"Wir bewegen uns im antieuropäischem Fahrwasser"
Sebastian Kurz gewinnt die Wahl in Österreich - und das Land rückt nach rechts. Der Schriftsteller Josef Haslinger rechnet nun mit Widerstand von Intellektuellen und Künstlern. Gedanken macht er sich vor allem über die jungen Bürger in seinem Land.
Österreich hat gewählt, und was viele erwartet hatten, ist auch eingetreten: Sebastian Kurz hat gewonnen. Der Spitzenkandidat der konservativen ÖVP und Noch-Außenminister holte nach den jüngsten Hochrechnungen 31,6 Prozent für seine Partei - mehr als sieben Prozentpunkte mehr als 2013. Auch die rechtspopulistische FPÖ legte kräftig zu, auf 26,0 Prozent. Die sozialdemokratische SPÖ steht momentan bei 26,9 Prozent. Ein endgültiges Ergebnis soll es erst im Laufe der Woche geben, wenn auch die Briefwahlstimmen ausgezählt sind.
"Im Grund haben wir kaum noch Zuwanderung"
Klar ist aber schon, dass das Land auf eine ÖVP/FPÖ-Koalition zusteuert - beide Parteien hatten im Wahlkampf Ausländer und Migration in den Mittelpunkt gerückt. Der Schriftsteller Josef Haslinger sieht darin eine "große Merkwürdigkeit": "Im Grund haben wir kaum noch Zuwanderung" - und trotzdem habe Kurz mit der Forderung "null Zuwanderung" punkten können.
"Alles was funktioniert, wurde irgendwie krank geredet - oder so dargestellt, als würde es nicht funktionieren", so Haslinger im Deutschlandfunk Kultur. Kurz habe beständig Veränderungen gefordert - doch welche das sein sollen - "außer das man keine Ausländer mehr zulassen will" - habe er nicht gesagt. Der Wahlkampf sei von "rassistischer Rhethorik" dominiert worden.
Kurz hält sich nicht an europäische Vereinbarungen
Haslinger sieht sein Land nun im "antieuropäischem Fahrwasser" und rechnet zugleich mit einem Politisierungsschub unter Intellektuellen und Künstlern. Was die Verteilung von Flüchtlingen angehe, halte sich Kurz schon jetzt nicht mehr an europäische Vereinbarungen.
Einen Rechtsruck sieht Haslinger in einigen europäischen Ländern - das Österreich hierfür anfällig sei, wisse man seit Jahrzehnten und sei keine Neuigkeit. Der Schriftsteller ist von etwas anderem irritiert: den "vielen jungen Gesichtern" bei der ÖVP. Die hätten sich zudem "merkwürdig uniformiert":
"Die Anhänger von Kurz, die tragen alle ihre Parteifarbe - die ist nicht mehr schwarz, die ist jetzt türkis - und wieso treten die in Uniformen auf? Da ist eine merkwürdige Entwicklung hier im Gange, wo man dieses Uniformierte offenbar plötzlich mag und schätzt und für zukunftstauglich hält."
(ahe)