Ornithologie

Warum dieser Vogel "Kohlmeise" heißt

Den Schnabel voller Kot vom Nachwuchs fliegt eine Kohlmeise (Parus major) am 08.05.2014 aus einer Maueröffnung in Petersdorf im Landkreis Oder-Spree (Brandenburg).
Eine Kohlmeise bei der Reinigung des Nests © picture alliance/dpa, Patrick Pleul
Viktor Wember im Gespräch mit Ute Welty |
Der perfekte Vogelname beschreibt Verhalten, Aussehen oder Vorkommen. Die meisten deutschen Vogelnamen stammen aus dem Mittelalter und geben dadurch heute Rätsel auf, erklärt der Ornithologe und Sozialwissenschaftler Viktor Wember.
Der Ornithologe und Sozialwissenschaftler Viktor Wember erklärt das Geheimnis viele Vogelnamen mit ihrer Herkunft aus dem Mittelalter.
Der ideale Vogelnamen zeichne sich dadurch aus, dass er zumindest ein Charakteristikum deutlich wiederspiegele und entsprechend den Vogel leicht erkennbar mache, sagte Wember im Deutschlandradio Kultur. Die deutschen Vogelnamen beschrieben auch ihr Objekt entsprechend nach Aussehen, Auftreten oder Verhalten, leicht nachvollziehbar beim Rotkehlchen. "Die allermeisten Vogelnamen aber sind sehr alt, mindestens aus dem Mittelalter (...) und sind dadurch erklärungsbedürftig", so der Autor des 2007 erschienenen Buches "Die Namen der Vögel Europas" im Deutschlandradio Kultur.
Ursprünglich perfekt passende Namen geben heute Rätsel auf
Als typisches Beispiel eines heute rätselhaften oder irreführenden Vogelnamens nannte Wember die Grasmücke: "Der Name passt hervorragend. Leider versteht ihn aber heute kein Mensch mehr." Das mittelhochdeutsche Wort lasse sich zerlegen in „gra" für grau und „smüke" für Schlüpfer oder Ducker: "Das heißt, das ist ein Vogel, der ist grau, unscheinbar, er schlüpft ins Dickicht, man sieht ihn fast nie." Auch die Kohlmeise sei grundsätzlich gut beschrieben. Ihren Namen verdanke sie eben nicht dem Kohlgemüse, sondern vielmehr ihrer kohlschwarzen Zeichnung an der Unterseite: "Sie sieht so aus, als hätte sie sich angekohlt, als wäre sie dort verbrannt."
Mangels Beschallung durch Radio,CD-Player oder I-Phone hätten sich die Menschen des Mittelalters sehr für die Benennung von Vögeln interessiert: "Die Welt wurde beschallt von Vogelstimmen. (...) Deswegen haben wir auch allein 60 Vogelnamen in Deutschland, die Vögel nach ihrer Stimme benennen", sagte Wember anlässlich der Zählaktion "Stunde der Gartenvögel" des Naturschutzbundes NABU, bei der an diesen Wochenende jedermann aufgerufen ist, für eine Stunde in Garten, Park oder auf den Balkon die Anzahl der Vögel zu notieren, die innerhalb dieser Stunde vorbeikommen.
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