Oh, du fröhliche Paketdienstzeit!
Lange war Eva Schumann ein Fan von Online-Shopping - doch inzwischen macht sie sich Sorgen: Wenn die Geschäfte wegsterben, weil wir alle online einkaufen und das Haus nicht mehr verlassen, dann folgen als nächstes womöglich die Restaurants, Kinos und Museen - wie in einer Dominokette des Verfalls.
Früher liebte ich das Internet blind, doch inzwischen mache ich mir Sorgen: nicht nur wegen Cyberkriegen, Cybermobbing und Megakonzernen, die versuchen, Regierungen unter Druck zu setzen. Ich habe auch Angst wegen des Massenphänomens Online-Einkauf und seiner Folgen.
Ich kaufe gerne im Internet - seit Jahren. Weil ich begeistert bin von der großen Auswahl und den Möglichkeiten, sich bequem zu informieren und zu vergleichen. Mein Hauptgrund für den Online-Einkauf war zu Anfang die Zeitersparnis - doch inzwischen scheint mir die nur vermeintlich, denn man vergisst gerne den Geld- und Zeitaufwand für die Recherche, die Entsorgung von Pappkarton und Noppenfolie, für Retouren und für die nervige Abwicklung bei Reparaturbedarf.
Solange wir Online-Käufer nur eine Minderheit ausmachten, habe ich mir über die Auswirkungen des Online-Shoppings kaum Gedanken gemacht. Aber wenn jetzt immer mehr Menschen bei international agierenden Online-Versandhäusern bestellen und immer weniger in den regionalen Geschäften einkaufen, was wird dann aus den Läden? Werden wir in Zukunft noch lebendige Stadtzentren haben?
Warum treibt es Menschen in die Innenstädte: Sie wollen Shoppen, Freunde treffen, Veranstaltungen besuchen, Kultur und Stadtflair genießen oder die Umsteigezeit verschönern - und all das auch gerne in Kombination. Doch wenn die Geschäfte wegsterben, weil wir alle online einkaufen, dann folgen als Nächstes womöglich die Restaurants, dann die Kinos, die Museen - wie in einer Dominokette des Verfalls. Und wenn weniger Menschen in die Stadtzentren kommen, warum dann noch die alten Denkmäler restaurieren oder neue städtische Architekturprojekte finanzieren? Doch das werden sich die Städte vermutlich sowieso nicht mehr leisten können, denn auch ihre Einnahmen - etwa durch die Gewerbesteuer - werden sinken.
Schöne neue Welt: Anstatt sich zum Restaurant- und Kinobesuch in der weihnachtlichen Innenstadt zu verabreden, trifft man sich dann beim Pappkartonabgeben auf dem Wertstoffhof.
Der Trend des Online-Einkaufens dürfte sich dank Social Media, Tablets und Smartphones weiter verstärken. Besonders raffinierte Konsumenten lassen sich schon jetzt im Geschäft beraten, fotografieren dann den Strichcode der empfohlenen Ware mit dem Handy und bestellen sie zum niedrigsten Preis im Internet. Noch während sie im Laden stehen! Nun, lange werden sie das nicht machen können, wenn die stationären Geschäfte pleitegehen.
Das Sterben der Läden wird nicht nur die Innenstädte uninteressant machen, sondern vielen Menschen den Arbeitsplatz oder die Firma kosten. Aber macht ja nichts, es entstehen schließlich neue Jobs: Das Onlineversandhaus sucht Picker und Packer und die Logistikunternehmen brauchen Paketfahrer. Von dem Gehalt kann man sich dann sowieso nicht viel Innenstadt-Kultur leisten.
Aber wollen wir so leben?
Der Glanz von vielem, was uns die schöne neue Technik- und Internetwelt bringt, blendet, und wir sehen nicht den Preis, den wir zahlen: Der Anteil des Stromverbrauchs der Informations- und Kommunikationstechnologien beträgt in Deutschland etwa elf Prozent und wird weiter wachsen. Zu Weihnachten beschenken wir uns alljährlich mit den neuesten elektronischen Raffinessen, deren Bausteine man nicht mal mehr austauschen kann, was ihre Lebensdauer begrenzt und die Recycelbarkeit einschränkt. Auch damit tragen wir zum Klimawandel und schnellen Ressourcenverbrauch bei. Apropos: Die Gewinnung mancher Rohstoffe für Mobilfunkgeräte, Spielekonsolen und Computer kostet nicht nur Regenwälder und den Lebensraum von Gorillas, sondern oft genug auch Menschenleben.
So wie das Auto nicht nur Mobilität, sondern auch neue Unfallrisiken und Umweltverschmutzung mit sich brachte, so birgt auch das Internet Risiken und Nebenwirkungen. Nicht alle sind leicht auszumachen, nicht auf alle kann man als Verbraucher direkt einwirken. Aber man sollte die Augen aufmachen. Ich jedenfalls kaufe jetzt öfter wieder Retro - ganz normal im Geschäft. Und das nicht nur zu Weihnachten.
Eva Schumann (geboren 1957) ist internetaffine Urheberin: Journalistin, Bloggerin, technische Redakteurin und Buchautorin. Seit 1998 publiziert sie auf eigenen Websites und in Blogs zu Alltags- und Verbraucherthemen. Anfang 2011 startete sie ihren Blog Text & Kommunikation mit Informationen, Perspektiven und Tipps zu Social Media, Online-Marketing und anderen Trends im Internet.
Ich kaufe gerne im Internet - seit Jahren. Weil ich begeistert bin von der großen Auswahl und den Möglichkeiten, sich bequem zu informieren und zu vergleichen. Mein Hauptgrund für den Online-Einkauf war zu Anfang die Zeitersparnis - doch inzwischen scheint mir die nur vermeintlich, denn man vergisst gerne den Geld- und Zeitaufwand für die Recherche, die Entsorgung von Pappkarton und Noppenfolie, für Retouren und für die nervige Abwicklung bei Reparaturbedarf.
Solange wir Online-Käufer nur eine Minderheit ausmachten, habe ich mir über die Auswirkungen des Online-Shoppings kaum Gedanken gemacht. Aber wenn jetzt immer mehr Menschen bei international agierenden Online-Versandhäusern bestellen und immer weniger in den regionalen Geschäften einkaufen, was wird dann aus den Läden? Werden wir in Zukunft noch lebendige Stadtzentren haben?
Warum treibt es Menschen in die Innenstädte: Sie wollen Shoppen, Freunde treffen, Veranstaltungen besuchen, Kultur und Stadtflair genießen oder die Umsteigezeit verschönern - und all das auch gerne in Kombination. Doch wenn die Geschäfte wegsterben, weil wir alle online einkaufen, dann folgen als Nächstes womöglich die Restaurants, dann die Kinos, die Museen - wie in einer Dominokette des Verfalls. Und wenn weniger Menschen in die Stadtzentren kommen, warum dann noch die alten Denkmäler restaurieren oder neue städtische Architekturprojekte finanzieren? Doch das werden sich die Städte vermutlich sowieso nicht mehr leisten können, denn auch ihre Einnahmen - etwa durch die Gewerbesteuer - werden sinken.
Schöne neue Welt: Anstatt sich zum Restaurant- und Kinobesuch in der weihnachtlichen Innenstadt zu verabreden, trifft man sich dann beim Pappkartonabgeben auf dem Wertstoffhof.
Der Trend des Online-Einkaufens dürfte sich dank Social Media, Tablets und Smartphones weiter verstärken. Besonders raffinierte Konsumenten lassen sich schon jetzt im Geschäft beraten, fotografieren dann den Strichcode der empfohlenen Ware mit dem Handy und bestellen sie zum niedrigsten Preis im Internet. Noch während sie im Laden stehen! Nun, lange werden sie das nicht machen können, wenn die stationären Geschäfte pleitegehen.
Das Sterben der Läden wird nicht nur die Innenstädte uninteressant machen, sondern vielen Menschen den Arbeitsplatz oder die Firma kosten. Aber macht ja nichts, es entstehen schließlich neue Jobs: Das Onlineversandhaus sucht Picker und Packer und die Logistikunternehmen brauchen Paketfahrer. Von dem Gehalt kann man sich dann sowieso nicht viel Innenstadt-Kultur leisten.
Aber wollen wir so leben?
Der Glanz von vielem, was uns die schöne neue Technik- und Internetwelt bringt, blendet, und wir sehen nicht den Preis, den wir zahlen: Der Anteil des Stromverbrauchs der Informations- und Kommunikationstechnologien beträgt in Deutschland etwa elf Prozent und wird weiter wachsen. Zu Weihnachten beschenken wir uns alljährlich mit den neuesten elektronischen Raffinessen, deren Bausteine man nicht mal mehr austauschen kann, was ihre Lebensdauer begrenzt und die Recycelbarkeit einschränkt. Auch damit tragen wir zum Klimawandel und schnellen Ressourcenverbrauch bei. Apropos: Die Gewinnung mancher Rohstoffe für Mobilfunkgeräte, Spielekonsolen und Computer kostet nicht nur Regenwälder und den Lebensraum von Gorillas, sondern oft genug auch Menschenleben.
So wie das Auto nicht nur Mobilität, sondern auch neue Unfallrisiken und Umweltverschmutzung mit sich brachte, so birgt auch das Internet Risiken und Nebenwirkungen. Nicht alle sind leicht auszumachen, nicht auf alle kann man als Verbraucher direkt einwirken. Aber man sollte die Augen aufmachen. Ich jedenfalls kaufe jetzt öfter wieder Retro - ganz normal im Geschäft. Und das nicht nur zu Weihnachten.
Eva Schumann (geboren 1957) ist internetaffine Urheberin: Journalistin, Bloggerin, technische Redakteurin und Buchautorin. Seit 1998 publiziert sie auf eigenen Websites und in Blogs zu Alltags- und Verbraucherthemen. Anfang 2011 startete sie ihren Blog Text & Kommunikation mit Informationen, Perspektiven und Tipps zu Social Media, Online-Marketing und anderen Trends im Internet.