Zum 30. Todestag von Olivier Messiaen

Musik als Brücke zur Transzendenz

Olivier Messiaen blickt ernst durch seine Brille direkt in die Kamera, während er vor einem Flügel sitzt.
Olivier Messiaen war ein ausgezeichneter Könner des Improvisierens und nutzte diese Fähigkeit auch an der Orgel während seines Organistenamtes und für seine Kompositionen. © picture-alliance / akg-images / Horst Maack
Zu Gast: Musikwissenschaftler Michael Stegemann · 27.04.2022
Olivier Messiaen war eine Schlüsselfigur der Moderne. Sein Stil unverwechselbar. Zu seinem 30. Todestag liegt der Fokus der Sendung auf den herausragenden chormusikalischen Werken des französischen Komponisten und Organisten.
Die Chormusik nimmt nur einen schmalen Raum im Gesamtoeuvre von Olivier Messiaen ein, vielleicht auch, weil Messiaen der menschlichen Stimme weniger Trost-Potential zubilligte als den Klängen der Schöpfung.
„Angesichts so vieler entgegengesetzter Schulen, überlebter Stile und sich widersprechender Schreibweisen gibt es keine humane Musik, die dem Verzweifelten Vertrauen einflößen könnte. Da greifen die Stimmen der unendlichen Natur ein“, so Messiaen.

Stunden in der Natur

Es sind die abgelauschten Vogelstimmen, die seine Kompositionen prägten. Davon erzählt auch eine neue arte-Dokumentation, über die wir im Musikjournal berichteten:


Ebenso integrierte der Komponist die Gregorianik, peruanische Tonskalen und indische Rhythmen in seine Chorwerke, bestätigt Stegemann, der Schüler Messiaens war.

Hochreligiöser Mensch

Olivier Messiaen war zutiefst gläubiger Katholik. Seine Arbeit als Organist brachte ihn direkt ins Kirchengeschehen.
Seine Chorwerke sind inhaltlich vielfältig und überwiegend auf selbstverfasste Kunst-Texte entstanden: Die „Cinq rechants“ sind Teil einer großen Trilogie rund um Liebe und Eros.
Olivier Messiaen sitzt als junger Mann mit Brille auf einer undatierten Fotografie in schwarz-weiß an einer Orgel.
1931 übernahm er die Organistenstelle an der Kirche La Trinité in Paris, ein Amt, das er für 60 Jahre ausüben sollte.© picture-alliance / akg-images
Weiter stellt Moderatorin Olga Hochweis mit ihrem Gast Michael Stegemann den lange verschollen geglaubte „Chant des Deportés“ vor. Er entstand nach der Befreiung der Konzentrationslager 1945. Franz von Assisi widmete er zwei Jahrzehnte später eine ganze Oper. Es ist jener Heilige, der mit den Vögeln sprechen konnte.
Nur ein einziges „echtes“ Kirchenwerk auf einen liturgischen Text hat Messiaen hinterlassen: „O Sacrum Convivium“ – ein Frühwerk aus dem Jahr 1937.

Musikredakteur Olaf Wilhelmer erinnert in unsere Sendung "Tonart" ebenfalls an den Komponisten:

30. Todestag Olivier Messiaen: Die unmittelbare Wirkung zählt

27.04.2022
08:36 Minuten
Tonart Podcast
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