Oper

Femme fatale aus Axium

Katerina Hebelková, Mezzosopran, Károly Szemerédy, Bariton, in Karl Goldmarks "Die Königin von Saba" am Theater Freiburg/Br.
Katerina Hebelková, Mezzosopran, Károly Szemerédy, Bariton, in Karl Goldmarks "Die Königin von Saba" am Theater Freiburg/Br. © Rainer Muranyi/Theater Freiburg
Das Unmöglich ist ihm gelungen - das Musiktheater Giacomo Meyerbeers und Richard Wagners zu verschmelzen. Karl Goldmark hatte mit seinem orientalisierenden Liebesdrama "Die Königin von Saba" einstmals riesigen Erfolg. Im vergangenen April wagte sich das Theater Freiburg an eine Neuauflage.
Es war ein mutiges Projekt der Oper Freiburg, Karl Goldmarks einstige Erfolgsoper "Die Königin von Saba" zu zeigen. Das Libretto dieses Werks des Wiener Komponisten stammt von Salomon Hermann von Mosenthal, Basis ist dabei das Erste Buch der Könige der Hebräischen Bibel.
Das Ensemble des Freiburger Theaters unter Generalmusikdirektor Fabrice Bollon widerlegte mit Verve das Vorurteil, das - sehr stark auch aus rassistischen und politischen Gründen seit 1933 gegen Karl Goldmarks "Grand Opéra" ins Feld geführt wurde: Seine Musik wäre epigonal und phantasielos, wäre nichts anderes als ein Festhalten und Kopieren überkommener Stilmittel.
Im Gegenteil zeichnet Goldmark aber zusammen mit seinem Librettisten von Mosenthal Figuren mit musikalisch-psychologischem Geschick, er entwirft Innen- und Außenwelten, schafft eine Balance von Fantasie und Realität, von (zumeist erotischer oder religiöser) Verblendung und auch von Erkenntnis.
Goldmarks Oper war ein Erfolgsstück seiner Zeit und darüber hinaus, bis 1937 gab es allein in Wien – hier wurde "Die Königin von Saba" 1875 uraufgeführt – 277 Aufführungen. Ihm ist mit der Oper eine Synthese zwischen den Stilen und Konzepten Richard Wagners und Giacomo Meyerbeers gelungen – er verdient es, dass wir sein Werk vorurteilsfrei bewerten. Klar huldigt er der schwelgenden Orientalismus-Begeisterung des 19. Jahrhunderts – aber die Oper ist eben mehr als nur Zeitkolorit. Karl Kraus attestierte Goldmark, nach Wagner der größte Musikdramatiker zu sein.
Als schillernde "Femme fatale" kommt die sagenhafte Königin auf Salomons Einladung von Saba (das nach äthiopischen Legenden eher die alte Stadt Axium sein könnte) nach Jerusalem, die ebenso sagenhafte Hauptstadt des Königreichs Israel. Den jugendlichen Assad, Salomons Sohn, verführt die Königin nach allen Regeln der Kunst und bringt ihn schließlich zur Verzweiflung (er war eigentlich mit der Tochter des Hohepriesters, mit Sulamith verlobt). Immer wieder zeigt sich die Königin ihm unter vier Augen als potentielle oder tatsächliche Geliebte, in der Öffentlichkeit verleugnet sie ihn dann aber. In Melancholie und Trauer versunken, bleibt dem unglücklich Verliebten, der vor Wut den Tempel schändet und deshalb vom Volk verurteilt wird, am Ende nur der so opernideale Liebestod. In den Armen der ihm vergebenden Verlobten stirbt er den Erschöpfungstod eines in der Wüste Verirrten.
Sehr frei sind Goldmark und von Mosenthal (beide Künstler waren jüdischer Herkunft) mit der biblischen Vorlage umgegangen. Nach den zahlreichen Legenden und Berichten jüdischer und islamischer und christilich-äthiopischer Quellen hat die Königin von Saba ja eher ihren Kollegen Salomon verführt, und nicht dessen Sohn... Dass dieser Spross wiederum einen eher arabischen Namen trägt (der leider heute einen sehr blutigen Klang hat, nicht nur wegen seiner Bedeutung "Löwe"), ist ein weiterer Eingriff der beiden Opernschaffenden, der zuerst zeigt, wie stark der Reiz des Orients auf die Wiener Kunstszene zu dieser Zeit gewirkt haben muss.
Theater Freiburg
Aufzeichnung vom 18. April 2015
Karl Goldmark
"Die Königin von Saba" - Oper in vier Akten
Libretto: Salomon von Mosenthal
König Salomon - Károly Szemerédy
Hohepriester - Jin Seok Lee
Sulamith - Irma Mihelic
Assad - Nutthaporn Thammathi
Baal-Hanan, Palastaufseher - Kevin Moreno
Königin von Saba - Katerina Hebelková
Astaroth - Kim-Lillian Strebel
Stimme des Tempelwächters - Jin Seok Lee
Opern- und Extrachor des Theater Freiburg
Philharmonisches Orchester Freiburg
Leitung: Fabrice Bollon