Rowohlt-Autoren gegen Biografie von Woody Allen
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In den USA wurde nach Protesten die Veröffentlichung der Biografie von Woody Allen abgesagt. Seit Jahrzehnten gibt es Missbrauchsvorwürfe gegen ihn. In Deutschland soll das Buch bei Rowohlt erscheinen - nun protestieren hauseigene Autoren dagegen.
Am 7. April hätte Woody Allens Biografie in den USA erscheinen sollen – unter dem Titel "Apropos of nothing". Doch Ende vergangener Woche hat Allens Verlag Hachette – einer der größten in den USA - die Veröffentlichung abgesagt.
Zuvor hatten etwa 70 Mitarbeiter des Hauses ihre Schreibtische verlassen, um vor dem Verlagshaus gegen das Buch zu protestieren. Gegen Woody Allen, der unter anderem als Regisseur, Autor und Schauspieler tätig ist, gibt es seit Jahrzehnten Missbrauchsvorwürfe.
Der deutsche Verlag – Rowohlt – teilte zunächst mit, an der Veröffentlichung festhalten zu wollen. Aber nun haben eine Reihe von Rowohlt-Autoren - darunter Margarete Stokowski, Sascha Lobo und Kirsten Fuchs - einen offenen Brief geschrieben. Darin bringen sie ihre Enttäuschung zum Ausdruck, dass der Verlag das Buch herausbringen will.
Ein Zeichen mangelnden Respekts
Ein Auslöser für den offenen Brief sei der Protest der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hachette gewesen, sagt der Autor und Journalist Till Raether, der den Brief ebenfalls unterzeichnet hat.
Hinzu komme ein offener Brief des Sohns von Woody Allen, Ronan Farrow. Darin heiße es, dass das Buch in den USA ohne Überprüfung der Fakten erscheinen soll. Das sogenannte "Fact-Checking" gehöre bei Sachbüchern in den USA aber zum Standard, so Raether.
Man müsse nun davon ausgehen, dass die Fakten dementsprechend auch für die deutsche Ausgabe nicht überprüft würden. Gemeinsam mit Ronan Farrow - der zu den Aufdeckern des Weinstein-Skandals gehört und über diese Thematik auch für Rowohlt geschrieben hat - seien die Unterzeichnenden des offenen Briefs an Rowohlt der Ansicht, "dass mangelndes Fact-Checking ein Zeichen mangelnden Respekts den Opfern sexueller Gewalt gegenüber" sei.
Plädoyer für eine abwägende Diskussion
Man wolle sich dagegen wenden, dass der eigene Verlag den Eindruck erwecke, dass "die Redezeit der Opfer vorbei" sei, betont Raether. Deshalb hätten die Autoren an Rowohlt appelliert, von einer Veröffentlichung in Deutschland abzusehen.
Zensur sei das nicht. Die gehe per Definition von staatlichen Stellen aus. "Wir, eine Gruppe von freien Autorinnen und Autoren, sind nicht in der Lage, irgendeine Art von Zensur auszuüben - und möchten das auch nicht." Raether betont: "In unserem Brief steht klar drin, dass wir die Veröffentlichung nicht verhindern wollen, wir möchten nur nicht, dass unser Verlag sich an der Veröffentlichung beteiligt."
Den Unterzeichnenden gehe es um eine inhaltliche, abwägende Diskussion, sagt Raether: "Ich sehe nicht die Gefahr, dass Bücher fallengelassen werden, sondern ich sehe die Gefahr, dass Auseinandersetzungen nicht geführt werden."
(abr)