Christo sagt Kunstprojekt ab − wegen Trump
Seit 1997 arbeitet der Künstler Christo am Projekt "Over The River" und hat etwa 15 Millionen Dollar investiert: Ein etwa 60 Kilometer langes Stück des Arkansas River sollte mit Stoffplanen überdacht werden. Da der Flussabschnitt den USA gehört und damit Trump zum Landbesitzer macht, will Christo nicht mehr weitermachen.
Seit 20 Jahren arbeiten Christo und anfangs auch noch seine inzwischen verstorbene Ehefrau Jeanne-Claude an diesem Projekt. Jetzt nicht mehr, wie auch der New Yorker Sender NY 1 berichtet.
Nicht mit diesem "Landlord"
Nicht mit diesem Landbesitzer, so hat es Christo der Zeitung "New York Times" erklärt. Er könne kein Projekt umsetzen, das diesem Grundherrn zu Gute komme. Der heißt seit Ende vergangener Woche Donald Trump. Christos Verhüllung des Arkansas River hätte sich über einem Flussabschnitt abspielen sollen, der dem Staat USA gehört.
"Ein dramatisches Nein", nennt die "New York Times" die Absage. Damit habe ein bedeutender Künstler den Krieg der Kulturwelt gegen Trump eskaliert. Es ist eine mächtige Fortsetzung von J20, eines Künstlerprotestes u.a. unterstützt von Richard Serra und Cindy Sherman gegen den Amtsantritt Trumps am 20. Januar.
Ein Fluss mit einem Gewebe-Dach
Der besonders unter Wildwasser-Flößern beliebte Arkansas River schlängelt sich durch vier US-Bundesstaaten, bevor er sich schließlich in den Mississippi ergießt. Von den insgesamt 2300 Kilometern des Flusses wollte Christo einen Bruchteil - rund 60 Kilometer nämlich - mit einem Gewebedach überspannen.
Es hätte ein silbrig schimmerndes Dach werden sollen - ein Stoff, ähnlich womöglich dem, den Christo bei seiner Reichstags-Verhüllung in Berlin nutzte. Getragen von am Ufer verankerten Stahlseilen.
"Es ging durch die Clinton Regierung. Danach gab es schwierige Zeiten mit Bush Junior für zwei Jahre. Schließlich kam Obama."
2011 genehmigte die Obama-Regierung schließlich das Projekt - damit war es aber immer noch nicht endgültig bewilligt. Denn ein Jahr später legte eine lokale Organisation Beschwerde gegen die Entscheidung ein, auch aus Umweltschutzgründen.
Auf seiner Internetseite erwähnt Christo die Kontroverse mit Präsident Trump nicht. Dort heißt es nur:
"Nach fünf Jahren Rechtsstreit möchte ich möchte nicht länger auf das Ergebnis warten. Ich danke allen die Teil dieser Reise waren."
Im vergangenen Juni hatte Christo mit seinen "Floating Piers" die Besucher des Iseo-Sees in Italien verzaubert. Es sei, wie über Wasser zu laufen, hatte Christo vorher ganz andächtig erklärt.
"Ich habe niemals geglaubt, dass Trump gewählt werden würde"
Der Andrang auf die mit leuchtend orangenem Stoff abgedeckten Stege war so groß, dass die Installation vorübergehend eine Zwangspause einlegen musste. Ein Erlebnis, dass es nun am Arkansas River nicht geben wird.
Ob er denn noch etwas zu Präsident Trump sagen wolle, fragte die "New York Times". Christo erwiderte nur: Er habe niemals geglaubt, dass der gewählt werde. Und seine Entscheidung spreche doch wohl für sich.
Oder, wie er im ARD-Interview anlässlich seines 80. Geburtstags 2015 erklärt hatte: Viele seiner Ideen seien langwierig, davon lasse er sich nicht abhalten. Es brauche keine Geduld, sondern Leidenschaft. Die aber, so darf man annehmen, bringt Christo für den neuen Präsidenten wohl nicht auf.