Die freundliche Alternative zu Amazon?
Der Onlinehändler Amazon wird häufig kritisiert für die Ausbeutung seiner Mitarbeiter und für die Auswirkungen auf den Einzelhandel. Buch 7 präsentiert sich als sozial engagierte Alternative. Kann die Plattform überzeugen?
Auf den ersten Blick wirkt dieser Medien-Bestell-Dienst wie andere Plattformen mit ähnlichem Angebot auch. Eine Suchmaske, wechselnde aktuelle Angebots-Anzeigen, Warenkategorien, also Bücher, DVDs und CDs, die Cover der bestverkauften Bücher. Und doch: etwas ist anders: Ganz prominent oben auf der Seite steht das Spendenbarometer, bereits gespendet wurden 115.550 Euro.
"Also, diese Spenden sind tatsächlich der Gründungszweck und das Hauptziel unseres Unternehmens, warum wir das Ganze angefangen haben", sagt Buch 7-Geschäftsführer und Mit-Initiator Benedikt Gleich.
Sein sozialer Online-Handel wächst zwar und beansprucht immer mehr Arbeitszeit. Noch hat Gleich aber einen weiteren Job als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Augsburg. Hier forscht und lehrt er zum Thema "nachhaltige Rohstoffmärkte":
"Wir spenden eben Dreiviertel unseres Gewinns an wertvolle soziale, ökologische oder kulturelle Projekte, und diese 115 000 Euro, die Sie jetzt sehen, ist zwar der Wert aus der gesamten Unternehmensgeschichte, aber ich sag mal, deutlich mehr als 100 000 Euro sind in den letzten drei Jahren zustande gekommen, weil wir eben einfach seit dieser Amazon-Protestwelle 2013 eine Umsatzexplosion hatten."
Geförderte Projekte sind unter anderem Schloss Tempelhof, eine Schule für freie Entfaltung. Bundesverband verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e. V. Clowns ohne Grenzen. Blutkrebs, ein Bergwald-Projekt.
"Also, diese bunte Mischung ist wirklich Absicht, wir haben eben kein festes Raster und auch keine festen Partner, die immer Spenden bekommen. Und das Kriterium ist einfach, dass es wertvolle soziale, ökologische oder kulturelle Projekte sein sollen, wo eben auch schon ein Betrag von ein paar tausend Euro einen spürbaren Mehrwert erzeugt."
Buch Sieben - fairerer Arbeitgeber als Amazon?
Mittlerweile hat allerdings auch der weltweite Gigant des Online-Buch-Versandes, Amazon, das Programm "Smile" aufgelegt, bei dem ein Teil des Umsatzes gespendet wird. Aber Buch 7, hebt Geschäftsführer Gleich hervor, spende prozentual mehr:
"Dazu kommt, dass bei uns einfach auch mal ein persönliches Team dahintersteckt, ein individueller Kundenservice, der eben auch nicht quer über Europa verteilt ist, sondern eben hier bei uns vor Ort, im Landkreis Augsburg sitzt. Und dazu kommt natürlich auch, dass wir faire Löhne zahlen, für gute Arbeitsbedingungen sorgen und insgesamt bei uns viel mehr Idealismus dahintersteckt. Und ergänzend natürlich auch noch Themen wie Datenschutz, was bei uns viel weniger an Datenweitergabe ist als bei anderen Internet-Konzernen."
Zwar liegt der Stundenlohn für die Mitarbeiter von Buch 7 nach Benedikt Gleichs Angaben deutlich über dem Mindestlohn. Die mittlerweile zehn Beschäftigten haben aber alle Teilzeit- oder Minijobs - und arbeiten von zu Hause aus. Denn ein eigenes Firmen-Büro gibt es nicht, Gleichs Arbeitszimmer in seinem Haus nahe Augsburg ist sozusagen die Firmenzentrale.
Buch 7 kooperiert mit dem Buchgroßhändler Libri und verfügt deswegen über ein sehr großes Sortiment an Titeln. Außerdem unterbietet die Seite sogar den Amazon-Preis, weil sie die Versandkosten selbst übernimmt. 2007 haben Benedikt Gleich und seine Mitstreiter damit begonnen, die Versand-Plattform aufzubauen. Ihr Impuls war, nach Wegen zu suchen, die Welt ein wenig zu verbessern. Zugleich müssen sie sich als GmbH auch wirtschaftlich behaupten und vermarkten. Benedikt Gleich findet, dass sein Team und er so trotzdem Schritt für Schritt die eigenen Ideale weiterverbreiten oder zumindest dafür sorgen könnten, dass es nicht noch schlimmer wird:
"Wir kooperieren zum Beispiel bewusst mit DHL und der Deutschen Post, und nicht mit anderen Dienstleistern, wo dann die Arbeitsbedingungen vielleicht noch kritischer sind. Und wir sind auch immer sehr intensiv dabei, bei unseren Lieferanten nachzufragen, zum Beispiel bei Libri, wie genau die Arbeitsbedingungen aussehen, ob's Tarifverträge gibt, ob's eben Betriebsräte gibt. Und je mehr wir auch wachsen, desto mehr Verhandlungsmacht haben wir da auch."