Okwui Enwezor verlässt Münchner Haus der Kunst

"Er hatte einen Riecher für die Kunst von morgen"

Okwui Enwezor
Okwui Enwezor leitete das Haus der Kunst seit 2011. © dpa / picture alliance / Stephan Goerlich
Tobias Krone im Gespräch mit Elena Gorgis |
Okwui Enwezors Rücktritt als Leiter des Hauses der Kunst in München sei schade, meint unser Landeskorrespondent Tobias Krone. Die interne Krise sei gerade erst überwunden worden. Man hätte sich wieder mehr auf Kunst konzentrieren können.
Das Haus der Kunst in München gilt als eine der wichtigsten Adressen für zeitgenössische Kunst. Überraschend kam die Nachricht, dass der künstlerische Leiter, Okwui Enwezor, aus gesundheitlichen Gründen aufhört. Sein Vertrag wurde bereits zum 1. Juni aufgelöst. Okwui Enwezor leitete das Haus der Kunst seit 2011.

Es ging gerade wieder aufwärts

Okwui Enwezor sagte zu seinem Rücktritt, dass es nie den idealen Zeitpunkt für einen Abschied gäbe, er aber zu einem Zeitpunkt zurücktrete, an dem das Haus eine künstlerische Position der Stärke erreicht habe. Dazu stellte unser Landeskorrespondent in München, Tobias Krone, fest, dass es schade sei, dass Enwezor gerade jetzt zurückgetreten ist, weil es gerade wieder aufwärts gehe mit dem Ausstellungshaus. Es habe sich in den letzten Monaten in einer großen internen Krise befunden.
Auch habe das Haus der Kunst im vergangenen Jahr kurz vor der Insolvenz gestanden. Doch diese Krise habe man gut gemeistert. So habe Enwezor einen kaufmännischen Geschäftsführer an die Seite gestellt bekommen und das Haus eine Finanzspritze vom Land Bayern erhalten.
Das Haus der Kunst in München
Das Haus der Kunst in München© dpa / picture alliance

Prägender Umgang mit NS-Architektur des Hauses

Über Enwezors künstlerische Prägung des Hauses sagte Krone: "Er hatte einen Riecher für die Kunst von morgen: Vor einigen Jahren hat er die international völlig unbekannte britisch-ghanaische Malerin Lynette Yiadom-Boakye ausgestellt. In diesem Jahr erzielt sie für ihre Bilder hohe Preise auf der Art Basel." Auch sein künstlerischer Umgang mit der NS-Architektur des Hauses der Kunst sei prägend gewesen. So sei Enwezors Haltung die gewesen, dass man nur künstlerisch und nur temporär mit der Geschichte dieses Hauses umgehen könne und nicht durch einen architektonischen Eingriff, der in ein paar Jahren wieder aus der Mode sei.

Nachfolger muss vermitteln

Der bisherige Hauptkurator Ulrich Wilmes hat momentan die Leitung. Zur Nachfolge erklärte Krone, dass diese noch unklar sei. Klar sei nur, dass der Nachfolger eine "vermittelnde Art" mitbringen müsse. Die wirtschaftliche Konstruktion des Hauses der Kunst als gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung gewähre dem Nachfolger zwar gewisse Freiheiten - auch von der Staatspolitik -, stelle ihm aber auch Herausforderungen: So müsse der Leiter des Hauses mehr auf das Budget achten als in den Pinakotheken beispielsweise. Auch eine Lösung für die aktuellen prekären Angestelltenverhältnisse müsse gefunden werden.
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