Gold in der Glotze nur gegen Cash?
Ab 2018 werden die Olympischen Spiele nach jetzigem Stand nicht mehr im öffentlich-rechtlichen Rundfunk übertragen. Das IOC vergab Rechte an Discovery, das in Deutschland über seine Tochter Eurosport sendet. Unklar ist damit, was das für die Berichterstattung von ARD und ZDF bedeutet.
Auch wenn ARD und ZDF die Übertragungsrechte vorerst nicht mehr haben: sie benehmen sich so, als ob alles wie immer sei. ZDF-Chefredakteur Peter Frey.
"Für uns ist das Allerwichtigste, dass wir weiterhin die Freiheit haben, die redaktionelle Freiheit, das aus dem olympischen Angebot herauszuholen, von dem wir glauben, dass es in dem Moment für den deutschen Zuschauer am interessantesten ist."
Der neue Mitspieler auf dem Markt, der US-amerikanische Medienkonzern Discovery, gibt sich verhandlungsbereit. Werner Starz vom dazu gehörigen Spartensender Eurosport.
"Es wird sicherlich viele verschiedene Verbreitungswege geben, über die Sie Olympia empfangen können, und da gibt es Verbreitungswege, die sind frei empfangbar, und es gibt Verbreitungswege, die sind pay-Verbreitungswege, das heißt: da wird es ein kommerzielles Modell geben."
Klar ist: alle europäischen Fernseh- und Online-Rechte für die Olympischen Spiele von 2018 bis 2024 gehören Discovery. 1,3 Milliarden Euro wird das Unternehmen dafür an das Internationale Olympische Komitee überweisen.
"Die Zielsetzung muss und wird sein natürlich, dass mehr Olympia zu sehen sein wird. In der Stundenanzahl, in der Anzahl der Möglichkeiten, die einzelnen Ereignisse zu verfolgen, das ist der Anspruch, an dem wir uns sicherlich auch messen lassen werden: ist es uns gelungen, mehr Kanäle aufzumachen, mehr Möglichkeiten, dass mehr Technologien zur Verfügung stehen, über die man Olympia sehen kann."
ARD und ZDF sitzen auf einem hohen Ross
Neue Verbreitungswege für mobile Endgeräte zu finden, das ist die Kür. Frei empfangbares Fernsehen anzubieten, die Pflicht. Vor allem in Ländern wie Spanien und Italien wünscht sich das IOC eine bessere Berichterstattung. In Deutschland, wo Ereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung wie Olympische Spiele laut Rundfunkstaatsvertrag frei empfangbar sein müssen, wird es Olympische Spiele auch weiterhin im Free-TV geben. 200 Stunden Sommerspiele und 100 Stunden Winterspiele: das alles soll Eurosport übernehmen? ZDF-Mann Frey spöttelt.
"Mit Verlaub, Herr Starz, Eurosport hat einen Marktanteil von 0,8 Prozent, ich würde nicht automatisch davon ausgehen, dass der durch die Decke schießt, nur weil Sie Olympia haben, ich glaube schon, dass für den Zuschauer wichtig ist, von welcher Basis geht das eigentlich aus, und da sind ARD und ZDF als die beiden führenden Fernsehplattformen in Deutschland im Moment sicher die angemessene Bühne."
Noch sitzen ARD und ZDF auf dem hohen Ross. Doch mittlerweile haben auch sie erkannt, dass sie für die so genannten Sublizenzen mit Discovery gut verhandeln müssen. Obwohl die Rechtepakete bei weitem nicht so interessant sein dürften wie in früheren Jahren. Von 2018 bis 2022 finden die Olympischen Winter- und Sommerspiele drei Mal hintereinander in Asien statt – wegen der Zeitverschiebung wird das Zuschauerinteresse erfahrungsgemäß geringer sein.
Die spannende Frage ist: was werden sie am Ende bei den Öffentlich-Rechtlichen Sendern zu sehen bekommen? Für ZDF-Chefredakteur Peter Frey sind die olympischen Kernsportarten ein "Muss".
"Dazu gehört auch Rudern. Der Achter war 2012 bei den Spielen in London mit sechs Millionen Zuschauern, um 13:30 Uhr ungefähr war der Endlauf, ich erinnere mich genau, einer der absoluten Höhepunkte der Olympischen Spiele. Und auf die Dinge würden wir nicht verzichten. Also wir können nicht nur beim Vorspiel dabei sein, und wenn es zum Höhepunkt kommt, dann muss man umschalten."
Stell dir vor, es ist Olympia, und keiner schaut zu
Die Verhandlungen dürften schwierig werden. Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten übertragen Olympische Spiele längst auch Online. Das Feld, auf dem Discovery in Europa kommerziell erfolgreich sein will. Umgekehrt hat auch der US-Medienkonzern großes Interesse an einer Einigung: er muss die enormen Investitionen refinanzieren. Wobei Eurosportchef Werner Starz den Eindruck macht, als ob er auf die Hauptberichterstattung gar nicht so scharf sei.
"Unser erstes Kriterium ist natürlich ganz klar der Sport, die Geschichten, die der Sport schreibt, und nicht der nationale Held. Bei Eurosport muss der Zuschauer auch mal aushalten, dass wir nicht den ganzen Tag schwarz-rot-gold sind und dass wir auch mal international sind und eine internationale Brille haben."
Stell dir vor: es ist Olympia, und keiner schaut zu. So weit wird es wohl nicht kommen. Wenn 2018 in Pyeongchang die Biathlon-Staffeln um Gold rennen und schießen, dann, so die Prognose des Sportsoziologen Henk Erik Meier, wird es im Free-TV übertragen. Aber mit Folgen für den Konsumenten.
"Ich würde sagen, die sehen Sie bei ARD und ZDF, aber Sie bezahlen dafür bei der nächsten Gebührenerhöhung."