Opernsänger in Lacroix-Kostümen

Von Rebecca Partouche |
Das französische Modehaus "Christian Lacroix", der Leuchtturm der französischen Haute Couture, ist pleite. Und sein kreativer Kopf, Christian Lacroix selbst, ist wieder zurückgekehrt zu seinen Wurzeln. Er entwirft wieder Kostüme für große Operninszenierungen. Jetzt für Händels Barockoper "Agrippina" in der Berliner Staatsoper Unter den Linden.
Sein Name ist den Franzosen so geläufig wie der von Dior, Chanel oder Jean-Paul Gautier. Allerdings mit einem Unterschied: Nur wenige wissen, wie seine Mode aussieht. Der Grund: Christian Lacroix hat immer nur auf Haute Couture gesetzt. Im Gegensatz zu anderen Modehäusern wie Chanel oder Armani, die Namen und Logo hemmungslos für den Verkauf billiger T-Shirts und Accessoires zur Verfügung stellen, hat Christian Lacroix sich immer geziert.

"Mode als Trend, als Logo, als Werbetricks und teure Bildern, das berührt mich nicht – und hat mich nie zum Träumen gebracht. (...) Es gab immer einen grundsätzlichen Konflikt mit meinen Financiers, sie wollten aus meiner Mode eine Geldmaschine machen. Aber mein Stil ist schwer zugänglich, er passt nur zur Haute Couture, aber es ist viel schwerer, daraus alltägliche Produkte zu machen"

Aufgebauschte Ballonröcke aus feinstem Brokat, ausladende Federhüte und eng geschnürte Korsetts – die Mode von Christian Lacroix verweigert sich dem Alltag. Seine Inspiration schöpft der Couturier ausschließlich aus der Kunst; aus flämischen Gemälden des 17. Jahrhunderts, symbolistischen Romanen aus dem 19. und den Filmen von Luchino Visconti.

"Mir ist klar geworden, dass mein Beruf darin besteht, den Alltag zu theatralisieren (...), ihn zu überhöhen ... Ich hatte eine Zeit lang eine orientalische Prinzessin, die sich in ihrem großen Palast so langweilte, dass sie täglich ein neues Kleid von mir brauchte. ... Bei den Amerikanerinnen ist es ein wenig anders – die führen ein Leben, das aus Bällen, Empfängen und Diners besteht – ein Leben, das im Grunde genommen den Szenen einer Oper sehr nahe kommt."

Jetzt, mit fast 60, geht er ausschließlich seinen Jugendträumen nach, er entwirft nur noch Kostüme für die Oper. Und so ist es wohl eine ironische Volte des Schicksals, dass der farbenfrohe, barocke Christian Lacroix ausgerechnet eine Barockoper braucht, um das Nüchternste und Klassischste zu entwerfen, was er je gemacht hat.