Oper

Eine harte Nuss

Szene aus Mozarts "Cosi fan tutte" in der Semperoper Dresden
Szene aus Mozarts "Cosi fan tutte" in der Semperoper Dresden © dpa / picture alliance / Matthias Hiekel
Von Jürgen Liebing |
In ihrer Aufführung von Mozarts "Cosi fan tutte" machen Regisseur Andreas Kriegenburg und Dirigent Omer Meir Wellber vieles richtig. Dennoch fehlt dem schwer zu inszenierenden Stück der Esprit, meint unser Kritiker.
Wolfgang Amadé Mozarts "Cosi fan tutte" ist eine harte Nuss für jeden Regisseur, aber auch für jeden Dirigenten. Es bleibt stets ein Rest, der sich offenbar nicht auflösen lässt. Die Geschichte um die infame Prüfung der Treue von Dorabella und Fiordiligi durch ihre Liebhaber hat heute nicht mehr den provozierenden, unmoralischen Anschein von damals, als Lorenzo da Ponte das Libretto für Mozart schrieb. Es haftet ihr etwas lächerlich Konstruiertes an.
Hier knüpft der Regisseur Andreas Kriegenburg an. Während unlängst Alvis Hermanis in der Komischen Oper Berlin die Geschichte in eine Restauratoren-Werkstatt verlegt, siedelt Kriegenburg sie in einem unschuldig scheinenden Nirgendwo an. Weiß ist die vorherrschende Farbe des weiten Runds. Nur die Kleider der beiden Damen sind Farbtupfer (Bühne: Harald Thor, Kostüme: Andrea Schad) im ersten Akt.
Im zweiten Akt dann, ist das Bühnenrund blutrot, die Unschuld ist verloren. Kriegenburg erweist sich als Regisseur, der die Figuren führen kann, der Beziehungen und Bezüglichkeiten herzustellen vermag. Dadurch, dass er Ferrando und Guglielmo als Menschen aus der Stummfilmzeit auftreten lässt, als Buster Keaton oder Charlie Chaplin, entgeht er der Falle, die beiden als Machos auftreten lassen zu müssen. Ihre Verkleidung besteht nur in der Umstülpung ihrer Jacketts von außen nach innen und in übergroßen Schuhen, gut für manchen Slapstick. Sie sind die eigentlich traurigen Gestalten. Wer Buster Keaton vor seinem inneren Auge hat, weiß sofort Bescheid.
Eines der schwersten Stücke der Opernliteratur
Schauspielern können alle, doch das sängerische Talent ist bei den Jungen Stimmen ungleichmäßig verteilt. Überzeugend sind Rachel Willis-Sørensen als Fiordiligi und Christoph Pohl als Guglielmo. Georg Zeppenfeld in der Rolle des Intriganten Don Alfonso bildet das Zentrum, wo die Fäden zusammenlaufen.
Der junge Omer Meir Wellber ist längst an den großen Opernbühnen der Welt angekommen, aber Mozarts "Cos fan tutte" scheint eben nur leicht, gehört aber zum Schwersten der Opernliteratur. Das Orchester grundiert nicht nur, es ist gleichberechtigter Dialogpartner, und da stimmt die Balance nicht immer. Vor allem fehlt der Esprit. Fast als scheint es so, als hätten die Musiker vorher Selters getrunken, ein Glas Sekt oder besser noch Champagner hätten vielleicht Wunder gewirkt. Aber was nicht ist, das kann ja noch werden.