Ohne Rücksicht auf Verluste
Hausherr Andreas Homoki inszeniert am Zürcher Opernhaus "Lady Macbeth von Mzensk". Die tragisch-satirische Oper von Dmitri Schostakowitsch geht bei ihm weit über das triviale Thema "Sex and Crime" hinaus - ein atemberaubender Abend. Das Premieren-Publikum war begeistert.
Im Zentrum steht Gun-Brit Barkmin in der Titelrolle. Man spürt jeden Moment, dass sie - um im Jargon des Werks zu bleiben - "scharf" auf diese Rolle ist. Ihre Katerina leidet, kämpft, liebt und mordet mit jeder Zelle ihres Körpers, mit jeder Facette ihrer Stimme.
Wenn sie nach dem Mord am Schwiegervater selbst die Peitsche der Macht in der Hand hält, wird sogleich klar: Diese Frau ist zu allem fähig, vor ihr sollte man sich in Acht nehmen. Der junge Amerikaner Brandon Jovanovich als Sergej ist ihr der einzig ebenbürtige Partner. Die Überlegenheit des Emporkömmlings hilft ihm zielstrebig die Objekte seiner Begierde - Sex und Geld - zu erlangen. Erbarmungslos und ohne Rücksicht auf Verluste wie Katerina.
Die Inszenierung konzentriert sich einerseits auf die menschliche Tragödie, setzt anderseits eigene Impulse, indem sie das Satirische, das Groteske von Schostakowitschs Musik in prägende Bilder umsetzt, ohne je der Gefahr des Klamauks zu verfallen. Die Blechkapelle in bunten Clownkostümen auf der Bühne tritt immer dann auf, wenn das Grauenhafte kaum mehr zu ertragen ist oder wenn die Protagonisten in ihrer Leidenschaft an jenem Punkt angekommen sind, wo sie - um Katerina zu zitieren - "nicht mehr können".
Die bunten Kostüme des Chores machen die Gewalt der Massenszenen erträglicher. Trotzdem: Als aufmerksamer Zuhörer und Zuschauer wird man bis zum letzten Bild so in Atem gehalten, dass man gerne etwas entspannen möchte, weil man "einfach nicht mehr kann".
So intensiv wie das Geschehen auf der Bühne tönt’s auch aus dem Graben. Der junge Grieche Teodor Currentzis nimmt die Herausforderung der musikalischen Tragödie an, betont die Intensität (manchmal etwas an oder sogar jenseits der Grenze des Erträglichen) und setzt sich voll in den Dienst des Komponisten. Für einen Griechen sehr russisch - aber er lebt und wirkt ja auch in Perm, etwa 1000 Kilometer östlich von Moskau.
Fazit: Nach dieser Aufführung versteht man, weshalb sich Diktator Stalin 1936 vor diesem Werk gefürchtet und es verboten hat.
Wenn sie nach dem Mord am Schwiegervater selbst die Peitsche der Macht in der Hand hält, wird sogleich klar: Diese Frau ist zu allem fähig, vor ihr sollte man sich in Acht nehmen. Der junge Amerikaner Brandon Jovanovich als Sergej ist ihr der einzig ebenbürtige Partner. Die Überlegenheit des Emporkömmlings hilft ihm zielstrebig die Objekte seiner Begierde - Sex und Geld - zu erlangen. Erbarmungslos und ohne Rücksicht auf Verluste wie Katerina.
Die Inszenierung konzentriert sich einerseits auf die menschliche Tragödie, setzt anderseits eigene Impulse, indem sie das Satirische, das Groteske von Schostakowitschs Musik in prägende Bilder umsetzt, ohne je der Gefahr des Klamauks zu verfallen. Die Blechkapelle in bunten Clownkostümen auf der Bühne tritt immer dann auf, wenn das Grauenhafte kaum mehr zu ertragen ist oder wenn die Protagonisten in ihrer Leidenschaft an jenem Punkt angekommen sind, wo sie - um Katerina zu zitieren - "nicht mehr können".
Die bunten Kostüme des Chores machen die Gewalt der Massenszenen erträglicher. Trotzdem: Als aufmerksamer Zuhörer und Zuschauer wird man bis zum letzten Bild so in Atem gehalten, dass man gerne etwas entspannen möchte, weil man "einfach nicht mehr kann".
So intensiv wie das Geschehen auf der Bühne tönt’s auch aus dem Graben. Der junge Grieche Teodor Currentzis nimmt die Herausforderung der musikalischen Tragödie an, betont die Intensität (manchmal etwas an oder sogar jenseits der Grenze des Erträglichen) und setzt sich voll in den Dienst des Komponisten. Für einen Griechen sehr russisch - aber er lebt und wirkt ja auch in Perm, etwa 1000 Kilometer östlich von Moskau.
Fazit: Nach dieser Aufführung versteht man, weshalb sich Diktator Stalin 1936 vor diesem Werk gefürchtet und es verboten hat.