Merkel zeigt wenig Interesse für Künstler
Was bedeutet Merkels Böhmermann-Entscheidung für die Freiheit von Kunst und Satire? Der Regisseur Oskar Roehler kritisiert den Umgang der Bundeskanzlerin mit Künstlern. Er gehört zu den Unterstützern von Jan Böhmermann.
"Ich glaube, dass da wieder so ein feiner Riss mehr in dem fragilen gesellschaftlichen Zusammenhalt geschaffen wird", sagte der Filmregisseur Oskar Roehler im Deutschlandradio Kultur. Er reagierte damit auf die Entscheidung der Bundesregierung, die Justiz zu ermächtigen, einer Klage des türkischen Präsidenten Recep Erdogan nach Paragraf 103 der Strafgesetzordnung gegen den TV-Moderator Jan Böhmermann wegen dessen umstrittener Schmähkritik nachzugehen. Roehler sprach davon, dass das Vertrauen in das "wunderschöne Westdeutschland, in dem wir aufgewachsen sind", nun weiter zerbrösele.
Er sei ganz erstaunt, wie wenig sich das Bundeskanzleramt für seine Künstler interessiere. "Der Schröder hat Künstler um sich versammelt", sagte der Regisseur über den früheren SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder. "Ich bin nie von Frau Merkel eingeladen worden."
Zweifel an Ethik und Moral der Bundesregierung
Die Entscheidung werfe ein Licht auf Ethik und Moral der Bundesregierung, weil sie die Künstler und das eigene Land nicht schütze. "Aber da hätten doch ganz klare Worte gesprochen werden müssen", sagte Roehler, der zu den Mitunterzeichnern eines offenen Briefes von Künstlern zählte, der in der Wochenzeitung "Die Zeit" unter dem Motto "Liebe Regierung, jetzt mal ruhig bleiben!" diese Woche erschienen war.
Amüsiert wie in der Schule
Nach der Lektüre des Böhmermann-Gedichts habe er selbst sehr gelacht, sagte Roehler. "Ich habe mich amüsiert wie in der Schule", sagte er. "Es war halt so etwas ganz Pubertäres, so ein Spaß."