40. Todestag von Carl Orff

Magier der Einfachheit

08:48 Minuten
Carl Orff sitzt hinter einem Tisch, auf dem ein kleines Buch aufgeschlagen liegt, wobei er die Arme erhoben und die Brille auf die Stirn geschoben hat.
Carl Orff war ein begnadeter Vorleser, der die Aufmerksamkeit des Publikums erst fesselte und dann dirigierte, wie er es wollte. © Imago / Michel Neumeister
Cornelia de Reese im Gespräch mit Carsten Beyer |
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Die Carmina Burana machte ihn berühmt. Seine Musik war geprägt von Rhythmus, Einfachheit und Melodiösität. Seine Instrumentenzusammenstellung, das Orff-Schulwerk, bringt noch heute die Kleinsten zur Musik. Vor 40 Jahren starb Carl Orff in München.
In München geboren, dort gestorben, im Kloster Andechs liegt sein Grab. Er blieb München ein Leben lang treu. Hier erhielt er im Elternhaus seinen ersten Musikunterricht, besuchte die Akademie und komponierte seinen ersten Stapel romantischer Lieder.
In "spätromantischen Schuhen" hatte er sich auf den Weg gemacht, der ihn zu Schönbergs Zwölftonmusik brachte und zur Sprache eines Richard Strauss. Aber es war dann doch die Berührung mit der Alten Musik, mit Monteverdi, mit Bach, die ihn zutiefst prägte. Und die Beschäftigung mit der Musik anderer Kulturen, die mit viel einfacheren Mitteln, mit Rhythmusinstrumenten arbeitete.

Reformschule in München

1924 wird Orff der Leiter der neu gegründeten Günther-Schule, die auf eine neue Einheit von Rhythmus, Musik, Bewegung und Tanz abzielte. Ein antikes Prinzip, dem Carl Orff ein Leben lang treu bleiben sollte, denn sein musikalischer Stil setzte fortan auf Schlichtheit, auf Melodiösität und auf Textverständlichkeit. Seine Orchesterpartituren verlangen keinen großen Streicherapparat, dafür umso mehr Schlagwerkinstrumente, von Glockenstäben bis Handtrommeln.
Für die Kleinsten suchte er Rhythmusinstrumente, die die Kinder animieren, schnell mitzuspielen. In diesem Mitspiel bewegen sie sich und erleben die Musik in einem ganz ursprünglichen Sinne. Das Xylofon aus Holz, das mit in die Sammlung gehört, konzipierte er zusammen mit einem Cembalo-Bauer. Für diese Instrumente komponierte er einfachste Stücke, die als "Orff-Schulwerk" bis heute etabliert sind.

Erfolge während der NS-Zeit

Orff ist während des Zweiten Weltkrieges in Deutschland geblieben. Danach betonte er immer wieder, dass vor allem seine Carmina Burana als „undeutsch“ bezeichnet wurde. Auch wurde Orffs Arbeit in der Reformschule kritisch beäugt.
Doch Orff konnte sich im System etablieren. So nahm er an einer Ausschreibung teil, die neue Bühnenmusik zu Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" forderte. Die beliebte Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy war verboten. Orffs Einreichung gefiel am meisten.
1936 komponiert er ein Stück für Kinder speziell für die Olympischen Spiele. Und während er im Ersten Weltkrieg als Soldat diente, war er nun von der Wehrpflicht befreit. Zu Hitlers Geburtstag wird er sogar aufgefordert, eine Gedenknotiz zu verfassen. Gegen Ende des Krieges schrieb Orff geschickt zweideutig: „Ich glaube an den Führer wie an den Endsieg“.

Der Mann mit vielen Gesichtern

Nach dem Krieg nutzte er die Verbindung zu einem ehemaligen Schüler, dem amerikanischer Offizier Newell Jenkins, der ihm eine weitere Arbeitserlaubnis ausstellte. Quellen wurden laut, Orff habe behauptet, an der Weißen Rose beteiligt gewesen zu sein.
Tatsache ist, dass er ein enger Freund des Weiße-Rose-Gründers Karl Huber war, allerdings nach Aussage der Witwe Huber auf rein privat-musikalischer Ebene. Die Ausarbeitungen zu diesem Lebensabschnitt sind inzwischen lang und widersprechen sich.
Er soll ein Zauberer gewesen sein, so die dritte von vier Ehefrauen, Luise Rinser. Er konnte charmant und unterhaltend sein, ein begnadeter Schauspieler. Seine Lesungen waren ein Erlebnis, denn er spielte gnadenlos mit den Emotionen seines Publikums.

Ein Ort für Orff

Aber es gab eben auch dunkle Seiten: Albträume, Dämonen, die ihn umgaben, so hat es Luise Rinser vor einigen Jahren hier im Deutschlandfunk Kultur selbst erzählt. Sie war es auch, die knallhart formulierte, dass er ein Mensch war, der genau wusste, wann er jemanden brauchte und wann nicht mehr.
Seine vierte Ehefrau, Liselotte Schmitz, initiierte in München eine Erinnerungsstätte, das Orff-Zentrum. Es ist eine Forschungsstätte, ein Veranstaltungsort, ein Hort seiner Schriften und Dokumente. Das Orff-Zentrum arbeitet dabei fest mit den Salzburger Festspielen zusammen. Auch dorthin hatte Orff im Laufe seines Lebens wichtige Verbindungen aufgebaut.
In diesem Jahr ist eine Wiederaufführung geplant: Orffs letztes Werk, das „Spiel vom Ende der Zeiten“. Das Mysterienspiel fragt nach der Herkunft des Bösen mit der Hauptfigur des Engels Lucifer.

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