Ohne Trinkgeld reicht es nicht
Seit über vier Wochen gilt im Friseurhandwerk ein Tarifvertrag, der eine Lohnuntergrenze festlegt: 6 Euro 50 pro Stunde im Osten inklusive Berlin, ein Euro mehr im Westen. Bis 2015 soll der Lohnsatz auf bundeseinheitlich 8 Euro 50 steigen. Was hat sich getan seit dem 1. August?
Berlin-Wedding, ein Friseursalon etwas abseits vom Trubel, sehr beliebt in der türkischen Community. Hier arbeitet Aylin, 23:
"Ja, aber ich bekomme nicht nach Tariflohn. Ich bekomme ein bisschen überm Tarif."
Aylin ist eine von vier Angestellten im Salon. Alle erhalten sie ein wenig mehr als das Mindestentgelt in Höhe von 6 Euro 50 die Stunde. Deswegen hat ihre Chefin am 1. August auch die Preise erhöht.
"Zum Beispiel war Haare schneiden bei uns 12 Euro, und jetzt sind es 13, dann die Ansetzfarbe von 20 Euro auf 23 Euro, haben wir ein bisschen erhöht."
Bisher habe sich noch kein Kunde über die Preiserhöhungen beschwert, sagt Aylin. Warum auch? Sie erhielten ja eine ordentliche Dienstleistung. Sie selbst habe …
"… eine abgeschlossene Ausbildung als Friseurgesellin. Muss. Anders geht das ja nicht. Sonst würde man ja nur als Aushilfskraft arbeiten. Und da verdient man ja kein Geld. Das sind 400 Euro, die man dann bekommt, mehr nicht."
"Hallo. Ich würde gern etwas zum Mindestlohn im Friseurhandwerk erfahren.
Ja, …
Fürs Radio.
… können Sie det ausmachen bitte?"
In den anderen Friseursalons gibt man sich dagegen zugeknöpft. Dabei hatte die Branche den Abschluss des ersten Tarifvertrages für Mindestentgelte im Friseurhandwerk als Riesenerfolg gefeiert. Ohne Gegenstimme habe man ihn angenommen, erzählt Markus Feix von der Friseurinnung Berlin. Ob sich seit dem 1. August etwas getan habe, das wisse er allerdings nicht.
"Wir haben ja ganz viele Friseure und Friseurunternehmen, die ja schon mehr bezahlen als diesen Mindestlohn von 6 Euro 50. Aber wir haben keinerlei Rückmeldungen oder Statistiken, wo es jetzt wirklich umgesetzt werden musste, wo überhaupt Handlungsbedarf war."
Ob die Betriebe die höheren Löhne für ihre Mitarbeiter an die Kunden in Form von Preiserhöhungen weiter gereicht hätten und deshalb weniger Haare geschnitten würden? Auch dazu könne er nichts sagen.
"Ich denke, es wird einfach noch drei, vier Monate dauern, um diese Effekte zu merken, ob wirklich jetzt Kunden weniger kommen, weil man eventuell Preisanpassungen hat machen müssen, im Augenblick können wir da nach einem Monat noch nichts konkretes sagen."
"Ja, aber ich bekomme nicht nach Tariflohn. Ich bekomme ein bisschen überm Tarif."
Aylin ist eine von vier Angestellten im Salon. Alle erhalten sie ein wenig mehr als das Mindestentgelt in Höhe von 6 Euro 50 die Stunde. Deswegen hat ihre Chefin am 1. August auch die Preise erhöht.
"Zum Beispiel war Haare schneiden bei uns 12 Euro, und jetzt sind es 13, dann die Ansetzfarbe von 20 Euro auf 23 Euro, haben wir ein bisschen erhöht."
Bisher habe sich noch kein Kunde über die Preiserhöhungen beschwert, sagt Aylin. Warum auch? Sie erhielten ja eine ordentliche Dienstleistung. Sie selbst habe …
"… eine abgeschlossene Ausbildung als Friseurgesellin. Muss. Anders geht das ja nicht. Sonst würde man ja nur als Aushilfskraft arbeiten. Und da verdient man ja kein Geld. Das sind 400 Euro, die man dann bekommt, mehr nicht."
"Hallo. Ich würde gern etwas zum Mindestlohn im Friseurhandwerk erfahren.
Ja, …
Fürs Radio.
… können Sie det ausmachen bitte?"
In den anderen Friseursalons gibt man sich dagegen zugeknöpft. Dabei hatte die Branche den Abschluss des ersten Tarifvertrages für Mindestentgelte im Friseurhandwerk als Riesenerfolg gefeiert. Ohne Gegenstimme habe man ihn angenommen, erzählt Markus Feix von der Friseurinnung Berlin. Ob sich seit dem 1. August etwas getan habe, das wisse er allerdings nicht.
"Wir haben ja ganz viele Friseure und Friseurunternehmen, die ja schon mehr bezahlen als diesen Mindestlohn von 6 Euro 50. Aber wir haben keinerlei Rückmeldungen oder Statistiken, wo es jetzt wirklich umgesetzt werden musste, wo überhaupt Handlungsbedarf war."
Ob die Betriebe die höheren Löhne für ihre Mitarbeiter an die Kunden in Form von Preiserhöhungen weiter gereicht hätten und deshalb weniger Haare geschnitten würden? Auch dazu könne er nichts sagen.
"Ich denke, es wird einfach noch drei, vier Monate dauern, um diese Effekte zu merken, ob wirklich jetzt Kunden weniger kommen, weil man eventuell Preisanpassungen hat machen müssen, im Augenblick können wir da nach einem Monat noch nichts konkretes sagen."
Dankesanrufe bei der Gewerkschaft
Anders in Thüringen. Hier hat die Friseurinnung mitgeteilt, viele der etwa 2000 Betriebe hätten im August ihre Preise um bis zu 25 Prozent erhöht. Christiane Scheller von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi:
"Wir bekommen Dankesanrufe von Friseuren und Friseurinnen, die jetzt nach vielleicht 30, 40 Berufsjahren endlich mal mehr als 1000 Euro brutto im Monat verdienen. Wir hatten auch Rückmeldungen von kleinen Unternehmern, die auch froh sind, weil sie damit rechnen, dass mit dem Mindestlohn jetzt endlich auch eine Ordnung am Markt einkehrt."
Das setzt allerdings voraus, dass der Mindestlohn verbindlich für alle gilt. Bisher haben nur die Beschäftigten Anspruch darauf, die entweder Verdi-Mitglied sind oder zu einer Friseurinnung gehören, die den Tarifvertrag unterschrieben hat.
Die Allgemeinverbindlichkeit muss her. Die Tarifpartner müssen nachweisen, dass die Hälfte aller Friseure und Friseurinnen bei tarifgebundenen Arbeitgebern beschäftigt ist. Das haben Verdi und das Friseurhandwerk nun getan, in dieser Woche werden sie beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales den entsprechenden Antrag stellen.
"Wir sind sehr optimistisch, denn wir müssen ja sehen, dass es insgesamt 26 Tarifpartner sind, die in dieser Tarifgemeinschaft sind, das ist doch eine sehr gute Datenbasis, und darum gehen wir davon aus, dass wir dieses 50-Prozent-Quorum auch erreichen werden."
In einem halben Jahr könnte der Mindestlohn im Friseurhandwerk endlich für alle Beschäftigten gelten. Dann könnte Schluss sein mit dem Lohn- und Preisdumping in der Branche. Aylin fände es gut:
"Weil es besser ist, weil Friseur eh ein Beruf ist, der einfach nicht gut bezahlt wird. Ohne Trinkgeld kommt man nicht aus. Trinkgeld ist das A und O, wenn das Trinkgeld nicht stimmt, kommt man auch den Monat nicht über die Runden. Alleine kann man nicht davon leben. Ich finde, es sollte noch höher sein."
"Wir bekommen Dankesanrufe von Friseuren und Friseurinnen, die jetzt nach vielleicht 30, 40 Berufsjahren endlich mal mehr als 1000 Euro brutto im Monat verdienen. Wir hatten auch Rückmeldungen von kleinen Unternehmern, die auch froh sind, weil sie damit rechnen, dass mit dem Mindestlohn jetzt endlich auch eine Ordnung am Markt einkehrt."
Das setzt allerdings voraus, dass der Mindestlohn verbindlich für alle gilt. Bisher haben nur die Beschäftigten Anspruch darauf, die entweder Verdi-Mitglied sind oder zu einer Friseurinnung gehören, die den Tarifvertrag unterschrieben hat.
Die Allgemeinverbindlichkeit muss her. Die Tarifpartner müssen nachweisen, dass die Hälfte aller Friseure und Friseurinnen bei tarifgebundenen Arbeitgebern beschäftigt ist. Das haben Verdi und das Friseurhandwerk nun getan, in dieser Woche werden sie beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales den entsprechenden Antrag stellen.
"Wir sind sehr optimistisch, denn wir müssen ja sehen, dass es insgesamt 26 Tarifpartner sind, die in dieser Tarifgemeinschaft sind, das ist doch eine sehr gute Datenbasis, und darum gehen wir davon aus, dass wir dieses 50-Prozent-Quorum auch erreichen werden."
In einem halben Jahr könnte der Mindestlohn im Friseurhandwerk endlich für alle Beschäftigten gelten. Dann könnte Schluss sein mit dem Lohn- und Preisdumping in der Branche. Aylin fände es gut:
"Weil es besser ist, weil Friseur eh ein Beruf ist, der einfach nicht gut bezahlt wird. Ohne Trinkgeld kommt man nicht aus. Trinkgeld ist das A und O, wenn das Trinkgeld nicht stimmt, kommt man auch den Monat nicht über die Runden. Alleine kann man nicht davon leben. Ich finde, es sollte noch höher sein."