"Ölmultis als übergesetzliche Akteure"
Millionen Liter Erdöl versickern jedes Jahr im Nigerdelta, weil die Förderanlagen nicht gewartet werden und der Staat Nigeria tatenlos zusieht. Beinahe noch schlimmer ist das Abfackeln von Begleitgas, was schwere Umweltschäden verursacht. Für Nnimmo Bassey ein unhaltbarer Zustand.
Joachim Scholl: Er ist Jahrgang 1958, gelernter Architekt und inzwischen weltweit geehrt für sein Engagement für die Umwelt, zuletzt mit dem alternativen Nobelpreis 2010: Nnimmo Bassey aus Nigeria. Seit Jahrzehnten kämpft er gegen die Umwelt- und Klimaverschmutzung, die in seiner Heimat besonders gravierend ist. Nigeria hat enorme Erdölvorkommen, aber für den Schutz der Umwelt wird kaum etwas getan. Willkommen im "Radiofeuilleton", Nnimmo Bassey. Welcome!
Nnimmo Bassey: Thank you very much!
Scholl: Heute präsentiert der Fernsehsender arte einen Themenabend, der auch die katastrophalen Konsequenzen des sogenannten Gas Flarings zeigt, des Abfackelns von Erdgas, das bei der Erdölproduktion entsteht. Im Fokus steht Ihr Heimatland Nigeria, Herr Bassey. Wie ist dort die Situation?
Bassey: Das Abfackeln von Gas ist eine empörende Schädigung für das Volk in Nigeria und darüber hinaus für den ganzen Globus. Es ist unerklärlich, dass die Ölgesellschaften immer noch in Nigeria das tun, was sie seit 1958 betreiben – seit dem Jahr, als zum ersten mal in größeren Mengen Erdöl gefördert wurde, nämlich das Abfackeln von sogenanntem Begleitgas. Tag und Nacht, Sieben Tage die Woche! Es ist eine riesige wirtschaftliche Verschwendung. Jedes Jahr werden 2,5 Milliarden US-Dollar an Gas abgefackelt. Darüber hinaus ist es ein großer Schaden für die Umwelt und darüber hinaus für die Gesundheit des Menschen. Toxische Elemente, die in dem Begleitgas enthalten sind oder die entstehen, verursachen Krebs, Asthma, Atemwegserkrankungen verschiedenster Art und auch Hauterkrankungen. Darüber hinaus können Oxide sich bilden, die dann, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen, den sauren Regen bilden. Kurz: Es ist ein umfassender Generalangriff auf die Umwelt des Menschen. Und um das Ganze noch schlimmer zu machen: Dieses Abfackeln von Begleitgas ist in Nigeria gesetzlich verboten. Dennoch wird es weiter gemacht, seit 1984.
Scholl: 400 Millionen Tonnen Treibhausgase durch das Abfackeln von Erdgas weltweit – und das trotz staatlicher Gesetze! Sie haben es eben erwähnt: In Nigeria ist das Abfackeln eigentlich seit 1984 bereits verboten. 2005 wurde das Verbot höchstrichterlich bestätigt. Dennoch wird überall weiterhin Gas abgefackelt im Land. Wie kann das sein, Herr Bassey? Die Regierung müsste doch dagegen einschreiten!
Bassey: Das ist in der Tat die große Frage! Tatsache ist jedenfalls, dass die Politik und die Wirtschaft in Nigeria so eng miteinander verflochten sind, dass die politischen Führungskräfte sich gar nicht mehr bewusst sind, dass sie das Volk vertreten müssen, die Interessen des Volkes, nicht die Interessen der Ölindustrie, dass es ferner Auftrag der Politiker ist, die Gesundheit und die Umwelt der Menschen zu schützen und außerdem die natürlichen Bodenschätze nicht zu verschwenden, wie das jetzt geschieht. Es hat in der Tat im Jahr 2005 dieses Urteil des obersten Gerichts gegeben, wonach das Abfackeln von Gas wirklich eine verbrecherische Handlung ist. Weil aber das Land Nigeria so umfassend vom Rohöl abhängig ist, und weil die Regierungen sich gegenüber den Ölfirmen so unterwürfig und zuvorkommend verhalten haben, agieren diese Ölmultis tatsächlich als übergesetzliche Akteure. Sie setzen sich darüber hinweg, das Volk dagegen verlangt von der Politik, dass endlich etwas gegen das Abfackeln getan wird. Es ist ein gewaltiger Schaden, sowohl für die Interessen des Volkes, wie auch für die Umwelt.
Scholl: Weiteres großes Problem ist – neben dem Abfackeln – auch das Oil Leaking, das Versickern von Öl. 40 Millionen Liter Öl, schätzt man, laufen jährlich aus defekten Pipelines aus. Als im Golf von Mexiko die Ölplattform Deepwater Horizon versank im letzten Jahr, worauf die schlimmste Ölkatastrophe der USA erfolgte, haben die Medien weltweit berichtet. Sie, Herr Bassey haben das damals scharf kritisiert und gesagt: Niemand schaut auf unser Land, wo das praktisch … ja, jedes Jahr passiert! Dafür scheint sich niemand zu interessieren. Hat sich das vielleicht inzwischen doch zum Besseren verändert oder nicht?
Bassey: Nein, überhaupt nicht! Gegenwärtig ist es immer noch so, dass täglich durchschnittlich ein neues Ölleck auftritt. Insbesondere im Delta des Nigerflusses geht diese Verschwendung, dieses Versickern von Öl ungehemmt weiter. Wenn Sie dort hinkämen, wären sie entsetzt, wenn Sie das beobachteten. Der Grund dafür ist, dass die Ölgesellschaften ihre Ausrüstung nicht auf dem neuesten Stand der Technik halten. Die Geräte werden nicht gewartet. So kommt es zum häufigen Versagen der Maschinen, es kommt zu häufigem Bersten oder Lecken von Rohrleitungen. Das Rohöl sickert dann in die Sümpfe, in die Flüsse, in die Wälder hinein, und es wird nicht aufgeräumt! Es ist nicht so wie im Golf von Mexiko, wo gewaltige Hilfsoperationen anlaufen. Nein, die Menschen in den Dörfern helfen sich selbst mit Schaufeln, bringen dann die Sachen in solche Gruben und setzen dann daran das Feuer, so dass die Rohölbestände, die vorkommen, entflammt werden, und die Wälder brennen. Mangrovenwälder werden zerstört, Fischerei ist nicht mehr möglich. Einige Dörfer sind vollkommen zerstört. Die Bewohner müssen also dann ihre Wohnungen verlassen, sie werden zu Flüchtlingen im eigenen Land.
Scholl: Deutschlandradio Kultur im Gespräch mit Nnimmo Bassey, Umweltaktivist aus Nigeria und Träger des alternativen Nobelpreises. Sie sind 1958 geboren, Herr Bassey – das Jahr, in dem in Nigeria die Ölförderung begann. Es gab ein Ereignis 1990, das Sie … ja, gewissermaßen gewaltsam zum Streiter für die Umwelt gemacht hat. Was ist da geschehen? Würden Sie es uns erzählen?
Bassey: In der Tat habe ich viel darüber nachgedacht, weshalb mein Geburtsjahr zusammenfällt mit dem Jahr, in dem gewerbliche Ölförderung begonnen worden ist. Vor 1990 war ich ein Menschenrechtsaktivist, ich habe gegen die Militärregierung gekämpft, ich habe für die Rückkehr zur Demokratie gekämpft. Ich wollte aber während meiner Lebenszeit noch eine Lösung für dieses andere Problem sehen. Ich erkannte damals im Jahr 1990 angesichts eines Ereignisses, das da eintrat, wie gefährdet die Umwelt ist. Damals geschah es in zwei Dörfern, dass die Militärkräfte einmarschierten, als die Dorfbevölkerung nichts anderes verlangte als einen Dialog mit dem Unternehmen Shell, denn Shell hatte angefangen, dort Öl zu fördern. Dann traten diese militärischen Kräfte in Erscheinung, sie zerstörten das Dorf, sie fielen über Nacht ein, sie töteten viele Menschen. Da wurde mir klar, dass es auch zu dem Menschenrechten gehört, dass die Menschen entscheiden können, wer letztlich das Sagen über die Bodenschätze hat. Es kann nicht sein, dass die Menschen in einer Gegend ihrer eigenen Lebensgrundlage beraubt wurden. Es darf nicht sein, dass sie unterdrückt und verfolgt werden, weil sie eben zufällig in der Nähe eines solchen Gutes wohnen. Noch bevor dieser angestrebte Dialog überhaupt in Gang kommen konnte, hatte damals das Militär in dieser nächtlichen Aktion die Hütten niedergebrannt und viele Menschen getötet.
Scholl: In diesem Zusammenhang sei auch an die Hinrichtung des Schriftstellers und Bürgerrechtlers Ken Saro-Wiwa erinnert, der ebenfalls für Menschenrechte eintrat in Nigeria, und auch die Politik der Ölkonzerne angeprangert hat. Man sprach damals davon, Herr Bassey, dass die Regierung hier einen Schauprozess inszeniert habe, um potentielle Aktivisten abzuschrecken. Dennoch hat sich ja eine Umweltbewegung entwickelt in Nigeria. Wie stark ist sie?
Bassey: Ich glaube, der Tod – oder die Hinrichtung – Ken Saro-Wiwas hat das bestätigt, was wir eigentlich schon gespürt haben. Nämlich: Man kann einen Menschen töten, man kann aber nicht die Ideen töten, die ihn antreiben. So hat seine Hinrichtung als eine Art Katalysator gewirkt für die gesamte Umweltbewegung. In Ogoni-Land wurde 1993 die Firma Shell des Landes verwiesen – und seit damals ist sie nicht wieder zurückgekehrt! Das zeigt, dass die Umweltbewegung stark ist. Ken Saro-Wiwa war eine starke Führungspersönlichkeit. Er hat uns begeistert und inspiriert, uns für die Umwelt einzusetzen und für die Gerechtigkeit. Über die Jahre hinweg hat sich das im Nigerdelta aufgebaut. Die Menschen dort sind mittlerweile sehr umweltbewusst. Es geht darum, die eigenen Interessen in der Umweltschutzbewegung zu sichern und zugleich auch da, wo Verschmutzung ist, die Umwelt wieder herzustellen.
Scholl: Das Erdöl und die Umweltverschmutzung in Nigeria. Das war Nnimmo Bassey. 2010 erhielt er für sein Engagement den alternativen Nobelpreis. Herzlichen Dank für Ihren Besuch, Herr Bassey, und alles Gute! Thanks for coming!
Bassey: Danke!
Scholl: Und heute Abend, wie gesagt, der Themenabend auf arte mit mehreren Dokumentarfilmen ab 20 Uhr 15. Und dieses Gespräch mit Nnimmo Bassey hat für uns Johannes Hampel übersetzt.
Nnimmo Bassey: Thank you very much!
Scholl: Heute präsentiert der Fernsehsender arte einen Themenabend, der auch die katastrophalen Konsequenzen des sogenannten Gas Flarings zeigt, des Abfackelns von Erdgas, das bei der Erdölproduktion entsteht. Im Fokus steht Ihr Heimatland Nigeria, Herr Bassey. Wie ist dort die Situation?
Bassey: Das Abfackeln von Gas ist eine empörende Schädigung für das Volk in Nigeria und darüber hinaus für den ganzen Globus. Es ist unerklärlich, dass die Ölgesellschaften immer noch in Nigeria das tun, was sie seit 1958 betreiben – seit dem Jahr, als zum ersten mal in größeren Mengen Erdöl gefördert wurde, nämlich das Abfackeln von sogenanntem Begleitgas. Tag und Nacht, Sieben Tage die Woche! Es ist eine riesige wirtschaftliche Verschwendung. Jedes Jahr werden 2,5 Milliarden US-Dollar an Gas abgefackelt. Darüber hinaus ist es ein großer Schaden für die Umwelt und darüber hinaus für die Gesundheit des Menschen. Toxische Elemente, die in dem Begleitgas enthalten sind oder die entstehen, verursachen Krebs, Asthma, Atemwegserkrankungen verschiedenster Art und auch Hauterkrankungen. Darüber hinaus können Oxide sich bilden, die dann, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen, den sauren Regen bilden. Kurz: Es ist ein umfassender Generalangriff auf die Umwelt des Menschen. Und um das Ganze noch schlimmer zu machen: Dieses Abfackeln von Begleitgas ist in Nigeria gesetzlich verboten. Dennoch wird es weiter gemacht, seit 1984.
Scholl: 400 Millionen Tonnen Treibhausgase durch das Abfackeln von Erdgas weltweit – und das trotz staatlicher Gesetze! Sie haben es eben erwähnt: In Nigeria ist das Abfackeln eigentlich seit 1984 bereits verboten. 2005 wurde das Verbot höchstrichterlich bestätigt. Dennoch wird überall weiterhin Gas abgefackelt im Land. Wie kann das sein, Herr Bassey? Die Regierung müsste doch dagegen einschreiten!
Bassey: Das ist in der Tat die große Frage! Tatsache ist jedenfalls, dass die Politik und die Wirtschaft in Nigeria so eng miteinander verflochten sind, dass die politischen Führungskräfte sich gar nicht mehr bewusst sind, dass sie das Volk vertreten müssen, die Interessen des Volkes, nicht die Interessen der Ölindustrie, dass es ferner Auftrag der Politiker ist, die Gesundheit und die Umwelt der Menschen zu schützen und außerdem die natürlichen Bodenschätze nicht zu verschwenden, wie das jetzt geschieht. Es hat in der Tat im Jahr 2005 dieses Urteil des obersten Gerichts gegeben, wonach das Abfackeln von Gas wirklich eine verbrecherische Handlung ist. Weil aber das Land Nigeria so umfassend vom Rohöl abhängig ist, und weil die Regierungen sich gegenüber den Ölfirmen so unterwürfig und zuvorkommend verhalten haben, agieren diese Ölmultis tatsächlich als übergesetzliche Akteure. Sie setzen sich darüber hinweg, das Volk dagegen verlangt von der Politik, dass endlich etwas gegen das Abfackeln getan wird. Es ist ein gewaltiger Schaden, sowohl für die Interessen des Volkes, wie auch für die Umwelt.
Scholl: Weiteres großes Problem ist – neben dem Abfackeln – auch das Oil Leaking, das Versickern von Öl. 40 Millionen Liter Öl, schätzt man, laufen jährlich aus defekten Pipelines aus. Als im Golf von Mexiko die Ölplattform Deepwater Horizon versank im letzten Jahr, worauf die schlimmste Ölkatastrophe der USA erfolgte, haben die Medien weltweit berichtet. Sie, Herr Bassey haben das damals scharf kritisiert und gesagt: Niemand schaut auf unser Land, wo das praktisch … ja, jedes Jahr passiert! Dafür scheint sich niemand zu interessieren. Hat sich das vielleicht inzwischen doch zum Besseren verändert oder nicht?
Bassey: Nein, überhaupt nicht! Gegenwärtig ist es immer noch so, dass täglich durchschnittlich ein neues Ölleck auftritt. Insbesondere im Delta des Nigerflusses geht diese Verschwendung, dieses Versickern von Öl ungehemmt weiter. Wenn Sie dort hinkämen, wären sie entsetzt, wenn Sie das beobachteten. Der Grund dafür ist, dass die Ölgesellschaften ihre Ausrüstung nicht auf dem neuesten Stand der Technik halten. Die Geräte werden nicht gewartet. So kommt es zum häufigen Versagen der Maschinen, es kommt zu häufigem Bersten oder Lecken von Rohrleitungen. Das Rohöl sickert dann in die Sümpfe, in die Flüsse, in die Wälder hinein, und es wird nicht aufgeräumt! Es ist nicht so wie im Golf von Mexiko, wo gewaltige Hilfsoperationen anlaufen. Nein, die Menschen in den Dörfern helfen sich selbst mit Schaufeln, bringen dann die Sachen in solche Gruben und setzen dann daran das Feuer, so dass die Rohölbestände, die vorkommen, entflammt werden, und die Wälder brennen. Mangrovenwälder werden zerstört, Fischerei ist nicht mehr möglich. Einige Dörfer sind vollkommen zerstört. Die Bewohner müssen also dann ihre Wohnungen verlassen, sie werden zu Flüchtlingen im eigenen Land.
Scholl: Deutschlandradio Kultur im Gespräch mit Nnimmo Bassey, Umweltaktivist aus Nigeria und Träger des alternativen Nobelpreises. Sie sind 1958 geboren, Herr Bassey – das Jahr, in dem in Nigeria die Ölförderung begann. Es gab ein Ereignis 1990, das Sie … ja, gewissermaßen gewaltsam zum Streiter für die Umwelt gemacht hat. Was ist da geschehen? Würden Sie es uns erzählen?
Bassey: In der Tat habe ich viel darüber nachgedacht, weshalb mein Geburtsjahr zusammenfällt mit dem Jahr, in dem gewerbliche Ölförderung begonnen worden ist. Vor 1990 war ich ein Menschenrechtsaktivist, ich habe gegen die Militärregierung gekämpft, ich habe für die Rückkehr zur Demokratie gekämpft. Ich wollte aber während meiner Lebenszeit noch eine Lösung für dieses andere Problem sehen. Ich erkannte damals im Jahr 1990 angesichts eines Ereignisses, das da eintrat, wie gefährdet die Umwelt ist. Damals geschah es in zwei Dörfern, dass die Militärkräfte einmarschierten, als die Dorfbevölkerung nichts anderes verlangte als einen Dialog mit dem Unternehmen Shell, denn Shell hatte angefangen, dort Öl zu fördern. Dann traten diese militärischen Kräfte in Erscheinung, sie zerstörten das Dorf, sie fielen über Nacht ein, sie töteten viele Menschen. Da wurde mir klar, dass es auch zu dem Menschenrechten gehört, dass die Menschen entscheiden können, wer letztlich das Sagen über die Bodenschätze hat. Es kann nicht sein, dass die Menschen in einer Gegend ihrer eigenen Lebensgrundlage beraubt wurden. Es darf nicht sein, dass sie unterdrückt und verfolgt werden, weil sie eben zufällig in der Nähe eines solchen Gutes wohnen. Noch bevor dieser angestrebte Dialog überhaupt in Gang kommen konnte, hatte damals das Militär in dieser nächtlichen Aktion die Hütten niedergebrannt und viele Menschen getötet.
Scholl: In diesem Zusammenhang sei auch an die Hinrichtung des Schriftstellers und Bürgerrechtlers Ken Saro-Wiwa erinnert, der ebenfalls für Menschenrechte eintrat in Nigeria, und auch die Politik der Ölkonzerne angeprangert hat. Man sprach damals davon, Herr Bassey, dass die Regierung hier einen Schauprozess inszeniert habe, um potentielle Aktivisten abzuschrecken. Dennoch hat sich ja eine Umweltbewegung entwickelt in Nigeria. Wie stark ist sie?
Bassey: Ich glaube, der Tod – oder die Hinrichtung – Ken Saro-Wiwas hat das bestätigt, was wir eigentlich schon gespürt haben. Nämlich: Man kann einen Menschen töten, man kann aber nicht die Ideen töten, die ihn antreiben. So hat seine Hinrichtung als eine Art Katalysator gewirkt für die gesamte Umweltbewegung. In Ogoni-Land wurde 1993 die Firma Shell des Landes verwiesen – und seit damals ist sie nicht wieder zurückgekehrt! Das zeigt, dass die Umweltbewegung stark ist. Ken Saro-Wiwa war eine starke Führungspersönlichkeit. Er hat uns begeistert und inspiriert, uns für die Umwelt einzusetzen und für die Gerechtigkeit. Über die Jahre hinweg hat sich das im Nigerdelta aufgebaut. Die Menschen dort sind mittlerweile sehr umweltbewusst. Es geht darum, die eigenen Interessen in der Umweltschutzbewegung zu sichern und zugleich auch da, wo Verschmutzung ist, die Umwelt wieder herzustellen.
Scholl: Das Erdöl und die Umweltverschmutzung in Nigeria. Das war Nnimmo Bassey. 2010 erhielt er für sein Engagement den alternativen Nobelpreis. Herzlichen Dank für Ihren Besuch, Herr Bassey, und alles Gute! Thanks for coming!
Bassey: Danke!
Scholl: Und heute Abend, wie gesagt, der Themenabend auf arte mit mehreren Dokumentarfilmen ab 20 Uhr 15. Und dieses Gespräch mit Nnimmo Bassey hat für uns Johannes Hampel übersetzt.