Oster-Gottesdienste in der Pandemie

Angekommen in der digitalen Welt

08:39 Minuten
Angelika Behnke, Frauenkirchenpfarrerin, spricht während eines Karfreitag-Gottesdienstes vor dem Altar der Frauenkirche.
Einige Gottesdienste finden auch noch in Präsenz statt. Angelika Behnke, Frauenkirchenpfarrerin, spricht während eines Karfreitag-Gottesdienstes vor dem Altar der Dresdener Frauenkirche. © picture-alliance / dpa / Sebastian Kahnert
Johanna Haberer im Gespräch mit Dieter Kassel |
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Die Digitalisierung habe sich durch Corona in den Kirchen durchgesetzt, sagt die Theologin Johanna Haberer. Sie lobt die Vielfalt der Angebote für Gläubige. Der Pfarrer sollte aber nicht zur "alleinigen Laienspielgruppe" werden.
In vielen Kirchen bleibt es auch am Karfreitag wegen Corona stiller als sonst. Zahlreiche Gläubige weichen in digitale Angebote aus, die inzwischen von vielen Gemeinden angeboten werden. Aber es gibt auch Gottesdienste in den Kirchen mit den entsprechenden Corona-Regeln.


Das Digitale sei für die Kirchen nur eine Komplementärlösung, sagt die evangelische Theologin Johanna Haberer, Professorin für christliche Publizistik an der Universität Erlangen-Nürnberg. "Die Kirchen sind alte Institutionen und mit dieser Coronakrise von null auf hundert in die digitale Welt geflutscht." Es sei für die Gemeinden ein Riesenaufwand gewesen, um ihre Gemeindemitglieder noch irgendwie zu erreichen.

Digitiale Vielfalt der Angebote

Seither würden Gottesdienste gestreamt oder aufgezeichnet, kleine Andachten digital gestaltet. "Es gab da jetzt eine Reihe von wirklich fantasievollen Möglichkeiten." Nicht alles sei gleich gelungen, aber in der Not hätten viele Gemeindemitglieder das auch angenommen. Auch ältere Menschen hätten nicht mehr nur auf das Kirchenblättchen zurückgegriffen, sondern hätten das Laptop aufgeschlagen und sich von ihren Enkelkindern zeigen lassen, wie es funktioniert.
In den verschiedenen Rundfunkanstalten haben es von Anfang an sehr professionelle Übertragungen von Gottesdiensten gegeben. Problematischer sei manchmal gewesen, wenn Pfarrer zur "alleinigen Laienspielertruppe" geworden seien, so Haberer. Da sie sich oft nur selbst gefilmt hätten, sei der Eindruck entstanden, als bestünde der Gottesdienst nur aus dem Geistlichen. Dabei gehöre Kirchenmusik ebenso dazu wie die Laien, die beispielsweise den Klingelbeutel herumreichten. Normalerweise wirkten etwa zehn Leute an einem Gottesdienst mit. "Die verschwanden plötzlich, und das ist in der Wahrnehmung ein existentieller Verlust."

Viele Gläubige machen mit

Die Digitalisierung der Kirchen habe sehr viel Schwung genommen, sagt Haberer. 70 Prozent der Gemeindemitglieder seien da bereits eingestiegen, wie Studien zeigten. "Da muss man ein bisschen Geduld haben und auch ein bisschen Respekt vor vielen, die bisher diese Technik grundsätzlich abgelehnt haben und plötzlich gemerkt haben. Es gibt gar keine andere Chance, die Menschen zu erreichen als so."
(gem)
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