Frances Andreasen Østerfelt, Anja C. Andersen, Anna Błaszczyk: "Marie Curie: Ein Licht im Dunkeln"
Übersetzt aus dem Dänischen von Franziska Hüther
Knesebeck Verlag, München 2020
136 Seiten, 22 Euro
Eine strahlende Persönlichkeit
05:55 Minuten
Diese Graphic Novel entwirft ein starkes Bild Marie Curies. Sie erzählt von ihrer Ausdauer und ihrer Leidenschaft - auch außerhalb der Physik. Eine großartige, geschickt collagierte Hommage.
"RRRaaaAAAADDIUM!!!" ruft ein grün leuchtender Mann quer über eine der Doppelseiten in dieser Graphic Novel. Rings um ihn tanzen kleine Foto-Vignetten mit Produkten des "Radium-Wahnsinns" im frühen 20. Jahrhundert: Radium-Zigaretten, -Schokolade, -Schuhcreme und -Tinte, radioaktive Seife und Zahnpasta. Das Ganze ist eine Collage aus Fotos, Zeichnungen und Schriften, so bewegt und einfallsreich gestaltet wie dieses ganze Buch über die Entdeckerin des Radiums, Marie Curie.
Drei Frauen über das Leben einer Frau
Drei Frauen haben sich zusammengetan, um von einer der außergewöhnlichsten Frauen in der Wissenschaftsgeschichte zu erzählen: Die Ärztin und Künstlerin Frances Andreasen Østerfelt, die sich schon lange mit Marie Curie beschäftigt, und die Astronomin und Wissenschaftspublizistin Anja C. Andersen kommen aus Dänemark. Die Bilder stammen von der polnischen Illustratorin Anna Błasczczyk, die vor allem mit animierten Filmen bekannt geworden ist. Zusammen haben sie ein Buch gemacht, das viele wenig bekannte Episoden aus dem Leben der polnisch-französischen Physikerin erzählt.
Entdeckung des Poloniums, des Radiums und Actiniums, erste Professorin an der Sorbonne, Pionierin bei der Erforschung der Radioaktivität, erste Nobelpreisträgerin überhaupt, für Physik, später noch ein zweiter Nobelpreis für Chemie. Das sind die bekannten Schlagworte für Marie Curie. Dieses Comicbuch bringt einem die Person hinter diesen Schlagworten nahe.
Der Vater förderte ihr Talent
Da ist zuerst ein kleines Mädchen aus einer Lehrerfamilie im russisch besetzten Polen. Das Leben unter der Fremdherrschaft und der Einsatz für ein freies Polen werden zu wichtigen Themen in Marie Curies Leben. Marie verliert mit zehn Jahren ihre Mutter, aber sie hat einen Vater, der ihr Talent früh fördert, mit ihr gemeinsam Experimente durchführt, ihr und den Geschwistern vorliest. Auch später bleibt er ein wichtiger Berater für seine Tochter.
Um dem besetzten Polen und den schlechten Bildungschancen für Frauen zu entkommen, fasst der Vater zweier Töchter einen Plan: die ältere Schwester Bronia geht nach Paris und studiert Medizin. Das Geld für das Studium der Schwester verdient auch Marie, sie arbeitet dafür in Polen auf dem Land als Gouvernante. Wenn Bronia in Paris Ärztin ist, holt sie Maria nach und unterstützt dann wiederum sie beim Studieren. Der Plan funktioniert.
Eine einfallsreich gestaltetes Buch
In Paris begann der Aufstieg Marie Curies zu einer Vordenkerin der Wissenschaft, und das Buch begleitet sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1934. Diese Comicbiografie vermittelt ein starkes Bild von der Person Marie Curies, von ihrer Ausdauer, ihrer Leidenschaft - auch außerhalb der Physik. Das liegt an den geschickt ausgewählten Ausschnitten aus Briefen und Tagebüchern wie auch an der stringenten Dramaturgie der in vier Kapitel unterteilten Lebenserzählung.
Vor allem aber erzeugen die Bilder von Anna Błaszczyk eine große Nähe zu den Situationen und Menschen im Leben von Marie Curie. Die Bilder sind frei collagiert aus Zeichnungen und Dokumenten, in einer originellen Scherenschnitt-Ästhetik und in zarten Farben, mit vielen überraschenden Einfällen. Einige Seiten und der Umschlag strahlen in dem merkwürdigen grünblauen Licht, das Marie Curie bei ihrer Erforschung der Radioaktivität begleitet hat.
Ein Buch, das dieser grandiosen Frau gerecht wird!