"Wenn ich eine Firma hasse, dann diese"
In ihrer Rede zur Eröffnung der Wiener Buchmesse hat die Büchner-Preisträgerin Amazon als "widerlichen Club" kritisiert. Der Online-Versandhändler bezahle seine Angestellten empörend schlecht, ruiniere die Buchhändler und zunehmend auch die Verlage. In Deutschland streiken Amazon-Mitarbeiter seit Monaten für einen Tarifvertrag.
Die Firma zahle in den Ländern, in denen sie viel Geld verdiene, keine Steuern, sagte Lewitscharoff. "Sollte es mir vergönnt sein, den Tod dieser verhassten Firma noch zu erleben - was leider nicht sehr wahrscheinlich ist - werde ich mit einem Jubelruf auf den Lippen ins Grab sinken."
Lewitscharoff lebt zur Zeit als Stipendiatin der Villa Massimo in Rom. Dort gebe es in manchen Stadtteilen keine einzige Buchhandlung mehr. Das sei eine "ziemlich scheußliche neue Welt".
Die Schriftstellerin Katja Lange-Müller schloss sich auf Deutschlandradio Kultur der Amazon-Kritik an. „Von mir aus sollen sie Bücher verkaufen“, sagte sie. Sie habe auch schon Bücher dort bestellt, „aber nie mit gutem Gewissen“. Der Online-Händler sei ihr suspekt. „Ich halte das für eine ziemliche Krake.“
Das Unternehmen tue nichts für Bücher, profitiere aber davon. Die Mitarbeiter würden schlecht bezahlt, die Gewinne würden in Deutschland nicht versteuert und Buchrezensionen auf Amazon-Seiten würden vermutlich bestellt.
In Deutschland Streiks über Weihnachten
In Deutschland hat die Gewerkschaft Verdi wieder Streiks bei Amazon angekündigt. Es werde auf jeden Fall Arbeitsniederlegungen an den Standorten Bad Hersfeld und Leipzig im Advent geben. "Am liebsten würden die Leute durchgehend bis Heiligabend streiken", sagte der Verdi-Vertreter bei dem Online-Versandriesen in Bad Hersfeld, Heiner Reimann, dem Nachrichtenmagazin "Focus".
Seit Monaten organisiert Verdi einen Arbeitskampf, um einen Tarifvertrag mit dem Versandhändler zu erzwingen. Nach Schätzung des Verdi-Verhandlungsführers in Leipzig, Jörg Lauenroth-Mago, verlassen täglich mehrere zehntausend Pakete das dortige Logistikzentrum.
9000 festangestellte Mitarbeiter ohne Tarifvertrag
Verdi will für die Amazon-Beschäftigten in den neun deutschen Versandzentren einen Tarifvertrag auf dem Niveau des Versand- und Einzelhandels aushandeln. Insgesamt beschäftigt der Versandriese in Deutschland nach eigenen Angaben mehr als 9000 fest angestellte Mitarbeiter. In den kommenden drei Jahren sollten 1000 zusätzliche unbefristete Stellen in einem neuen Logistikzentrum im brandenburgischen Brieselang bei Berlin geschaffen werden.
(ske mit dpa)