"Okzidentalismus"
"Wenn jemand die westliche Popkultur, den globalen Kapitalismus, die amerikanische Außenpolitik , Großstädte oder sexuelle Freizügigkeit nicht mag, so ist das nicht weiter von Belang; wenn man aber aus genau diesen Gründen dem Westen den Krieg erklärt, dann wird es sehr wohl bedeutsam. "
Der in London lehrende, international herausragende Publizist Ian Buruma und Avishai Margalit, der einen Lehrstuhl für Philosophie in Jerusalem inne hat, widmen sich in ihrem großartigen Essay diesem Okzidentalismus, ein entmenschlichendes Bild, das sich die Feinde des Westens von ihm zeichnen. Heute wird er in radikalster Weise von islamistischen, heiligen Kriegern und Selbstmordattentätern propagiert und tödlich exerziert. Dieser Hass ist nicht mit politischen Kategorien wie ‚rechts‘ oder ‚links‘ zu fassen und erschöpft sich auch nicht in seinen tragenden Säulen des Antisemitismus und des Antiamerikanismus. Er geht darüber hinaus und ist von Ideen befeuert, die weit in die Geschichte zurückragen.
Deren heutige explosive Mischung ist eine Kette von Feindseligkeiten: gegenüber der Stadt, die für einen gierigen, dekadenten Kosmopolitismus steht, gegenüber dem Geist des Westen, wie er in Wissenschaft und Vernunft zum Ausdruck kommt, aber auch seinem Materialismus und Hedonismus, gegenüber der Sexualität und ihrem Urbild, dem weiblichen Körper. Und schließlich der Feindseligkeit gegenüber dem Gottlosen, der vernichtet werden muss, um den Weg frei zu machen für eine Welt des reinen Glaubens, für die globale Herrschaft des Kalifats. Seinen Ursprung hat dieser Okzidentalismus, so die Kernthese der Autoren, ähnlich wie der Kapitalismus, der Marxismus und andere moderne "Ismen" in Europa.
Der Angriff auf New York, das heutige Babylon, war real und symbolisch zugleich: dieser bewusst geplante und durchgeführte Massenmord bediente sich des antiken Mythos von der Zerstörung der sündigen Stadt. Im Bild der Metropole als Hure spiegelt sich nicht nur die Angst vor der weiblichen Sexualität. Sie symbolisiert gleichzeitig die Kommerzialisierung der menschlichen Beziehungen in einer Gesellschaft, in der sich alles um Geld und Geschäft dreht: Bilder, die sich bereits in Juvenals Satiren über das antike Rom, in Versen des Briten T.S. Eliot oder in Richard Wagners Tannhäuser finden. Hauptakteure in diesen Phantasien waren die in New York, London, Paris oder Berlin angeblich agierenden "geldraffenden Juden", denen später die nationalsozialistische Vernichtungspolitik galt. Hitler führte einen Krieg gegen den Westen, die liberalen, demokratischen Staaten und ist Beispiel für einen mörderischen Okzidentalismus im Herzen Europas. Eingang gefunden in die arabischen Länder hatten Fragmente dieser Ideologie bereits in den 30er und 40er Jahren. Nach Europa werden sie heute in Gestalt des radikalen Islamismus reimportiert. Ein prominenter iranischer Intellektueller, Übersetzer und großer Bewunderer von Ernst Jünger, spricht von der "Verwestgiftung" der Welt, der er den Kampf ansagt. Der Westen und die Demokratie sind in den Augen ihrer Feinde profan und mittelmäßig, bar jeder Spiritualität. Mit Anleihen aus der deutschen Romantik - wie es bereits die Slawophilen gegen die Westler im vorrevolutionären Russland handhabten - wird gegen Hedonismus und Rationalismus geeifert, die den Weg zum Heil verstellten.
In diesem Sinne hatte bereits 1928 die Muslimbrüderschaft in Ägypten ihre Agenda formuliert:
" Gott ist unser Ziel; der Koran ist unsere Verfassung; der Prophet ist unser Führer; der Kampf ist unser Weg; und der Tod um Gottes willen ist unser höchstes Verlangen. "
Ihre Nachfolger heutzutage haben dem Westen, diesem riesigen Bordell, mit ihrer Parole "Ihr wollt das Leben, wir wollen den Tod" den Krieg erklärt.
Im Unterschied zu säkularen Facetten des Okzidentalismus aus der Vergangenheit, wie der Nationalsozialismus oder der Staatskommunismus, betrachtet der Islamismus die westliche Zivilisation als eine Form götzendienerischer Barbarei, eine der schlimmsten Glaubenssünden, der nun der heilige Krieg erklärt wurde. Zum klassischen Arsenal des Antisemitismus gehörte schon immer das Bild des Juden als archetypischem Götzendiener. Karl Marx bemerkte in diesem Zusammenhang:
" Das Geld ist der eifrige Gott Israels, vor welchem kein anderer Gott bestehen darf. Das Geld erniedrigt alle Götter des Menschen - und verwandelt sie in eine Ware. "
Der Wechsel sei "der wirkliche Gott der Juden. Sein Gott ist der illusorische Wechsel." Der Westen betet demnach den falschen Gott des Materiellen an und wird damit zum Reich des Bösen, der das Reich des Guten kolonialisiert. Es geht dem religiösen islamischen Okzidentalismus deshalb längst nicht mehr um einen politischen Kampf, sondern um ein "kosmisches Drama". In manichäischer Weise wird der Westen mit seinen götzendienerischen Anbetern irdischer Materie dem Osten und seinen wahren Verehrern des göttlichen Geistes gegenübergestellt. Materie ist auch das sündige Fleisch, der menschliche, vor allem der weibliche Körper mit seinen sexuellen Begierden, der dem Geist unterworfen werden soll. Die Frauenfeindschaft - am sichtbarsten im Jungfrauenkult, der Klitorisbeschneidung, Zwangsheiraten und dem Schleier ist elementarer Bestandteil des islamischen Okzidentalismus.
Zum Abschluss warnen die Autoren vor einer nachsichtigen und beschwichtigenden Haltung des Westens gegenüber dieser Kriegserklärung und den brutalen Regimes, die in den ehemaligen Kolonien herrschen: offensichtlich eine Lähmung aufgrund der kolonialen Schuld. Stattdessen steht die Verteidigung der politischen, religiösen und geistigen Freiheit auf der Tagesordnung - mit Überzeugungskraft, aber wenn nötig auch mit Gewalt.
Deren heutige explosive Mischung ist eine Kette von Feindseligkeiten: gegenüber der Stadt, die für einen gierigen, dekadenten Kosmopolitismus steht, gegenüber dem Geist des Westen, wie er in Wissenschaft und Vernunft zum Ausdruck kommt, aber auch seinem Materialismus und Hedonismus, gegenüber der Sexualität und ihrem Urbild, dem weiblichen Körper. Und schließlich der Feindseligkeit gegenüber dem Gottlosen, der vernichtet werden muss, um den Weg frei zu machen für eine Welt des reinen Glaubens, für die globale Herrschaft des Kalifats. Seinen Ursprung hat dieser Okzidentalismus, so die Kernthese der Autoren, ähnlich wie der Kapitalismus, der Marxismus und andere moderne "Ismen" in Europa.
Der Angriff auf New York, das heutige Babylon, war real und symbolisch zugleich: dieser bewusst geplante und durchgeführte Massenmord bediente sich des antiken Mythos von der Zerstörung der sündigen Stadt. Im Bild der Metropole als Hure spiegelt sich nicht nur die Angst vor der weiblichen Sexualität. Sie symbolisiert gleichzeitig die Kommerzialisierung der menschlichen Beziehungen in einer Gesellschaft, in der sich alles um Geld und Geschäft dreht: Bilder, die sich bereits in Juvenals Satiren über das antike Rom, in Versen des Briten T.S. Eliot oder in Richard Wagners Tannhäuser finden. Hauptakteure in diesen Phantasien waren die in New York, London, Paris oder Berlin angeblich agierenden "geldraffenden Juden", denen später die nationalsozialistische Vernichtungspolitik galt. Hitler führte einen Krieg gegen den Westen, die liberalen, demokratischen Staaten und ist Beispiel für einen mörderischen Okzidentalismus im Herzen Europas. Eingang gefunden in die arabischen Länder hatten Fragmente dieser Ideologie bereits in den 30er und 40er Jahren. Nach Europa werden sie heute in Gestalt des radikalen Islamismus reimportiert. Ein prominenter iranischer Intellektueller, Übersetzer und großer Bewunderer von Ernst Jünger, spricht von der "Verwestgiftung" der Welt, der er den Kampf ansagt. Der Westen und die Demokratie sind in den Augen ihrer Feinde profan und mittelmäßig, bar jeder Spiritualität. Mit Anleihen aus der deutschen Romantik - wie es bereits die Slawophilen gegen die Westler im vorrevolutionären Russland handhabten - wird gegen Hedonismus und Rationalismus geeifert, die den Weg zum Heil verstellten.
In diesem Sinne hatte bereits 1928 die Muslimbrüderschaft in Ägypten ihre Agenda formuliert:
" Gott ist unser Ziel; der Koran ist unsere Verfassung; der Prophet ist unser Führer; der Kampf ist unser Weg; und der Tod um Gottes willen ist unser höchstes Verlangen. "
Ihre Nachfolger heutzutage haben dem Westen, diesem riesigen Bordell, mit ihrer Parole "Ihr wollt das Leben, wir wollen den Tod" den Krieg erklärt.
Im Unterschied zu säkularen Facetten des Okzidentalismus aus der Vergangenheit, wie der Nationalsozialismus oder der Staatskommunismus, betrachtet der Islamismus die westliche Zivilisation als eine Form götzendienerischer Barbarei, eine der schlimmsten Glaubenssünden, der nun der heilige Krieg erklärt wurde. Zum klassischen Arsenal des Antisemitismus gehörte schon immer das Bild des Juden als archetypischem Götzendiener. Karl Marx bemerkte in diesem Zusammenhang:
" Das Geld ist der eifrige Gott Israels, vor welchem kein anderer Gott bestehen darf. Das Geld erniedrigt alle Götter des Menschen - und verwandelt sie in eine Ware. "
Der Wechsel sei "der wirkliche Gott der Juden. Sein Gott ist der illusorische Wechsel." Der Westen betet demnach den falschen Gott des Materiellen an und wird damit zum Reich des Bösen, der das Reich des Guten kolonialisiert. Es geht dem religiösen islamischen Okzidentalismus deshalb längst nicht mehr um einen politischen Kampf, sondern um ein "kosmisches Drama". In manichäischer Weise wird der Westen mit seinen götzendienerischen Anbetern irdischer Materie dem Osten und seinen wahren Verehrern des göttlichen Geistes gegenübergestellt. Materie ist auch das sündige Fleisch, der menschliche, vor allem der weibliche Körper mit seinen sexuellen Begierden, der dem Geist unterworfen werden soll. Die Frauenfeindschaft - am sichtbarsten im Jungfrauenkult, der Klitorisbeschneidung, Zwangsheiraten und dem Schleier ist elementarer Bestandteil des islamischen Okzidentalismus.
Zum Abschluss warnen die Autoren vor einer nachsichtigen und beschwichtigenden Haltung des Westens gegenüber dieser Kriegserklärung und den brutalen Regimes, die in den ehemaligen Kolonien herrschen: offensichtlich eine Lähmung aufgrund der kolonialen Schuld. Stattdessen steht die Verteidigung der politischen, religiösen und geistigen Freiheit auf der Tagesordnung - mit Überzeugungskraft, aber wenn nötig auch mit Gewalt.