Wenn Schafe im Weinberg mithelfen
Lösliches Kupfer ist ein altes Pflanzenschutzmittel. Landwirte nutzen es, um Äpfel und Wein vor Mehltau zu schützen. Doch im Laufe der Zeit hat sich das Schwermetall in den Böden angereichert. Ein Winzer bei Berlin setzt daher auf einen sehr viel ökologischeren Unkrautvernichter: Schafe.
Auf dem Weinberg des Klosterhofs Töplitz, nahe bei Berlin, weiden Schafe. Die Tiere fressen die Blätter von den Reben der Sorten Weiß- und Grauburgunder, Riesling und Regent. Der Winzer Klaus Wolenski verscheucht die Schafe nicht. Er hat sie von einem Züchter erworben und vertraut darauf, dass die Tiere in seinem ökologisch bewirtschaftetem Weinberg bestimmte Aufgaben übernehmen.
"Die Schafe sollen entlauben, um für uns zu erreichen, dass die Traube von der Sonne verwöhnt wird und dass der Wind stets und ständig durch die Rebe geht. Dadurch vermeiden wir Spritzungen mit Kupfer."
Anders als am Rhein und an der Mosel bildet sich auch aufgrund des günstigen Mikroklimas in Töplitz bei Berlin weniger Feuchtigkeit im Weinberg. In erster Linie sorgen aber die Schafe für gut durchlüftete Reben, da sie auch den Bodenbewuchs, Gräser und Kräuter, beständig abfressen. Dort, wo die Tiere nicht ausreichend hungrig waren, muss der Winzer nacharbeiten.
"Ja, das müsste hier aber kürzer. Ich muss hier jetzt noch einmal mit dem Mulcher rüberfahren. Überall wo Feuchtigkeit ist, halten sich Pilzsporen gut, und das wollen wir natürlich nicht."
"Die Schafe sollen entlauben, um für uns zu erreichen, dass die Traube von der Sonne verwöhnt wird und dass der Wind stets und ständig durch die Rebe geht. Dadurch vermeiden wir Spritzungen mit Kupfer."
Anders als am Rhein und an der Mosel bildet sich auch aufgrund des günstigen Mikroklimas in Töplitz bei Berlin weniger Feuchtigkeit im Weinberg. In erster Linie sorgen aber die Schafe für gut durchlüftete Reben, da sie auch den Bodenbewuchs, Gräser und Kräuter, beständig abfressen. Dort, wo die Tiere nicht ausreichend hungrig waren, muss der Winzer nacharbeiten.
"Ja, das müsste hier aber kürzer. Ich muss hier jetzt noch einmal mit dem Mulcher rüberfahren. Überall wo Feuchtigkeit ist, halten sich Pilzsporen gut, und das wollen wir natürlich nicht."
Kupfer vergiftet Bodenorganismen
Der falsche Mehltau, Peronospora, ist eine in Europas Landwirtschaft gefürchtete Pilzkrankheit. Seit 150 Jahren spritzen die Landwirte lösliches Kupfer auf die Blätter, um die Pflanzen vor dem Pilz, und sich selbst vor Ernteausfällen zu schützen. Das Problem: Kupfer hat sich in den Böden angereichert. Große Mengen des Schwermetalls vergiften Regenwürmer und andere Bodenorganismen. Fehlen die Tierchen, ist der Boden weniger fruchtbar. Da unsere Ernährung entscheidend von gesunden Böden abhängt, sind die Kupferpräparate nicht nur schlecht für die Würmer, sondern auch für uns.
Ein Verzicht auf Kupfer würde enorme Ernteausfälle bedeuten, für den Ökolandbau, der nicht auf chemisch-synthetische Mittel ausweichen kann. Selbst die Winzer vom Klosterhof Töplitz hatten im letzten Jahr einen Ernteausfall von zehn Prozent. Und das nicht, weil die Schafe die Trauben weggefressen hätten: Sobald die Traube süß wird, im Juli, August, muss die Herde den Weinberg räumen.
"Eine Rebsorte, eine weiße, war im letzten Jahr nicht brauchbar. Da hatten wir Peronospora dran, da konnten wir die Ernte für diese Sorte wegwerfen. Es ist schmerzlich, kostet Geld. Aber wir machen das ja nachhaltig. Die nächste Generation soll ja von dieser Geschichte hier auch weiter leben können."
Die Ökoverbände rechnen damit, dass die Landwirte in Zukunft viel weniger Kupfer auf die Felder spritzen dürfen. Deshalb entwickeln Wissenschaftler kupferhaltige Präparate, die besser wirken und somit im Gebrauch sparsam sind. Außerdem züchten sie Rebsorten mit einer hohen Widerstandskraft gegen den falschen Mehltau und erforschen Ersatzwirkstoffe.
"Eine Rebsorte, eine weiße, war im letzten Jahr nicht brauchbar. Da hatten wir Peronospora dran, da konnten wir die Ernte für diese Sorte wegwerfen. Es ist schmerzlich, kostet Geld. Aber wir machen das ja nachhaltig. Die nächste Generation soll ja von dieser Geschichte hier auch weiter leben können."
Die Ökoverbände rechnen damit, dass die Landwirte in Zukunft viel weniger Kupfer auf die Felder spritzen dürfen. Deshalb entwickeln Wissenschaftler kupferhaltige Präparate, die besser wirken und somit im Gebrauch sparsam sind. Außerdem züchten sie Rebsorten mit einer hohen Widerstandskraft gegen den falschen Mehltau und erforschen Ersatzwirkstoffe.
Mit Krabbenschalen gegen Mehltau
Ortswechsel: An der Westfälischen Wilhelms-Universität erforscht Bruno Moerschbacher einen Ersatzwirkstoff: Chitosan. Es wird aus Chitin gewonnen, das in Krabbenschalen enthalten ist und auch biotechnologisch hergestellt werden kann.
"In einem Projekt, das wir mit einem Partner in Deutschland bearbeiten, versuchen wir die Wirkung von Chitosan auf Trauben zu verbessern, auf Reben. Da sind wir in den Versuchsfeldern der Firma gewesen und haben uns angeguckt an der Mosel, wie der Wein wächst. Da kann man auf den ersten Blick sehen, welche Pflanzen behandelt sind und welche nicht."
"In einem Projekt, das wir mit einem Partner in Deutschland bearbeiten, versuchen wir die Wirkung von Chitosan auf Trauben zu verbessern, auf Reben. Da sind wir in den Versuchsfeldern der Firma gewesen und haben uns angeguckt an der Mosel, wie der Wein wächst. Da kann man auf den ersten Blick sehen, welche Pflanzen behandelt sind und welche nicht."
Ähnliche Erfolge erzielte das Forscherteam aus Münster bei Tomaten und Kartoffeln. Der große Vorteil von Chitosan: Es ist völlig ungiftig. Es hemmt nur das Wachstum von Bakterien und Pilzen. Der Nachteil: Mal wirkt Chitosan, mal nicht. Das liegt daran, dass es viele unterschiedliche Chitosane gibt. Nach jahrelanger Arbeit gelingt es den Forschern nun, die jeweilige Wirkung schon im Labor festzustellen.
"Das ist unser teuerster Raum, weil hier die Analytik steht, die Massenspektroskopie, mit der wir unsere Chitosane ganz genau charakterisiern zu können. Das ist eine der wichtigsten Dinge, die wir in den letzten zehn Jahren entwickelt haben."
"Das ist unser teuerster Raum, weil hier die Analytik steht, die Massenspektroskopie, mit der wir unsere Chitosane ganz genau charakterisiern zu können. Das ist eine der wichtigsten Dinge, die wir in den letzten zehn Jahren entwickelt haben."
250 Millionen Euro für Entwicklung eines Pflanzenschutzmittels
Neue Wirkstoffe auf den Markt zu bringen, ist sehr schwierig. Das liegt am Geld. Laut Angaben des Julius Kühn Instituts, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, kostet die Entwicklung eines Pflanzenschutzmittels heute um die 250 Millionen Euro.
Den Kupfer-Ersatz von Klaus Wolenski gibt es zwar auch nicht gratis, er ist aber um einiges günstiger: Im Winter muss der Winzer die Schafe in einem Stall halten und füttern. Im Frühjahr helfen sie dann mit im Weinberg. In diesem Jahr gab es schon Nachwuchs:
"Die säugt da gerade. Die müssen sich wohlfühlen, sonst machen sie ihre Arbeit nicht. Ach ja, macht schon Spaß."
"Die säugt da gerade. Die müssen sich wohlfühlen, sonst machen sie ihre Arbeit nicht. Ach ja, macht schon Spaß."