Opernhaus Chemnitz

Emil Nikolaus von Rezniceks Oper "Benzin" wird in Chemnitz aus der Taufe gehoben. 1928 komponiert, war sie vollends in der Versenkung verschwunden. Reznicek hatte gerade die Partitur fertig gestellt, als das legendäre Luftschiff "Graf Zeppelin" LZ-127 in Lakehurst zur Weltumrundung startete. Da die Charaktere in der Oper den realen Personen zu ähnlich waren, blieb die Komödie unaufgeführt und verschwand in der Schublade.
Reznicek orientiert sich an Pedro Calderóns "Über allen Zauber Liebe", an der schicksalhaften Begegnung von Odysseus und Circe. Das Motiv wird um Jahrhunderte "verrückt" und den Koordinaten der Endzwanziger angepasst: In "Benzin" muss der Zeppelin-Kommandant Ulysses Eisenhardt kurz vor Erreichen seines Zieles notlanden - der Treibstoff ist ausgegangen. Er landet auf einer Insel, die ganz zufällig über enorme Benzin-Vorräte verfügt. Im Grunde also eine Happyend-Vorlage, aber: Es gibt die schöne und reiche Gladys - eine moderne Circe -, die Männer mittels Hypnose in Tiere verwandelt. Sie verliebt sich in den gut aussehenden Kommandanten und will nicht, dass er die Insel wieder verlässt.

"Wer war eigentlich Emil Nikolaus von Reznicek?" - mit dieser Frage sieht man sich zwangsläufig konfrontiert und erhält gemeinhin die wenigsagende Antwort: Er war ein Komponist! Liebhaber kennen eventuell noch den Titel seiner Erfolgsoper "Donna Diana", deren Ouvertüre mit gewisser Unregelmäßigkeit in den Konzertprogrammen wiederbelebt wird. Nur wenigen ist bekannt, dass Reznicek (1860 - 1945) darüber hinaus ein äußerst vielseitiger Komponist war, dessen Werk dank der findigen Mitarbeiter des Klassik-Labels cpo inzwischen ausführlich auf CD dokumentiert ist.
Neben sinfonischen Dichtungen und einigen Opern (darunter auch ein "Ritter Blaubart") gab es jedoch bisher noch einen weißen Fleck: die Oper "Benzin". Eine unbenannte Insel vor der amerikanischen Küste, unweit des US-Zeppelin-Flughafens Lakehurst, ist der Schauplatz dieser rasant-kurzweiligen Opern-Komödie.

Anlässlich des 80-jährigen Jubiläums der ersten Zeppelin-Landung des LZ-127 auf dem Chemnitzer Flughafen an der Stollberger Straße im November 1930 setzt die Oper Chemnitz ihre Reihe der Opern-Raritäten (Mascagnis "Iris", Nicolais "Il Templario", Pfitzners "Rose vom Liebesgarten" und Schrekers "Schmied von Gent") nun mit der Uraufführung von "Benzin" fort.

Das Stück von 1929 lag bislang nur als handschriftliche Partitur in Wien vor. Experten mussten daraus das für ein Orchester notwendige Notenmaterial entwickeln, das nun «Jazz-Musik in die Oper» bringt, wie Generalintendant Bernhard Helmich sagte. Premiere ist am 28. November. Die musikalische Leitung hat Generalmusikdirektor Frank Beermann.
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Opernhaus Chemnitz
Aufzeichnung vom 28.11.10

Emil Nikolaus von Reznicek
"Benzin"
Heiter-musikalisches Spiel mit Musik
Uraufführung

Jeremias Thunderbolt - Kouta Räsänen, Bass
Gladys - Johanna Stojkovic, Sopran
Violet - Guibee Yang, Sopran
Lissy - Susanne Thielemann, Sopran
Nell - Tiina Penttinen, Mezzosopran
Plumcake - Thomas Mäthger, Bass
Die Alte - Heidrun Göpfert, Mezzosopran
Meyer - Matthias Winter, Bariton
Ulysses Eisenhardt - Carsten Süß, Tenor
Freidank - Andreas Kindschuh, Bariton
Machulke - André Riemer, Tenor
Obertupfer - Martin Gäbler, Bassbariton
Opernchor Chemnitz
Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz
Leitung: Frank Beermann


nach Opernende ca. 21:15 Uhr Nachrichten