"Zuwanderung war immer gut für Deutschland"
Als Bundesinnenminister setzte Otto Schily eine rigide Sicherheitspolitik durch. In der aktuellen Flüchtlingsdebatte plädiert er dafür, die Zuwanderer als Gewinn zu sehen.
Seine politische Karriere hätte Otto Schily gerne mit dem Amt des Außenministers gekrönt. Dieser Traum platzte mit dem Ende der rot-grünen Bundesregierung 2005. Seitdem hat sich der ehemalige Bundesinnenminister aus der aktiven Politik zurückgezogen und arbeitet wieder als Anwalt.
Als Strafverteidiger mit messerscharfem Verstand und eindrucksvoller Formulierungskunst entdeckte ihn die Öffentlichkeit Anfang der 1970er-Jahre, als er beispielsweise die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin vor Gericht vertrat. 1980 gehörte der Sohn aus großbürgerlichem Hause zu den Gründungsmitgliedern der Grünen.
Neun Jahre später wechselte er das Parteibuch und erklomm die Karriereleiter mit Hilfe der SPD bis ganz nach oben. Aus dem "rebellischen" Anwalt von Terroristen wandelte sich Schily zum konservativen Law-and-Order-Mann der rot-grünen Bundesregierung.
Im Deutschlandradio Kultur sprach der ehemalige Innenminister nicht nur über sein politisches Leben, sondern nahm auch zur Flüchtlingsdebatte Stellung. Schily appellierte, den Blick hier zu öffnen:
"Wenn wir in der Geschichte zurückblicken, hat uns Migration immer gut getan, Zuwanderung war immer gut für Deutschland."
Ohne die Zuwanderer aus der Türkei etwa wäre der wirtschaftliche Aufbau des Landes nicht zu schaffen gewesen.
Syrer können unsere loyalsten Bürger werden
Jetzt kämen die Zuwanderer vor allem aus Syrien und auch sie können aus Schilys Sicht zu einem Gewinn werden:
"Die syrischen Menschen, die jetzt zu uns kommen, wenn wir die ordentlich aufnehmen - die kommen aus einen schrecklichen Inferno - die werden die loyalsten Bürger unseres Landes, wenn wir die anständig behandeln."
Die Bundesrepublik habe in der Flüchtlingspolitik allerdings "einige große Fehler" gemacht:
"Wir haben das Problem verschleppt. Ich habe schon vor Jahren gesagt, wir müssen wissen, was das für einen enormen Druck gibt - Zuwanderungsdruck - und wir haben uns darauf nicht eingestellt."
Man könne daher nicht einfach wie Frau Merkel entscheiden, die Grenzen zu öffnen.
Deutschland stehe nun vor der merkwürdigen Situation, dass es außerordentlich schwierig sei, auf legalem Wege ins Land zu kommen. Auf der anderen Seite gelinge dies ganz einfach auf illegalem Weg.
"Das ist ein Widerspruch, den müssen wir auflösen. Da sind viele Fragen zu beantworten. Ich bin der Meinung, wir müssen verstehen, dass wir eine aktive und keine passive Zuwanderungspolitik betreiben müssen."