Sternstunden und Reinfälle des Musiktheaters
Ein gutes Jahr für die Oper, finden unsere Kritiker Jörn Florian Fuchs und Uwe Friedrich. Wir fragten nach Höhe- und Tiefpunkten an deutschen Opernhäusern 2017: Dabei setzte es einen Totalverriss für den "Propheten" in Berlin.
Jörn Florian Fuchs fand die "Götterdämmerung" am Badischen Staatstheater in Karlsruhe einen "ganz, ganz großen Wurf". Regisseur Tobias Kratzer habe das Stück auf den Kopf gestellt und unter anderem eine Liebesbeziehung zwischen Gunther und Siegfried eingebaut. Trotzdem sei die Inszenierung völlig plausibel und trage über fünf Stunden.
Semperoper in guter Verfassung
Uwe Friedrich nannte "Lucia di Lammermoor" in der Inszenierung von Dietrich Hilsdorf seine Opern-Sternstunde. Die Aufführung an der Dresdner Semperoper sei spannend und toll musiziert. Außerdem habe ihn in Dresden Erich Wolfgang Korngolds "Die tote Stadt" ziemlich umgehauen. "Unter dem Interims-Intendanten Wolfgang Rothe ist das Haus wirklich in sehr guter Verfassung", meinte Friedrich.
Klischees in Berlin
Der Tiefpunkt des Opernjahres 2017 ist für Uwe Friedrich "Der Prophet" an der Deutschen Oper in Berlin. Das Werk von Meyerbeer sei von Regisseur Olivier Py "auf wirklich klischeehafteste, unüberlegteste, unfreiwillig komischste Weise" inszeniert worden. Sein Kollege Jörn Florian Fuchs fand die "Aida" bei den Salzburger Festspielen mit Anna Netrebko einen "Reinfall" und macht den Dirigenten dafür verantwortlich: "Das Ärgernis des Jahres ist für mich Riccardo Muti", sagte Fuchs.
Lob für "Lot"
Insgesamt waren beide Kritiker zufrieden mit dem Opernjahr 2017. Beide hoben die Uraufführung von Battistellis "Lot" in Hannover hervor. "Das ist ein gegenwärtiges Musiktheater, das mich sehr angesprochen hat", sagte Fuchs. Und Friedrich ergänzte: "Es scheint ein gutes Jahr gewesen zu sein."