Ziemlich beste Freunde
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Erst ließ sich Mesut Özil vor der Fußball-WM mit Recep Tayyip Erdogan ablichten. Jetzt könnte der türkische Präsident Özils Trauzeuge werden. Der Fußballer rückt immer näher an den Autokraten heran, kommentiert Stefan Osterhaus.
Mesut Özil heiratet und das ist zunächst einmal schön für ihn. Interessant aber sind die Mutmaßungen darüber, wen Özil als Trauzeugen erkoren hat: Nein, es ist ganz sicher nicht Jogi Löw, der ihn lange und gegen manche Kritik im Nationalteam gefördert hat.
Auch nicht Arsène Wenger, sein langjähriger Trainer aus London, bei dem er allen Auslauf der Welt hatte.
Manche tippen auf Recep Tayyip Erdogan, den türkischen Staatschef, der ganz weit oben auf der Gästeliste stehen soll.
Erdogan und Özil! Moment mal. Da war ja mal was. Da gab es doch das Theater um die gemeinsamen Fotos von Özil vor einem Jahr, vor der WM. Damals reagierte die deutsche Öffentlichkeit, nun ja, etwas verschnupft, was irgendwie verständlich war, denn es war ja noch gar nicht so lange her, dass Erdogan die Bundesrepublik mit Nazi-Vergleichen überzogen hatte.
Ist Özil eine Marionette türkischer Nationalisten?
Ziemlich schnell verbreitete sich damals das Märchen, die Pfiffe in den Stadien gegen Özil seien rassistisch motiviert. Özil selbst bezichtigte den DFB-Präsidenten des Rassismus – was zwar ziemlich großer Quatsch ist, aber es wurde trotzdem hier und dort gern geglaubt.
Jetzt sehen wir, wie es um Özil steht: Er schreitet munter voran auf dem Weg in den Schoß des Autokraten. Dabei ist es müßig, darüber zu spekulieren, warum er das tut. Natürlich könnte man auf die Idee kommen, dass dieser begnadete Kicker, der nie ein großer Redner war, die Marionette türkischer Nationalisten ist. Aber so weit wollen wir hier und heute gar nicht gehen. Sagen wir einfach: Er ist eben etwas wählerischer bei der Zusammenstellung der Hochzeitsgesellschaft.
Und nachdem wir das mal geklärt haben, atmen wir tief durch und überlegen in aller Ruhe, wem wir Alexander Gauland mal als Trauzeugen vorbei schicken können.