Oper von den Händelfestspielen

Hochzeit in Moll

Fabio Biondi und sein Ensemble Europa Galante
Fabio Biondi und sein Ensemble Europa Galante © Ana de Labra/Website Europa Galante
Die schöne Rosmene muss sich entscheiden - Imeneo sei der falsche, meint der Komponist Georg Friedrich Händel, der diesem antiken Stoff seine vorletzte italienische Oper widmete. Bei den Festspielen in seiner Geburtsstadt Halle gab es die Konzertversion von "Imeneo".
Gefühl oder Vernunft - was darf siegen? Das große Thema so vieler Barockopern wird in dem "Imeneo"-Stoff bis ins kleinste Detail ausgeleuchtet. Die Handlung in Kurzform: Rosmene wurde wie viele andere junge Athener Damen aus den Händen von Piraten befreit. Ihr Retter heißt Imeneo, doch ihr Liebhaber ist Tirinto. Beide Herren halten um ihre Hand an. Fast die gesamte Oper erzählt vom Hin und Her in ihrem Kopf und ihrem Herzen. Soll Rosmene vernünftig und dankbar sein und Imeneo erwählen? Oder soll sie allein ihren Gefühlen folgen und Tirinto das Jawort geben? Auch die Flucht in den Wahnsinn hilft nichts. Beide Männer bieten die gesamte Palette an Drohungen und Werbungen auf. Am Ende reicht Rosmene Imeneo die Hand. Doch was macht der Komponist Händel? Er lässt den Schlusschor in Moll singen, der die Entscheidung der Rosmene lobt. Zuvor singen Rosmene und Tirinto eine Art Liebesduett, während Rosmene und Imeneo gleichzeitig Händchen halten. Und überhaupt - wie passen ein glockenheller Sopran eines schönen Mädchens und ein großväterlicher Bass eines Herrn wie Imeneo zusammen? Perfekte Liebhaber sind doch immer Countertenöre oder Tenöre, solche wie Tirinto eben? Schon mit der Wahl der Stimmlagen hat der Komponist eindeutig Stellung bezogen.
Eigentlich soll in jeder Bühnenstory ein miteinander versprochenes Paar sich die Treue halten. Manchmal – wie bei Mozarts „Cosi fan tutte" – wird es dabei hart auf die Probe gestellt. Aber dass ein Liebespaar, schon miteinander verlobt, gegen dessen Willen und nur aufgrund gesellschaftlicher Normen auseinander gerissen wird --- das gibt es bei Georg Friedrich Händel. „Imeneo" heißt die Oper, die Händel wenig Erfolg und noch weniger Geld einbrachte. Ein Stück mit traurigem Ende, denn der Held der Geschichte, nämlich Imeneo, erhält als Dank für eine Rettungsaktion die bereits anderweitig verlobte Rosmene. Die muss schweren Herzens ihrer Liebe "adé" sagen, um einer sozialen Pflicht Genüge zu tun. Auch gibt es in Händels 1740 uraufgeführten Oper keine erfolgreiche sekundäre Liebesgeschichte. Alle Protagonisten gehen leer aus, bis eben auf den Titelhelden, der eine emotional anderweitig gebundene Frau erhält. Das Stück hatte an der Themse keinen Erfolg. Die italienische Oper war in jener Zeit dort ohnehin im Niedergang. Aber Händel war Profi genug, um die schönen Arien anderweitig nach zu nutzen. Und so kam ihm eine Konzertreihe in Dublin gerade recht, um eine Konzertfassung der Oper zu erstellen. In die nahm er zwar die musikalischen Highlights auf, dennoch war sie deutlich kürzer als die Oper. Er brachte diese Bearbeitung unter dem Titel „Hymen" 1742 in Dublin auf das Podium; wenngleich auch dort mit geteiltem Erfolg; man schätzte die Melodien und Arien - doch die erzählte Geschichte stieß nicht auf Sympathie.
Diese von Händel selbst stammende Konzertfassung sangen bei den diesjährigen Händelfestspielen in der Geburtsstadt des Komponisten renommierte Solisten - es spielte das Ensemble Europa Galante unter Leitung des italienischen Geigers und Dirigenten Fabio Biondi.
Händelfestspiele Halle
Georg-Friedrich-Händel-Halle
Aufzeichnung vom 7. Juni 2015
Georg Friedrich Händel
„Imeneo" - Oper HWV 41 in der Dubliner Konzertfassung von 1742
Imeneo - Magnus Staveland, Tenor
Tirinto - Ann Hallenberg, Alt
Rosmene - Monica Piccinini, Sopran
Clomiri - Cristiana Arcari, Sopran
Argenio - Fabrizio Beggi, Bass
Europa Galante
Leitung: Fabio Biondi