Oper in deutschen Ländern

Rund 400 Jahre alt ist sie und hundertmal totgesagt: die Oper. Obwohl im Radio das visuelle Element fehlt, haben wir sie immer wieder ins Programm genommen, denn wir glauben daran: die Oper ist radiotauglich! In diesem Jahr starteten wir die Serie "Oper in deutschen Ländern" – in 25 Projekten von großen und kleinen Bühnen bringen wir Raritäten, Wiederentdeckungen, Erstaufführungen und natürlich die "große" Oper. Wir wollen damit auch ein Bild von der Vielfältigkeit der deutschen Opernszene vermitteln und beweisen, dass vor allem auch die kleineren Häuser erstaunliches Potential haben. Unterstützt werden wir bei diesem Mammutvorhaben von den Kollegen der ARD.
Neunzehntes Projekt dieser Reihe sind die beiden Oper-Einkater "Eine florentinische Tragödie" und "Der Zwerg" von Alexander Zemlinsky aus dem Theater Bremen.

Man nehme zwei bis drei kurze Opern und mache daraus einen spannenden Abend voller Querbezüge und Anspielungen: Das ist durch das Traumpaar "Cavalleria rusticana"/"I Pagliacci" und einige andere Stücke seit bald hundert Jahren gängige Opernpraxis. Neuerdings gesellen sich den bewährten Kombinationen zwei Opern von Alexander Zemlinsky (1871-1942) hinzu, beide nach Vorlagen von Oscar Wilde: "Eine Florentinische Tragödie" (1915) und "Der Zwerg" (1918). Beide Kurzopern heben Dramen um Eifersucht und (Selbst-)Täuschung innerhalb kürzester Zeit in existentielle Dimensionen.

Da ist auf der einen Seite der florentinische Händler, der seine Frau in den Armen eines adeligen Dandys wiederfindet, diesen kurzerhand umbringt und dadurch die Liebe seiner Frau zurückerobert. Eine perverse Geschichte mit unwiderstehlich schöner und spannender Musik, ein Drama in Echtzeit – für den Dirigenten Markus Poschner ein "Amoklauf" in Form einer knapp einstündigen Oper. Und da ist auf der anderen Seite der hässliche Kleinwüchsige, der der spanischen Infantin zum 18. Geburtstag geschenkt wird und der nichts von seinem Aussehen weiß. Sein erster Blick in den Spiegel hat tödliche Folgen.

Alexander Zemlinsky – selbst kleinwüchsig und von der stolzen, schönen Alma Mahler als Liebhaber zurückgewiesen – schenkt dem "Zwerg" ergreifende spätromantische Klänge. Zwei Herausforderungen, denen sich das Theater Bremen sichtbar mit einem spektakulären Bühnenbild des chinesischen Künstlers Ai Weiwei und hörbar mit einer hervorragenden Ensembleleistung gestellt hat.



Oper in deutschen Ländern
Theater Bremen
Aufzeichnungen vom 23.10. u. 4.11.2009


Alexander Zemlinsky
"Eine florentinische Tragödie", Oper in einem Aufzug
Text vom Komponisten nach Oscar Wilde

ca. 20:05 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Alexander Zemlinsky
"Der Zwerg", Tragisches Märchen für Musik in einem Akt
Text von Georg C. Klaren nach Oscar Wilde

Mark Duffin, Tenor – Guido Bardi
Carsten Wittmoser, Bariton – Simone
Barbara Buffy, Mezzosopran – Bianca
Steffi Lehmann, Sopran – Donna Clara, Infantin von Spanien
Nadine Lehner, Sopran – Ghita, ihre Lieblingszofe
Loren Lang, Bass – Don Estoban, der Haushofmeister
Peter Marsh, Tenor – Der Zwerg
Martina Parkes, Sopran – 1. Zofe
Agnes Selma Weiland, Mezzosopran – 2. Zofe
Sirin Kilic, Alt – 3. Zofe
Maja Gabriel, Sopran – 1. Gespielin
Julia Huntgeburth, Alt – 2. Gespielin
Bremer Philharmoniker
Leitung: Markus Poschner