Beatrice Cenci
Oper in drei Akten von Berthold Goldschmidt
Musikalische Leitung: Johannes Debus
Regie: Johannes Erath
Premiere am 18. Juli 2018 bei den Bregenzer Festspielen
Brutalität und Lyrik im Festspielhaus
"Beatrice Cenci" von Berthold Goldschmidt wird selten aufgeführt. Das wundert unseren Kritiker Jürgen Liebing, denn die Themen der Oper seien auch heute brisant: Die Inszenierung bei den Bregenzer Festspielen habe ihn sehr ergriffen.
Die Oper "Beatrice Cenci" von Berthold Goldschmidt beruht auf einer wahren Geschichte aus dem Jahr 1599: Es geht um Francesco Cenci, der mehrere Paläste in und um Rom besitzt. Er genießt sein ausschweifendes Leben mit opulenten Festen und schreckt vor Gewalttaten nicht zurück, um unliebsame Menschen aus dem Weg zu räumen.
Für seine Verfehlungen kauft er sich bei der Kirche frei, der er mehrere seiner Besitztümer überlassen muss. Freudig verkündet er den Tod seiner beiden Söhne und versetzt die anwesende Festgesellschaft in Schrecken.
Verzweiflung und Misshandlung
Die Verzweiflung seiner Tochter Beatrice beantwortet er mit noch größeren Misshandlungen. Gemeinsam mit ihrer Stiefmutter Lucrezia plant Beatrice die Ermordung ihres Vaters.
Dem Komponisten Berthold Goldschmidt sei eine Belcanto-Oper gelungen, die gar nicht zum brutalen Inhalt passe, so Jürgen Liebing. "Die Musik hat etwas beinahe Süffiges, Lyrisches." Der Kritiker lobte Musiker und Dirigent Johannes Debus.
"Er muss sehr feinfühlig sein. Es gibt Momente von fast Totenstille, und dann gibt es ein paar brutale Ausbrüche." Die Wiener Symphoniker folgten Johannes Debus bis auf jede kleinste Fingerbewegung. "Von daher ist es ein großer, wunderbarer Abend."
Themen sind immer noch aktuell
Die Inszenierung erinnere an ein mittelalterliches Mysterienspiel und an "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal. Inhaltlich gehe es um die Korrumpierbarkeit der Kirche über die Jahrhunderte hinweg - und um Missbrauch. "Das sind Themen, die heute immer noch sehr aktuell sind."
Der Regisseur Johannes Erath aktualisiere das Stück aber nicht, so Liebing. "Die Geschichte ist aus sich heraus so, dass sie einen ergreift, zumindest mich hat sie sehr ergriffen, gerade durch diesen Kontrast, dass die Musik fast etwas Lyrisches hat und andererseits die Geschichte von einer so ungeheuren Brutalität ist."