“Mit dem richtigen Mann ist alles anders als befürchtet”
32:52 Minuten
Julia ist Anfang 60 und hat das Single-Dasein satt. Sie meldet sich auf einer Partnerbörse im Internet an. Online-Dating und Ü60, kann das gut gehen? Eine Geschichte über Erwartungen und Enttäuschungen, ein großes Herz und neuen Mut.
Die 63-jährige Julia (Anmerkung der Redaktion: Name geändert) hatte seit Jahren keine ernstzunehmende Beziehung: Als alleinerziehende Mutter mit Vollzeitjob blieb keine Zeit und Energie für eine Partnerschaft. Doch als durch Corona die Welt zum Stillstand kommt und zeitgleich ihre beide Schwestern erkranken, merkt sie: Das Leben ist endlich – wenn sie sich jetzt nicht wagt, wird es nichts mehr mit der Liebe.
Im März 2020 meldet sich Julia auf zwei Online-Partnerbörsen an: Sie suche einen Mann zwischen 60-65, Nichtraucher, im Umkreis von 50 Kilometern. Dazu ein kurzer Profiltext, ein aktuelles Foto, fertig. In wöchentlichen Videoanrufen erzählt Julia von ihrer Suche:
"Was sich wirklich verändert hat in diesem Alter jetzt, ist, dass ich weniger oder fast gar nicht daran denke, wie er SEIN soll. Ich denke daran oder habe als Zielsetzung, wie ich mich FÜHLEN möchte. Ich möchte mich akzeptiert fühlen. Ich möchte mich gesehen fühlen. Ich möchte nicht dieses Gefühl von Mühe haben müssen. Also es geht um meine Wahrnehmung und meine Gefühle, weil es meine Realität ist, die ich lebe."
Der Anfang ist vielversprechend: Die Auswahl der Männer ist schier endlos, bald schon flattern Herzchen, Smilies und erste Kontaktanfragen ins Postfach. Julia ist geschmeichelt. Doch die anfängliche Euphorie währt nicht lange – und weicht Ernüchterung: Viele Nachrichten sind unpersönlich, generisch, ohne echtes Interesse. Einige Männer sind aufdringlich, andere bleiben unverbindlich oder fahren mehrgleisig. Julia – die in einer anderen Zeit aufgewachsen ist – muss lernen, sich in der neuen Welt des Online-Datings zurechtzufinden.
Ich will von Anfang an eine gewisse Verbindlichkeit spüren. Wenn ich zum Beispiel eine Kleinigkeit frage wie: Hm, wollen wir uns in zwei Tagen nochmal verabreden zum Telefonieren? Und da kommt erstmal ein Stocken und eine Stille und ein unangenehmes Gefühl - dann ist mir klar, dass da kein wirkliches Engagement für diesen Kennenlern-Prozess da ist.
Bei "Plus Eins" erzählt Radio-Autorin Eva Wolk die Geschichte ihrer Freundin Julia – und wie diese nach drei Monaten, 198 Herzchen und Smilies, 92 Mails, 15 Telefonaten, 8 vielversprechenden Dates und fast so vielen Enttäuschungen doch noch den Richtigen gefunden hat.