Oliver Polak

"Deutschland ist humorbehindert"

Der Kabarettist Oliver Polak aufgenommen vor neutralem Hintergrund am 28.11.2010 in Köln.
Der Komiker Oliver Polak sagt, er mache keine Witze über den Holocaust - sondern darüber, wie die Deutschen mit dem Holocaust umgehen © picture-alliance / dpa / Horst Galuschka
Moderation: Frank Meyer |
Der Komiker Oliver Polak schreibt in seinem Buch "Der jüdische Patient" über seine Depressionen. Krank gemacht habe ihn unter anderem ein Missverständnis: Die Leute hätten in ihm nicht den Comedian gesehen, sondern den Juden.
Monatelang lag der Komiker Oliver Polak nur noch in seiner Wohnung - und empfand nichts mehr, wie er sagt. Er litt an einer Depression, wies sich schließlich selbst in die Psychiatrie ein und ließ sich mehrere Monate behandeln: "Es war die absolut richtige Entscheidung", findet er heute. Über seine Erfahrungen hat Polak, der mit Bühnenprogrammen wie "Jud süß-sauer" bekannt geworden ist, ein Buch geschrieben: "Der jüdische Patient". Er selbst findet, es sei ein ernstes, direktes, radikales und trauriges Buch geworden - mit komischen Momenten. Jetzt schaue er nach vorn.
"Gleich kommt Woody Allen aus seinem Bauch"
Seine Erkrankung 2012 führt Polak auf mehrere Faktoren zurück - vor allem aber auf ein "großes Missverständnis": Er sei mit seinem Programm hauptsächlich in Kabaretts aufgetreten.
"Das war vielleicht der größte Fehler, weil die Leute erwarteten: O, jüdischer Stand-up-Comedian - gleich kommt Woody Allen aus seinem Bauch herausgekrabbelt mit einem Lachsbagel und einer Klarinette in der Hand, aber dann kam ich. Die Ironie wurde gar nicht verstanden. Ich hatte das Gefühl, dass die Leute in mir nicht den Comedian sahen, sondern den Juden."
Das habe ihn sehr frustriert. Was das Kabarett angehe, sagt Polak, sei "Deutschland schon sehr humorbehindert".
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