Oper in deutschen Ländern

Rund 400 Jahre alt ist sie und hundertmal totgesagt: die Oper. Obwohl im Radio das visuelle Element fehlt, haben wir sie immer wieder ins Programm genommen, denn wir glauben daran: die Oper ist radiotauglich! In diesem Jahr starten wir die Serie "Oper in deutschen Ländern" – in 25 Projekten von großen und kleinen Bühnen bringen wir Raritäten, Wiederentdeckungen, Erstaufführungen und natürlich die "große" Oper. Wir wollen damit auch ein Bild von der Vielfältigkeit der deutschen Opernszene vermitteln und beweisen, dass vor allem auch die kleineren Häuser erstaunliches Potential haben. Unterstützt werden wir bei diesem Mammutvorhaben von den Kollegen der ARD.
Den Anfang macht die Aufführung des "Wildschütz" von Albert Lortzing in der Oper Köln, der am 23. Januar Premiere hat.

Der Schulmeister Baculus will noch schnell vor dem Ruhestand heiraten, ist aber auch rasch bereit, seine junge Braut Gretchen gegen viel Geld wieder zu verscherbeln. Der Graf, ein schamloser Schürzenjäger, will den Schulmeister aufgrund scheinbaren Wildschützentums um Stand und Ehre bringen. Die Gräfin lässt alles in versponnener Gelassenheit an sich vorbeiziehen. Ihr Bruder, der Baron, verliebt sich inkognito in eine junge Baronin. Die wiederum ist die Schwester des Grafen, die ebenfalls ihr Inkognito wahrt, zudem frisch verwitwet und höchst heiratswillig … Was sich auf den ersten Blick als harmlose Verkleidungskomödie präsentiert, entpuppt sich bei genauer Sicht als brisantes Spiel um Geschwisterliebe und Brautschacher. Hinter den Fassaden vermeintlich treudeutscher Gemütlichkeit flackert Vormärzstimmung.

Albert Lortzing nannte seine komische Oper "Der Wildschütz" (1842) nicht von ungefähr im Untertitel "Die Stimme der Natur". Denn mit der vehement beteuerten Unschuld der Beteiligten ist es nicht weit her. Sie balancieren unentwegt über ihre eigenen erotischen Abgründe und geraten dabei gehörig ins Straucheln. Schon die Schlüpfrigkeit der literarischen Vorlage, August Kotzebues "Der Rehbock oder Die schuldlosen Schuldbewussten", hatte das Publikum gleichermaßen angezogen wie abgestoßen und einen Berliner Rezensenten zu der abfälligen Bezeichnung "Wolllustspiel" angehalten.

Über die Stuttgarter Inszenierung von Nigel Lowery aus dem Jahr 2005 schrieb die Neue Zürcher Zeitung von einem "virtuosen Balanceakt zwischen den Ebenen schierer Spiellust und politischen Hintersinns", und die Süddeutsche Zeitung vermerkte begeistert: "Vielleicht muss man, wie der in London geborene Nigel Lowery, aus der sprichwörtlichen Heimat des schwarzen Humors stammen, um das satirische Moment von Lortzings Opern mit frischer Fantasie zur Geltung bringen zu können."
www.buehnenkoeln.de


Oper Köln
Aufzeichnung vom 23.1.2009

Albert Lortzing
Der Wildschütz oder Die Stimme der Natur
Komische Oper in drei Akten

Graf von Eberbach – Miljenko Turk
Die Gräfin - Viola Zimmermann
Baron Kronthal - Hauke Möller
Baronin Freimann - Katharina Leyhe
Baculus - Wilfried Staber
Gretchen - Claudia Rohrbach
Chor der Oper Köln
Gürzenich-Orchester Köln
Leitung: Enrico Dovico

nach dem 1. Akt ca. 20:15 Uhr Konzertpause mit Nachrichten