Orphea – "Lovesongs From Hell"

Neun Songs wie die Eingänge zur Hölle

08:52 Minuten
Schauspielerin und Sängerin Lilith Stangenberg
Schauspielerin Lilith Stangenberg versucht sich jetzt als Sängerin. © imago images / Seeliger
Lilith Stangenberg im Gespräch mit Martin Böttcher |
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Man kennt sie als Schauspielerin von der Volksbühne oder aus dem Tatort. Jetzt hat Lilith Stangenberg das Medium gewechselt und zusammen mit Khavn De La Cruz ihr erstes Album veröffentlicht – das beinahe aus Versehen entstanden ist.
"Love is a Dog from Hell", so heißt der Film, den Lilith Stangenberg im Jahr 2019 in Manila mit dem philippinischen Filmemacher und Poeten Khavn De La Cruz gedreht hat. Darin spielt sie Orphea, eine weibliche Form des Orpheus, der in die Unterwelt herabstieg, um seine verstorbene Geliebte zurückzuholen. Dabei ist auch ein Album entstanden, die "Lovesongs From Hell".
"Es ist eh gut, etwas zu versuchen, was man noch nie versucht hat", sagt Stangenberg über ihren Schritt vom Theater zur Sängerin. "Weil man dabei automatisch an Räume oder Orte kommt, wo man eben noch nie war und auf andere Gedanken kommt."

Drogen, Gewalt und Armut

Die Songs sind in Manila entstanden. Eine Stadt, die auf Stangenberg einen prägenden Eindruck hinterlassen hat: "Es gibt so ein Gedicht, das sagt, dass Manila der Eingang in die Hölle ist und für mich als deutsche, weiße, privilegierte Europäerin hat diese Stadt tatsächlich damals beim Drehen auch so einen Eindruck wie eine Art Vorhölle hinterlassen. Man wird an jeder Ecke mit Hunger und Drogen, Gewalt und Armut konfrontiert. Man sagt ja, die Hölle hat neun Eingänge, und deshalb hat Khavn für mich diesen neun Songs from Hell komponiert."

Eher wie hingerotzt

Die Idee war, neun Lieder zu schaffen, die möglichst unterschiedlich klingen und wenig miteinander zu tun haben. Im Begleitschreiben zu "Love Songs From Hell" heißt es: Khavn De La Cruz spielt auf einer Heimorgel von eBay für Selbstabholer mit halb defekter Begleitautomatik, während sich Lilith Stangenberg um Kopf und Kragen durch die Partituren sinkt. Trotzdem sei das Album durchaus ernst gemeint:
"Ich habe in letzter Zeit irgendwie gemerkt, dass mir oft die Dinge am besten gefallen, die so aus einer Geste oder einer Bewegung heraus entstehen. Also tatsächlich vielleicht eher wie hingerotzt oder so aussehen, als wenn man immer versucht, alles nur richtig zu machen", so Stangenberg.

Jenseits kapitalistischer Verwertungslogik

"Das Tolle an der Zusammenarbeit mit Khavn und auch mit Brezel Göring, der ja an den Drums sitzt, ist, dass beide sehr virtuos mit Fehlern umgehen können. Es ist sogar mal passiert, dass ich bei Live-Konzerten ein falsches Lied gesungen habe auf die falsche Melodie. Das haben die beiden dann sehr virtuos zur Kunst gemacht. Da steckt, glaube ich, eine interessante Philosophie dahinter."
Diese Philosophie habe auch nichts mit wirtschaftlichen Hintergedanken zu tun, sagt die Schauspielerin und frisch gebackene Sängerin:
"Ich habe in letzter Zeit gelernt, dass es ziemlich gut tun und auch anstiftend beziehungsweise belohnend ist, wenn man sich mehr auf den Prozess konzentriert, als darauf, ob es nun ein Erfolg oder Misserfolg wird."
(hte)
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