Ohne Wärme und Rückhalt

Von Anke Leweke |
In "Bastard" nutzt der junge Regisseur Carsten Unger das Psychothriller-Genre, um sich in der Welt vernachlässigter Kinder umzusehen. Die Frustration zweier 13-Jähriger schlägt in Aggression um, weil sie in ihren völlig unterschiedlichen Elternhäusern keine Zuwendung erhalten.
Der neunjährige Nikolas ist eines Tages spurlos verschwunden. Man vermutet ein Sexualverbrechen, doch findet man keinen Körper, sondern nur nie aufgegessene Schulbrote. Die geschockten Eltern werden von der Psychologin Dr. Claudia Meinert (Martina Gedeck) betreut, die auch in der Umgebung und der Schule von Nikolas ermittelt.

Plötzlich taucht ein Video auf, in dem man den kleinen Kerl gefangen in einem Keller sieht. Als Zuschauer wissen wir bald mehr als die Beteiligten im Film. Wir erfahren, dass Leon und Mathilda, zwei 13-jährige Außenseiter mehr über den Verbleib des Jungen wissen, als sie zugegeben wollen. Leon beginnt die Eltern von Nikolas zu erpressen, doch fordert er nicht Geld, sondern elterliche Zuwendung.

Blaustichige Bilder, dynamischer Schnitt
Hier versteht ein Regisseur das Genre-Handwerk: Blaustichige Bilder, sphärische Musik, dynamischer Schnitt. Doch handelt es sich dabei nicht um einen klassischen Psychothriller, vielmehr nutzt Carsten Unger das Genre, um sich in einer Welt vernachlässigter Kinder umzuschauen.

Leon und Mathilda kommen aus völlig unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, doch beide finden in ihren Elternhäusern weder Wärme noch Rückhalt. Ihre Frustration schlägt in Aggression um. Auch wenn die Kausalitäten zwischen der Tat und ihrer Motivation manchmal sehr gewollt, sehr vereinfachend wirken, sollte man festhalten, dass hier ein junger Regisseur versucht, das Genre des Psychothrillers für einen wirklichen Einblick in angeschlagene kindliche Psychen zu nutzen.

Deutschland 2011 - Regie: Carsten Unger, Darsteller: Martina Gedeck ,Markus Krojer, Antonia Lingemann, Sibylle Canonica, Thomas Thieme, Matthias Koeberlin, ab 12 Jahren, 129 Minuten
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