Kein Hauch von Selbstkritik
Zu spät komme die Erklärung von Fußballer Mesut Özil, kritisiert der Sportjournalist Holger Dahl. Ihm fehle darin die Selbstkritik, aber ebenso vermisst er im DFB klare Aussagen wegen des Rassismus gegen den Nationalspieler.
Der Fußballer Mesut Özil hat seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft verkündet. Er war nach einem Fototermin mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem frühen Ausscheiden der Nationalmannschaft bei der WM in die Kritik geraten. Nun meldete er sich mit einer Erklärung zu Wort, von der Sportjournalist Holger Dahl im Deutschlandfunk Kultur sagte, sie komme zu spät.
Mit dem Rücken zur Wand
"Özil hat sich, glaube ich, sehr mit dem Rücken an die Wand gedrängt gefühlt", sagte Dahl über den Zeitpunkt der Erklärung. Es habe Aufforderungen aus dem deutschen Fußball gegeben, dass Özil sich äußern müsse. Es sei auch klar gewesen. Dass die Zukunft der Nationalmannschaft jetzt abgesteckt werde. Eine frühere Erklärung hätte viel Schwung aus der Diskussion genommen, sagte Dahl. "Was mir in dieser langen Erklärung fehlt, ist zumindest der Hauch von Selbstkritik im Umgang mit diesem Foto mit Erdogan." Das sei darin leider an keiner Stelle zu finden.
Gesellschaftliches Problem
Dahl sprach von einem schlechten Krisenmanagement. Ihm hätten während der Weltmeisterschaft klare Aussagen wegen Rassismus gegen Özil aus Kreisen des DFB gefehlt. Der deutsche Fußball habe sich immer für das Thema Migration stark gemacht. "Wenn jetzt ein deutscher Nationalspieler, ein Weltmeister, ein prägender Kopf dieser Mannschaft zurücktritt und auch Diskriminierungen als einen wichtigen Faktor nennt, dann ist das auch ein gesellschaftliches Problem."