Die große Welle kommt diesmal von den Urlaubern selbst
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An den Ostertagen geraten Gastwirte und Hoteliers an der Ostsee an ihre Kapazitätsgrenzen. Es fehlen qualifizierte Arbeitskräfte, um den Ansturm der Touristen zu bewältigen. Manche locken neues Personal mit ungewöhnlichen Aktionen.
Thomas Knoll rückt die beigen Strandkörbe zurecht. 140 Stück hat er in der vergangenen Woche rausgeholt – seit zehn Jahren vermietet Thomas Knoll die Sitzgelegenheiten am Strand in Lübeck-Travemünde. Wegen des kalten Ostwindes bringt er die Körbe erst jetzt in Stellung. Ein Glück, dass Ostern in diesem Jahr so spät in den April fällt: "Da sind die Wetterextreme meistens schon so ausgeglichen, dass man nicht mehr befürchten muss, dass noch 'ne große Sturmflut kommt. Aber wenn Ostern mehr so Ende März fällt, dann sind wir noch nicht draußen, weil sonst das Risiko zu groß ist, dass hier noch 'n großes Hochwasser kommt."
Die Strandkörbe sind noch ziemlich leer – in einem sitzt ein Pärchen aus der Nähe von Fulda in Hessen: "Ich mache es wegen der Luft. Ich finde hier oben ist 'ne ganz andere Luft. Ich liebe das. Das Wellenrauschen ist einfach toll hier, Meer ist automatisch Entspannung " An der Promenade genießen andere Urlauber den Ostseeduft: "Wir sind gerade angekommen. Wunderbar. Wetter passt. Es ist toll. Strände sind leer. Super!"
An der Küste fehlt das Personal
Nach dem Rekord 2018 sind in Schleswig-Holstein am Anfang dieses Jahres die Gäste- und Übernachtungszahlen wiederum gestiegen - um jeweils rund fünf Prozent. Timmendorfer Strand soll über Ostern aus allen Nähten platzen, erzählt Tourismuschef Joachim Nitz. Das Problem für die Gastronomie und Hotellerie ist, dass schätzungsweise 20 Prozent qualifizierte Arbeitskräfte fehlen, um den Ansturm zu bewältigen: "Das liegt daran, dass die Küste wirklich boomt und wir viele neue Betriebe dazu bekommen haben und die ja auch Personal brauchen, aber der Markt das nicht so richtig her gibt."
Das Problem ist seiner Ansicht nach, dass die Arbeitszeiten eher unattraktiv für jüngere Menschen sind. Auch in Lübeck-Travemünde, wo die Übernachtungszahlen über zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen sind, fehlen nach Angaben des Chefs vom Lübeck-Travemünde Marketing Christian Lukas jede Menge Fachkräfte: "Das heißt, es gibt Unternehmen, die zum Teil mittags nicht mehr öffnen können, also ihre Öffnungszeit reduzieren müssen, um noch am Markt bestehen zu können. Das macht mich persönlich sehr traurig."
Hoffnung auf volle Hütten über die Osternfeiertage
Auch in Mecklenburg-Vorpommern wächst die Tourismusbranche weiter. Die jüngsten Statistiken zeigen bei den Übernachtungen einen Anstieg von knapp neun Prozent, bei den Gästen sind es sechs Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Viele reisen vor allem an jene Orte an der Ostsee, wo es Spaßbäder gibt, weil sie es bei Regen und kaltem Wetter draußen dann drinnen schön warm haben z.B. im Spaßbad Wonnemar in Wismar. Jedes Jahr kommen 500.000 Gäste, meistens Familien mit Kindern, denn hier gibt es riesige Wasserrutschen: "Es macht wahnsinnigen Spaß hier zu sein."
Über Ostern werden mehr als 2.000 Besucherinnen und Besucher erwartet erzählt Sebastian Erhard Verwaltungschef im Wonnemar. Mit den ersten drei Monaten war er schon sehr zufrieden, nun hofft er auf eine volle Hütte über Ostern – 100 Beschäftigte hat er zwar, aber viele sind Geringverdiener. Auch er sucht Personal – und zwar mit einer ungewöhnlichen Aktion: Mitarbeiter suchen Mitarbeiter. Wer einen neuen Kollegen mitbringt bekommt mehrere 100 Euro Prämie: "Wenn die Probezeit überstanden ist, gibt's die erste Prämie. Nach einem Jahr bekommt er dann die zweite obendrauf."
Mit Prämien werden Mitarbeiter gelockt
Für den erwarteten Ansturm zu Ostern ist er aber mit ausreichend vielen Mitarbeitern vorbereitet: Rutschen, Springen, Schwimmen oder Saunaaufguss. Viele fahren über Ostern in die Spaßbäder in Deutschland – egal ob in Brandenburg, Nordrhein-Westphalen, Schleswig-Holstein oder Mecklenburg Vorpommern.
"Wir haben gesagt: Das gönnen wir uns mal. Alles spricht dafür. Und die Kinder haben Spaß!"
"Wir haben gesagt: Das gönnen wir uns mal. Alles spricht dafür. Und die Kinder haben Spaß!"
Wem die 20 Grad draußen reichen, der genießt ein Kaltgetränk am Steinhuder Meer oder einem Baggersee in Niedersachsen - oder eben auch in Lübeck-Travemünde am Strand, wie Thomas Knoll hofft: "Ich rechne schon damit, dass wir ziemlich viele Gäste kriegen, deshalb habe ich auch 'n Schlach reingehauen, jeder konnte ja sehen, wie warm es werden soll. Also ich rechne schon mit dem ersten großen Ansturm in diesem Jahr."
Den Bikini können die Urlauberinnen wahrscheinlich getrost zu Hause lassen, aber an der Nord- und Ostseeküste sind die Hotels über Ostern schon zwischen 70 und 90 Prozent ausgebucht. Deshalb rechnet auch der ADAC mit Staus entlang der A7 und der A1 sowie der A20.