"Die Bauern für Leistungen bezahlen, die wir auch brauchen"
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Europas Landwirtschaft muss widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels werden, meint der Agrarökonom Felix Prinz zu Löwenstein - und warnt vor einem weiteren Dürresommer. Seine Empfehlung: Öko-Landbau.
Die anhaltende Trockenheit lässt in der Landwirtschaft vor allem in den östlichen Bundesländern die Alarmsirenen schrillen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt, dass etwa in Sachsen-Anhalt und Thüringen die Bodenfeuchte bereits so niedrig sei wie im Trockensommer 2018. Die Folge wären dann erneut erhebliche Ernteausfälle. "Wenn das Jahr wieder so trocken wird, endet das in einer ziemlichen Katastrophe", meint Agrarökonom Felix Prinz zu Löwenstein. Die Wasservorräte seien über den Winter nicht aufgefüllt worden.
Landwirtschaft und Politik müssten auf den Klimawandel und den Einbruch der biologischen Vielfalt reagieren, sagt zu Löwenstein. Schließlich hänge die Widerstandsfähigkeit der Anbausysteme sehr stark mit der biologischen Vielfalt zusammen. "Darum bräuchten wir unbedingt eine flächendeckende ökologische Bewirtschaftung, und dass wir da jetzt erst bei zehn Prozent sind, zeigt, dass die Rahmenbedingungen nach wie vor nicht so sind, dass es sich hier mehr lohnt, das Richtige zu tun als das Falsche."
Die europäische Politik arbeite beim Verteilen von Geld im Wesentlichen mit der Gießkanne, kritisierte der Experte: "So dass jeder pro Hektar das Gleiche bekommt, und wenn er mehr Hektar hat, dann kriegt er mehr. Doch was wir dringend bräuchten, wäre eine Agrarpolitik, wo gezielt Bäuerinnen und Bauern für Leistungen bezahlt werden, die wir als Gesellschaft auch brauchen."
Landwirtschaft als Thema im Europawahlkampf
Löwenstein appellierte an die Politik, die Landwirtschaft auch im Europawahlkampf zu thematisieren: "Es ist absurd. Eigentlich müsste das das Thema Nummer eins sein. Ich rate auch allen Menschen, die hier an die Wahlurne gehen, genau diese Frage an ihre Kandidaten zu stellen: Seid ihr bereit eine Agrarpolitik in Europa durchzusetzen, die die bisherige auf den Kopf stellt, oder eher auf die Füße stellt, also dahin, wo sie sein muss?"
Es gehe zuallererst darum, eine Landwirtschaft zu betreiben, die weniger Treibhausgase erzeuge als die bisherige, betonte Löwenstein: "So wie alle anderen Wirtschaftszweige das auch tun müssen." Die zweite Frage, die sich die Landwirte dann stellen müssten, sei: "Wie kann ich so wirtschaften, dass meine Resilienz, also meine Widerstandsfähigkeit, gegen die Klimawandelfolgen besser wird."
Hierzu könne vor allem der ökologische Landbau beitragen: "Das ist die Vielfalt in den Fruchtfolgen, das ist der Aufbau von Humus im Boden, der viel Wasser aufnehmen kann - aber eben auch speichern kann für Trockenzeiten."
(sru)