir haben so viele Strände, er geht nicht in den Wald. Aber seit sie dort auch Komfort, gutes Essen, Sicherheit und Schönheit finden – das heißt einen schönen, intakten Wald ohne Müll, ohne Dreck – dann haben Sie Spaß dabei, das kennenzulernen."