Olympia in Peking
Vorbereitungen in Peking für die Olympischen Winterspiele: Nur von der Staatsführung ausgewählte Menschen dürfen sich die Sportveranstaltungen Vorort im Februar anschauen. © imago images/Kyodo News
Boykott, Omikron und die Uiguren
20:44 Minuten
Für die Kommunistische Partei Chinas kann Olympia ab dem 4. Februar zum Eigentor werden. Erst der diplomatische Boykott der USA und anderer Staaten und nun bringt die hochansteckende Omikron-Variante Chinas Zero-Covid-Strategie ins Wanken.
Als erster Olympiaort wird Peking nach den Sommerspielen 2008 ab dem 4. Februar auch die Winterspiele ausrichten. Alle Teilnehmer und Begleiter werden in einer „Blase“ leben - ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt.
Falls ein Bus mit Olympiateilnehmern einen Unfall habe, sollen die Bürger laut Regierung nicht anhalten und helfen, schildert Peking-Korrespondent Benjamin Eyssel. Es gebe extra Olympiarettungsdienste. Damit niemand Kontakt mit den Menschen in der "Blase" hat. Die Kommunistische Partei begründet das mit ihrer „Zero-Covid“-Strategie.
Bisher gibt es nur wenige Fälle der neuen Omikron-Variante im Land, gegen die die chinesischen Impfstoffe laut Studien kaum schützen sollen.
Nur ausgewählte Olympia-Zuschauer
26 Wettkampfstätte gebe es in der Blase rund um Peking. "Alles vom Allereinsten, sehr groß, schon beeindruckend", so Benjamin Eyssel bei einer Besichtigung vorab. Neue Autobahnen, Schnellzugtrassen, Stadien seien in sehr kurzer Zeit gebaut worden.
Das werden die Chinesinnen und Chinesen vor allem im Fernsehen sehen. Es gibt keinen freien Ticketverkauf. Nur von der Staatsführung ausgewählte Menschen dürfen sich die Sportveranstaltungen anschauen, die mit viel Kunstschnee ausgetragen werden.
Das sorgt für Kritik, weil Peking in einer der trockensten Gegenden der Welt liegt und nur wenig Wasser zur Verfügung steht. Die KP spricht von nachhaltigen Spielen, weil die Energie für die Sportstätte von erneuerbaren Energien geliefert wird.
US-Boykott kratzt am Ego der KP
Die USA und weitere Staaten haben ihren diplomatischen Boykott verkündet, wegen des Vorgehens der KP gegen Hongkong, Tibet, Taiwan und die Uiguren in der nordwestlichen Provinz Xinjiang.
Sportler dürfen anreisen, aber keine hochrangigen, politischen Delegationen. Das störe Chinas Führung offiziell wenig, meint Korrespondent Eyssel. Aber es kratze schon am Ego. Es heiße dann, man wolle China den Erfolg nicht gönnen und versuche, China zu schneiden.
Für die Uiguren ist Olympia weit weg
Aber der internationale Druck, die Menschenrechtslage für die Uiguren in Xinjiang zu verbessern, habe durchaus Erfolg, meint Anthropologe Darren Byler. Er forscht an der Simon Fraser University in Kanada seit gut zehn Jahren zu den Uiguren, war mehrfach dort, ist gut vernetzt und berichtet, dass es das Gefühl in der Uiguren-Region gebe, dass das schlimmste vielleicht vorbei sei: die Massen-Internierungen.
"Aber es ist noch nicht so wie vorher. Statt der Internierungslager, kommen Leute ins Gefängnis oder müssen in Fabriken arbeiten. Die Trennung von Familien ist noch immer an der Tagesordnung. Deshalb sehen wir auch so einen starken Rückgang der Geburtenrate unter den Uiguren."
Die Olympischen Spiele seien kein großes Thema unter den Uiguren: "Das ist ziemlich weit weg für sie. Das passiert in einer anderen Welt – weit weg von ihrem Leben in Xinjiang.“
Trotzdem könne Olympia den Uiguren helfen, meint Darren Byler, weil ihre Lage jetzt breit diskutiert werde in der Welt und so auch Menschen in China mitbekommen würden, dass das, was ihre Regierung erzähle, nicht die notwendigerweise die Wahrheit sei.