Olympische Winterspiele in Pyeongchang

Legenden des Wintersports blicken voraus

Pressekonferenz zu den Olympischen Winterspielen
Die Sportlegenden Georg Thoma und Hans Plenk haben für Pyeongchang hohe Erwartungen an ihre Nach-Nachfolger. © dpa/picture alliance/ Jens Kalaene
Von Wolf-Sören Treusch |
Bald beginnen die Winterspiele in Pyeongchang: In der Nordischen Kombination und im Rennrodeln haben deutsche Athleten gute Medaillenchancen. Georg Thoma und Hans Plenk holten vor Jahrzehnten in den Disziplinen Medaillen - und das erwarten sie auch von ihren "Nachfolgern".
"Ja, hier in diesem alten Radio ist Original-Siegerehrung von Squaw Valley," ...
"Georg Thoma of Germany." (Jubel) ...
Schwarzwälder Skimuseum in Hinterzarten: Georg Thoma sitzt vor einem wuchtigen Kachelofen, aus einem Radio tönt der Live-Kommentar von den Winterspielen in Squaw Valley 1960.
"... hat die große Sensation fertig gebracht, er hat eine Goldmedaille für Deutschland errungen, die wir nie, auch nicht in den kühnsten Träumen erwartet hätten."

Mit 22 Sportgeschichte geschrieben

Gold in der Nordischen Kombination: Mit 22 schreibt Georg Thoma Sportgeschichte. Als erster Mitteleuropäer gewinnt er einen Wettbewerb, der bis dahin von skandinavischen Athleten dominiert wird. Ein unbeschreibliches Gefühl, sagt er, vor allem weil es an diesem ganz speziellen Ort geschah.
"Squaw Valley. Das Tal der Indianerfrau. Und das war für mich so eine ideale Geschichte: weil ich als Hütejunge, ich war ja vom achten Lebensjahr nicht mehr daheim, sondern Hütejunge, Feldberg-Gebiet, und ich habe in Squaw Valley gedacht: jetzt bist daheim, jetzt bist auf dem richtigen Ort."

Doch auch andernorts ist er erfolgreich: 1964 Bronze bei Olympia in Innsbruck, 1966 der WM-Titel. Dreimal gewinnt er am Holmenkollen, insgesamt zwölfmal die deutsche Meisterschaft. Georg Thoma ist einer der populärsten Wintersportler der jungen Bundesrepublik, seit 2011 in der Hall of Fame des deutschen Sports.
Georg Thoma, der ehemaligen Nordische Kombinierer, Olympiasieger und Weltmeister, steht am 14.08.2017 in Hinterzarten im Schwarzwald (Baden-Württemberg) im Skimuseum neben den Orginalleibchen seiner großen Sportveranstaltungen.
Georg Thoma steht in Hinterzarten im Skimuseum neben den Orginalleibchen seiner großen Sportveranstaltungen.© picture-alliance / dpa / Patrick Seeger
Und obwohl er sich und sein Heimatdorf Hinterzarten weit über die Grenzen des Schwarzwalds hinaus bekannt gemacht hat, ist und bleibt er bescheiden:
"Meine Ski von damals ... geht's heute nimmer. Aber damals hatten alle das gleiche."

Erwartungen an die Nach-Nachfolger

Dem Nordischen Skisport ist der 80-Jährige bis heute verbunden. Noch immer macht er Führungen durchs Skimuseum. Oder er schnallt sich die Langlaufbretter unter die Füße und dreht eine kleine Runde. Den kommenden Winterspielen in Pyeongchang sieht er mit gemischten Gefühlen entgegen. Dem Austragungsort kann er nichts abgewinnen, aber von seinen Nach-Nachfolgern – zum Beispiel Johannes Rydzek oder Fabian Rießle – erwartet er bei Olympia einiges:
"Die sind sehr gut. Die haben ja letzten Winter alles gewonnen, so was ich weiß, also ziemlich alles, und die sind hervorragend."
Vom Schwarzwald geht es in die Alpen, zur ersten Kunsteisbahn der Welt am Königssee, vor den Toren von Berchtesgaden. Es ist die Hausbahn von Hans Plenk. Hier wohnt er, nur wenige Kilometer entfernt, hier wird er in den 60er-Jahren mehrmals deutscher Meister im Rennrodeln, hier ist er noch immer als Kampfrichter aktiv:
"Habe die Ehre. Guten Morgen. Grüße dich. – Starten wir zum Schluss, oder? – Hat er gerade gesagt: ganz zum Schluss."

Schuften und sparen für Olympia

In wenigen Wochen feiert auch Hans Plenk seinen 80. Geburtstag. Als seinen größten Erfolg bezeichnet er den Gewinn der Bronzemedaille im Einsitzer bei den Olympischen Winterspielen 1964 in Innsbruck:
"Ich bin im Sommer – ich war Fliesenleger in der Zeit, wo ich damals aktiv war – im Sommer Schwarzarbeit gemacht, Überstunden gemacht, damit ich das Geld gehabt habe, damit ich im Winter sechs Wochen oder zwei Monate meinen Sport habe machen können. Die Familie hat ja leben müssen. Vom Sport gab es kein Geld. Es gab keine Sporthilfe, es gab keine Prämie. Was bezahlt wurde, das war die Unterkunft, und die Verpflegung sozusagen und die Reise."
Aber auch diesen Minimalzuschuss würde er heute, im Jahr 2018, angesichts der bevorstehenden Spiele in PyeongChang in Südkorea, ablehnen:
"Ich finde es einen ganz unglücklichen Ort, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich würde auch nie hinfahren, und wenn sie mir die Reise schenken. (lacht) Vielleicht habe ich auch Vorurteile, aber in so ein Land so große Winterspiele zu vergeben, ich finde es nicht gut."
In der Rennrodelszene ist Hans Plenk noch immer gut vernetzt. Alte und neue Weggefährten halten ihn ständig auf dem Laufenden. Deshalb erwartet er von den deutschen Rennrodlern bei Olympia tatsächlich den vollen Medaillensatz:
"Drei Mal die Frauen, drei Mal die Herren, zwei Mal die Doppel, ja. Und in der Mannschaft auch noch eine: neun. Natürlich kann jedem was passieren, das ist klar, aber ich habe die Hoffnung, dass das so ausgehen wird."

Programmtipp
Am 11. Februar 2018 können Sie noch mehr von den beiden 80-jährigen Georg Thoma und Hans Plenk hören. Dann geht es im Nachspiel-Feature um die Winterspiele in Grenoble vor 50 Jahren. Als Olympia zum Kampfplatz der Systeme wurde und erstmals zwei deutsche Mannschaften antraten.

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