"On Music" im HKW Berlin

Wie sieht die Zukunft des Musikjournalismus aus?

07:39 Minuten
Bild aus dem Film Vigo
Einer der gezeigten Filme bei "On Music": "Vigo" von Bryan Little. © HKW/Bryan Little, Grant Appleton
Theresa Beyer im Gespräch mit Andreas Müller |
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Ist Musikjournalismus im Zeitalter der Algorithmen überflüssig geworden? Diese Frage stellt eine Veranstaltungsreihe im Berliner Haus der Kulturen der Welt. Das Onlinemusikmagazin "Norient" macht vor, wie es weitergehen könnte.
Nach dem Aus für die gedruckten Musikzeitschriften "Spex", "Intro" und "Groove" ist scheinbar nicht mehr viel los mit dem Musikjournalismus in Deutschland. Über seine Zukunft wird in der Veranstaltungsreihe "On Music" diskutiert, die am 5. März im Berliner Haus der Kulturen der Welt startet. Mit Vorträgen, Panels, Lesungen, Liveinterviews, Filmen, Installationen und Konzerten werden Orte gesucht, an denen Musikdiskurse und -analyse noch stattfinden.
Die Reihe startet unter dem Titel "Life after Music Magazines". Gefeiert wird auch das erfolgreiche Crowdfunding für das neue Onlinemusikmagazin "Norient". Es wird zu "Norient Space: The Now In Sound" ausgebaut. Die Schweizer Journalistin und Musikethnologin Theresa Beyer, die dafür schreibt, glaubt an eine Zukunft des Onlinejournalismus.

Näher rangehen, genauer zuhören

"Auserzählt ist da noch lange nichts", sagt sie. "Ich glaube aber, dass wir diese Erzählform überdenken müssen. Früher waren Musikkritikerinnen und Musikjournalisten wirklich Tastemaker. Und heute sind es eher die Streamingalgorithmen oder Kuratorinnen und Kuratoren von Playlists, die Geschmäcker bilden." Und die Musikerinnen und Musiker kommunizierten über soziale Medien ohnehin direkt mit den Fans.
Aber wie kann es mit dem Musikjournalismus weitergehen? Laut Beyer muss sich der Diskurs entschleunigen. Journalisten müssten sich die Zeit nehmen, ganz genau hinzuhören und nah an die Musikerinnen und Musiker heranzugehen. Außerdem müsse man diverser sein – nicht nur in der Musik, sondern auch die Menschen, die darüber berichten.
"Norient Space", das sich derzeit noch in der Betaphase befindet, will es online vormachen. Über die Jahre hat es ein weltweites Netzwerk aufgebaut. "Wir wollen eine Community sein, die Vielstimmigkeit möglich macht", sagt Beyer. Wichtig sei eine kritische Grundhaltung gegenüber der Musik und dem Musikmarkt. Es gehe darum, Phänomene vor Ort aufzuspüren und nicht nur über neue Alben zu berichten. Man wolle multimedial arbeiten mit Texten, Podcasts, Videos, Beiträgen von Künstlerinnen und Künstlern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
(leg)

"On Music"
Jeden ersten Donnerstag im Haus der Kulturen der Welt
John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin

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