Gespielte Leidenschaft
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Orgasmen sind etwas höchst Intimes - und trotzdem gab und gibt es zahlreiche Versuche, sie künstlerisch nachzustellen: Wie klingt der Orgasmus? Und wie erscheint er auf der Leinwand?
Diese Arie aus Nicola Porporas Oper "Polifemo" sang in der Uraufführung 1735 der Kastrat Farinelli. Musikalischer Orgasmus wurde die Arie schon genannt – denn die Kunst der Kastraten, den Ton zu halten und vom Piano zum Fortissimo anschwellen zu lassen – um im Bild zu bleiben – brachte Zuschauer in Wallung. Kastraten – hieß es einmal - tragen den Phallus im Mund.
Vertonung des weiblichen Orgasmus
Den Orgasmus auf eine ganz neue Stufe stellte Richard Wagner. Den zweiten Akt von "Tristan und Isolde" hat der Komponist Dieter Schnebel "das Protokoll eines Liebesaktes mit Orgasmus" genannt. Mit "Isoldes Liebestod" im 3. Akt soll Wagner mit der wellenförmigen Bewegung der Melodie erstmals den weiblichen Orgasmus vertont haben. Den provokativsten musikalischen Orgasmus zeigte Schostakowitsch in der Oper "Lady Macbeth von Mzensk". Die von der Ehe gelangweilte Katerina beginnt eine Affäre mit einem Landburschen, der stürmisch loslegt.
Dann abruptes Erschlaffen - ernüchterndes Ende der Leidenschaft. Zur gleichen Zeit, im Jahr 1933, führte der tschechisch-österreichische Spielfilm "Ekstase" mit Hedy Lamarr den ersten weiblichen Orgasmus der Filmgeschichte vor. Die Kamera zeigt ihr erregtes Gesicht, sie beißt sich in die Hand, dann folgt die Zigarette.
Es hieß, der Orgasmus sei echt, aber Lamarr meinte, den ekstatischen Ausdruck hätte der Regisseur mit einem Nadelstich in ihr Gesäß erzeugt. Mit einer ganz ähnlichen Szene sorgte Louis Malles "Die Liebenden" 1958 für einen Skandal, beim Thema Orgasmus war man im Kino der Fünfzigerjahre kaum weiter. 1972 wurde "Der letzte Tango in Paris" mit Marlon Brando und Maria Schneider zum größten Skandal der Filmgeschichte.
Freizügig, aber freudlos?
Der Film galt als Porno, obwohl der Sex nicht echt war. Aber real war die Überrumpelung Schneiders durch Brando, der vor laufender Kamera eine Vergewaltigung simulierte. Von dem Übergriff hat sich die Schauspielerin nicht erholt. Der Film-Sex war mit wachsender Freizügigkeit nicht freudvoller geworden, den Überdruss brachte der amerikanische Regisseur Rob Reiner mit dem Satz auf den Punkt: Reden ist der Sex der Achtziger. Und so ist die berühmteste Orgasmus-Szene der Filmgeschichte in "Harry und Sally" auch Teil der Konversation. Mitten im Diner führt Sally einen Orgasmus vor.
Der Orgasmus - eine Illusion. In den letzten Jahren sieht man den Orgasmus in Filmen von Gaspar Noé oder Lars von Trier auch real, aber von erfüllter Lust wie in der Barock-Arie ist man weit entfernt.