"Wir verwechseln Stabilität mit Sicherheit"
Ob Digitalisierung oder Kohleausstieg: Unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt sind ständig in Veränderung. Wie schaffen wir es, positiv damit umzugehen? Der Wirtschaftswissenschaftler Guido Möllering sagt: Jeder muss Verantwortung übernehmen.
Dieser Freitag bedeutet einen Einschnitt für Deutschland: Mit der Schließung der letzten Zeche in Bottrop endet hierzulande die Steinkohleförderung. Es ist eines der Beispiele dafür, dass Wandel ständig um uns herum passiert. Allerdings hätten viele das falsche Bild, dass dieser Wandel nur vorübergehend sei, meint Guido Möllering von der Universität Witten/Herdeke: "Das ist nicht mehr hilfreich heutzutage. Wir verwechseln dann Stabilität mit Sicherheit, Vertrautheit mit Vertrauen. Statt zu fragen, ob alles so bleibt wie es ist, sollten wir uns auf die Frage konzentrieren: Wird es mir gutgehen? Und dann kann ich auch anders an die Veränderung herangehen."
Viele vergessen, dass sie nicht allein sind
Wandel bedeute auch nicht, dass man jeden Tag von Neuem beginnen müsse und von den Entwicklungen völlig überrascht werde, so der Ökonom. Vieles bleibe auch. Die Menschen würden außerdem oft vergessen, dass sie nicht allein sind:
"Man sollte also, wenn man an Wandel denkt, an Kooperationsmöglichkeiten denken, die einem Flexibilität und dann auch eine Sicherheit geben und dass man sich aktiv beteiligt und nicht einfach nur plötzlich überrascht wird und vor diesen Überraschungen dann Angst haben muss. Man ist ja selber beteiligt bzw. sollte es sein."
Jeder müsse selbst auch Verantwortung übernehmen: "Beteiligung heißt nicht einfach nur, dass man gefragt wird und einem dann alle Wünsche erfüllt werden, sondern dass man selber mitarbeitet, dass Veränderung positiv ausgeht." (bth)