Otto Waalkes wird 75
Der vielseitige Komiker und Künstler Otto Waalkes © picture alliance / dpa / Felix Hörhager
Tiktoker, Ampelmann und ernsthafter Pinselschwinger
Pünktlich zu seinem 75. Geburtstag am 22. Juli grüßt Otto Waalkes wieder von der Spitze der deutschen Singlecharts. Der „Friesenjung“ gilt schon lange als einer der größten Komiker des Landes. Seine Karriere hat aber auch erstaunliche Facetten.
Linkisch hüpfend, anarchisch blödelnd, in verschiedene Rollen schlüpfend – so kennen die allermeisten Deutschen Otto Waalkes. Erstaunlicherweise gilt das bis heute auch für junge Leute. Nicht schlecht für einen nun 75-Jährigen, der sich sein Geburtsjahr 1948 beispielsweise mit König Charles III. teilt. Im kulturellen Gedächtnis Deutschlands hat er sich längst verewigt. In den 1970er-Jahren erobert er „Holla-dahiti“-rufend zunächst die Bühnen und dann das Fernsehen.
Er erzielt Publikumsrekorde mit einem Humor, der nie politisch, aber immer antiautoritär ist. Geprägt wird der gekonnte Nonsens auch durch die Zusammenarbeit mit Autoren der sogenannten "Neuen Frankfurter Schule". Robert Gernhardt, Bernd Eilert und Peter Knorr schreiben über Jahrzehnte Texte, Lieder und Programme. „Es geht jedoch alles von der Person aus, alles durch die Person hindurch – ohne die geht gar nichts“, erklärt Eilert jüngst im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk Waalkes' Einzigartigkeit.
Und Otto - Mann und Marke zugleich - erfindet sich munter neu und sammelt weiter überraschende Attribute:
Otto – der Tiktoker & Chartstürmer
Mit Langspielplatte und Musikkassette versorgte er seine ersten Fans, heute liefert Otto auch kurze Videoschnipsel. Mit Erfolg: Auf Tiktok, das zu den sozialen Medien mit der jüngsten Nutzerschaft zählt, hat er rund 450.000 Follower gesammelt. Der Ü70er-Waalkes verkehrt damit dort ihn ähnlichen Sphären wie die omnipräsenten Entertainer Joko & Klaas.
Den neuen digitalen Ruhm hat die Zusammenarbeit mit Ski Aggu und Joost Klein befördert. Die beiden Rapper, die seine Enkel sein könnten, haben den 30 Jahre alten Hit „Friesenjung“ als Dance-Version gesampelt. Fünf Wochen rangierte die Nummer zuletzt auf Rang 1 der deutschen Single-Charts, erst jetzt wieder auf Platz zwei verdrängt von einem ähnlichen Alt/Jung-Duo: Udo Lindenberg und Apache 207. "Kuriosum der Geschichte: Waalkes und Lindenberg sind eng befreundet, seit sie Anfang der 1970er-Jahre gemeinsam in der Villa Kunterbunt, einer Künstler-WG in Hamburg, lebten.
Otto – der Maler
Kunst tue ihm gut, betont Otto zu seinem 75. Geburtstag. Zu den spannendsten Erlebnissen der vergangenen Jahre zählt er „die Wiederentdeckung der Malerei und des Vergnügens, das ich dabei empfinde“. Und so verwundert es nicht, dass man Waalkes' Werken derzeit auch im Museum begegnen kann. Das Buchheim-Museum am Starnberger See widmet ihm noch bis November eine eigene Ausstellung. In 200 Werken galoppiert Otto durch die Kunstgeschichte und liefert urkomische Hommagen an Dalí, Picasso oder Warhol. Das Können kommt nicht von ungefähr.
Schon als junger Mann hatte er die Leidenschaft für Pinsel auf Leinwand für sich entdeckt. Nach Ablehnung im Fach „Freie Malerei“ studierte er Kunstpädagogik an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Als Lehrer hat er zwar nie gearbeitet, dann und wann unterrichtet er dennoch und will Kinder für Kunst begeistern.
Otto – der Gewürdigte
Bei einer Karriere, die inzwischen 50 Jahre überspannt, bleiben Ehrungen nicht aus. Da wäre das Übliche zu nennen: Bambis, Goldene Kameras und der deutsche Comedypreis natürlich. Auch Ernsthaftes ist dabei: Seit 2018 ist Otto Waalkes Träger des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Sein Ottifant zierte schon eine Sondermarke der Deutschen Post und als zentimetergroße Figur blödelt Waalkes im Hamburger Miniatur-Wunderland. Die vielleicht treffendste Geste der Verehrung hat ihm wohl seine Heimatstadt Emden gewährt, deren Ehrenbürger er ist, und wo sich schon seit 1987 ein kleines Otto-Museum findet. Seit 2019 ziert er charakteristisch hüpfend als Ampelmann das Stadtbild. Immer grün für den Kult-Komiker.
Otto – der Kinoheld
An 15 Kinofilmen hat Otto bis dato mitgewirkt. Mit dem Begriff „Kunst“ würde das Feuilleton die meisten der Filme eher nicht in Verbindung bringen, aber der manchmal schlichte Holzhammerhumor hat offenbar seine Fans. Bis heute gültig ist Ottos Publikums-Bestmarke: 14,5 Millionen Menschen (in West- und Ostdeutschland zusammengerechnet) sahen sein Erstlingswerk „Otto – der Film“ im Kino. Zum Vergleich: Mit 4,5 Millionen Zuschauern war die Blockbuster-Fortsetzung von „Avatar“ im vergangenen Jahr der erfolgreichste Kinofilm in Deutschland.
Aber auch an anderer Stelle veredelt Otto das Kino mit seiner blödelhaften Originalität. Als Synchronsprecher wirkte er an zahlreichen Animationsfilmen mit. Das machte er so gut, dass die Produzenten der „Ice-Age“-Reihe aus den USA seine Version zum Vorbild für alle internationalen Stimmen machten.
dpa, Munzinger, Dlf